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Diverses:Kemal und das Kamel mit dem Makel

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Wir schreiben eine frühe Zeit, eine Zeit, wo es in der Wüste doch auch schon heiß war und alle Wege, die nach überall hin führen und nicht nur nach Rom, zugestreut waren und so den einsamen Wanderer in die Irre leiteten, in die Windungen eines Kreises, eines Teufelskreises, der einen zum Selbigen zu führen droht, wenn man keine anderen Orientierungspunkte, wie die Sterne, eine Oase oder ein reines Herz hat.

Einleitung

Kemal

Glücklich war der, der ein Kamel hatte und noch glücklicher der, der ein hübsches Kamel hatte, wie das Kamel des Kemal, eines Kameltreibers, der auf der Weihrauchstrasse arbeitete, die damals kaum so genannt werden konnte.

Seine Reise begann in der Nähe einer solchen todbringenden Wüste, der Nefud, nämlich in der Stadt Tayma, auf den Koordinaten 27° 37′ 15″ N, 38° 32′ 10″ O, deren See Gott sei Dank zu einer Salzpfanne geworden war und so Grundlage einer soliden Existenz werden konnte, wenn man keinen Weihrauchbaumgarten besaß, aber ein Kamel und gute Ausdauer.

Kemal war ein den harten wirtschaftlichen und klimatischen Bedingungen gut angepasster Mann ohne große Illusionen. Er war kein normaler Beduine, der sich, nachdem er sich mit seinem Kamel nach einer Salzzuladung in Bewegung setzte, im Verlauf der Reise an seinem hübschen Kamel mit zunehmender Einsamkeit erfreuen konnte. Nein, die übliche Liebe zu Tieren war nichts für ihn, er sah die die langen Wimpern nicht, die verträumten, großen, schwarzen Augen, die von ihnen beschattet wurden und seidig glänzten. Er bemerkte nicht die langen, langen Beine, die, elfengleich zart behaart die Blicke Reisender auf sich zogen und sie zwischen sich gefangen hielten, nicht die runden Wölbungen, die apart aus der Silhouette hervorragten....halt....ungleich hervortraten!

Wortkarg befehligte er es und wortkarg nickte er vorbeikommenden Weihrauchhändlern zu und grüßte knapp. „Die halten sich auch immer für was besseres“ murmelte er und wohl auch diese und Kemal zog sich die Kufiya auch aus Schutz vor allzu entgegenkommenden Reisenden noch weiter ins Gesicht und dachte nur an zuhause.

Nach mehreren Stunden ritt er in die Dunkelheit der Nacht: er war diese Route schon so oft geritten, doch böse Winde machten sich auf, um noch ein letztes Mal die Beduinen zu warnen, zur Rückkehr zu mahnen, weil sie Schreckliches in der Wüste gesehen hatten. Kemal juckte das nicht, aber die vielen kleinen Soldaten, die sich auf der hübsch betroddelten Decke seines Kamels breitgemacht hatten, schon: er hielt Ausschau nach einer Rastmöglichkeit, seine Augen waren müde. Er stieg ab vor einer großartigen Kulisse roten Sandes, aus dem Dünen wie fremdartige, doch sanft geformte rotsandsteinfarbige Schlösser hervorwuchsen und stolperte fluchend über Sandsteinartefakte, die den Boden bedeckten, als hätte sie ein Riese fallen gelassen. Seine Frau hatte ihm leckere Butterbrote gemacht, mit Ziegenkäse, den er so liebte und Hammelfleisch.

So legte er sich 40 km nordwestlich von Tayma in den Schatten eines größeren Steines hin, brannte ein Feuer an und dachte wieder einmal über sich, seine Vergangenheit und seine Karrieremöglichkeiten nach. War Zeit für eine innere Inventur gekommen? Aber nicht schon wieder! Er hätte ja nun wirklich mehr aus sich machen können. In Al-'Ula hätte er Oasenschankwirt werden können, wenn er Herr über seine Kamelrennenwettsucht geworden wäre, vielleicht hasste er deswegen auch Kamele...und insbesondere sein Kamel, das einzige, was ihm vom Erbe seines Vaters, von zwei Kamelen, übrig geblieben war.

Kemal

Unheimlich, wie sich die Dunkelheit wie eine schwarze Decke über die Landschaft legt. Sie lassen die inneren Fata Morganas kommen, die viel schlimmer als die anderen sind, diese nicht mit dem Blick fest erfassbaren - es werden die Stimmen lauter, die an meine Ohren dringen und mir aufzählen, was ich bisher falsch gemacht habe im Leben. „Ja, ja, ja, scheiß Noten, scheiß Beruf und dann nur die Tochter eines Flickschneiders geheiratet, ja ja, Du hast ja, wie immer recht, hör nur auf mit Deiner Rechthaberei, ich habs verstanden, kanns aber nicht mehr ertragen“. Doch die Stimme erzählt unablässig von meinen kleinen und großen Sünden, wie ich meine Kinder geschlagen, manchen fremden Frauen am Ramadan auf der Straße hinterher gesehen, die Hütte wieder einmal nicht gestrichen, nicht im Haushalt geholfen hatte oder zu einer größeren Reise aufgebrochen war, ohne meiner Frau ein Abschiedsküsschen zu geben.

Kemals Fantasie

„Was wäre denn, wenn ihr euch nie wieder sähet? Allah der Allmächtige trachtet sicher danach, Dich zu strafen. Es ist nur eine Frage der ...“ „Der Zeit, jajaja“ vervollständige ich. Es ist die Angewohnheit des bösen Geistes in letzter Zeit, Sätze nicht zu vervollständigen, um mich noch mehr in seine Rede einzubeziehen, passiv noch eindringlicher wirken zu können und so scheint es mir, als sei er gar das Spiegelbild meiner selbst, als sei der Erzählende und Anmahnende gar beides, gut und böse, zusammen, so gerecht und so zerstörerisch und ohne Hoffnung auf Besserung hält er immer bei mir Inventur.

  • „Weißt Du, wie Du Allah den größten....?

„...Gefallen tun könntest? Nein – ich warte!!“

  • „Nein - ....den größten Ramadansieg beim Mannschaftsfasten geschenkt hattest? Und nun? Du machst ja gar nichts mehr!!!“
  • “Erinnerst Du Dich noch daran, dass Du Deiner Schwägerin Ayse....“
  • „...heimlich beim Duschen zugeschaut hattest! Ja, natürlich, aber was sie nicht weiß...!“
  • “...nein...“
  • “...Wäsche gestohlen hattest?“
  • “...nein....versprochen hattest, mit ihren Kindern die Moschee letzten Sonntag zu besuchen?“
  • “Aaaarrrgh - lass mich in Ruhe!“

Ein Orkan

Wie ein mächtiger Zyklon führte er einen furchtbaren Derwischtanz auf, so wie sich der Sand in der Ferne erhob und an das Meer erinnerte, so nah donnerte er bei ihm: er zählte mit leiser unhörbarer Stimme ein Riesenregister auf und resümierte – immer wieder: „Du hast dies gute Leben nicht verdient, Du bist ein Versager“, „Versager!“, „Es gibt nur eine Konsequenz aus Deinem Leben!“ „Beende es!“, „Wurm!“

...nicht ohne den bösen Geist

Er presste beide Hände fest auf meine Ohren, so ruckartig und schnell, dass selbst das sonst so träge Kamel zusammenzuckte. Sein Fuß stob dabei ins Feuer, so dass er sich ein wenig verbrannte. Er schloss die Augen, und biss auf die Zähne, nicht nur wegen dem Mangel an jeglicher Brandheilsalbe; der böse erzählende Geist blieb in seinem Kopf und so fanden beide bis zum frühen Morgen keine Ruhe. Bis er einnickte.

Und da konnte er endlich von fernen exotischen Ländern träumen, die Wasser im Überfluss hatten, sogar Bäume, die je nach Jahreszeit die Farbe ihrer Blätter änderten und so viele große Blätter hatten, dass sie schon mal abfallen und dort war es so, als sei es immer Winter, man fand so viele kahle Bäume. Als gehörten sie nicht hierhin. Wie er.

Kemal

Mit einem halben Ohr noch höre ich Geräusche wie Schritte, die sich zu entfernen scheinen, sie verlieren sich in der Stille des kurzen Atemzugs eines hoffnungsvoll auf den nächsten Morgen Wartenden, während ich selig die Betäubung des Schlafs erwarte, bis die Sonne aufgeht. Es ist Ende Oktober.

Morgendliches Drama

„Verdammtes Arschloch von Kamel“, „Du bist wahrlich – beim Propheten – ein Kamel“, „Bewege Deinen Arsch!“, während er vom verträumt-verliebten Blick seines Tieres gestreift wurde. „Du bist zu dämlich für ein Kamel!“ Es ging ihm nicht schnell genug.

Die Sonne stand schon höher, wieder einmal hatte er verschlafen. Immer diese ewige Arbeit! Schnell erstickte er die Glut mit etwas rotem Sand, wieder war die großartige Einsamkeit und Stille da, wieder die Dünen, die wie Zinnen einer gewaltigen Anlage fast greifbar erschienen, doch so weit weg waren. Er stolperte über auf dem Boden verteilte Steinbrocken.

„Gestern war es wieder schlimm – welcher Hekim würde mir helfen können?“

Gedankenversunken stammelte er gequält die Schrecken der gestrigen Nacht mit der stillen Gewissheit nach und es war für ihn klar, dass diese Besuche doch immer aufdringlicher wurden, sie entwickelten eine grausige Eigenständigkeit und hörten nicht auf seine Befehle, sie ließen sich nicht einsperren, wie früher, als er noch seine Gōza hatte und diese Wasserpfeife jeden Abend mit Befriedigung anbrennen konnte, als die Geschäfte noch besser liefen.

Das Kamel

„Wieder hat er nicht gefrühstückt!! Schade, dass Herrchen so schlecht schläft – am anderen Morgen ist er immer so muffig. Ich wünschte, ich könnte ihm besser helfen, aber mir werden nachts die Hände gebunden. Ich nehme immer in seiner Nähe Platz, um ihn zu wärmen. Aber er setzt sich daraufhin wieder woanders hin. Und auf Dauer ist mir das dann doch zu anstrengend. Schade, dass ich nicht kochen kann“.

Erkenntnis

Seine Frau konnte es allerdings auch nicht.

Das Kamel

Das Kamel

„Ah – der feine, rote Sand, wie gut er meinen Füßen tut. Herrchen trägt heute aber hauteng – hihi – ich liebe seine knackige Figur, seinen Dreitagebart, seine schönen, kleinen Augen und sein tiefschwarzes, krauses Haar und die Art, wie er genervt seinen Kopf kreisen lässt und wie er mit sich selbst spricht: Er ist am hübschesten, wenn er böse ist. Wenn er nur wüsste, dass ich gegen seine Stockschläge unempfindlich bin und mir hingegen andere Dinge dabei vorstelle, ihn einbeziehe....“

„So nun kommen wir in eine Senke mit besonders tiefem Sand. Autsch, mein hinterer Höcker tut mir so weh, die Sonne strahlt so giftig-brennend-heiß hernieder. Ob es ein Sonnenbrand ist? Oder - hatte eine Bremse ein Blutmahl gehalten und sich die Wunde entzündet? Himmel, es wird immer schlimmer, da habe ich kaum ein Auge für die schöne Landschaft und die gruseligen Bäume. Schmerzen sind ja überhaupt nicht gut für meinen Teint!“

„Hoffentlich verläuft er sich nicht! Ich kenne mich hier nicht aus!“

Der Makel

Geboren aus dem Blut vergehe ich wieder in diesem. Niemand kennt meine Gestalt, ich kann weder sehen, noch riechen, noch schmecken, doch bin ich voller Gefühl und habe den siebten Sinn. Langsam breite ich mich heimlich aus und bemächtige mich Deiner. Ich zähle die Zeit nicht in Minuten und nicht in Sekunden. Und doch bin ich Deine Uhr: Du gehst mit meiner Fülle zur Neige hin und bestimme Deine Zeit. Es helfen keine Beteuerungen und keine Beruhigungen, ich höre Dein beklemmtes Lachen an der Oberfläche nicht - ich weiß nicht, was Gnade ist“

Treffend

So sprach der kleine rote Punkt auf dem Kamelhöcker, der etwas größer, als der andere war, voller Arroganz. Ja, es war ein Schönheitsmakel! Er vermochte das Kamel nicht nur in seiner Eitelkeit zu quälen, sondern auch mit Schmerzen, grinste breit tief versunken in der körperlichen Struktur jedes Mal besonders sehr, wenn der Höcker zur Seite wippte und dem Kamel besonders weh tat.

Die drei trafen schließlich auf eine Gruppe von Beduinen. So wie die Zeit in der Wüste nichts wert ist, so widernatürlich schnell hatten sich die fünf Punkte des Horizontes, der vom Himmel in einem Blau unendlicher Weite gemalt worden war, ihnen genähert und standen nun, tief vermummt, vor ihnen. Das Gesetz der Wüste schreibt ganz zuoberst Höflichkeit vor, so nahmen sich die Fremden noch vor dem ersten Gruß an Kemal das Kamel Kemals vor und schauten ihm ins Maul, strichen über die fein gestalteten, straffen Seiten des Tieres, spürten die feinen Härchen, als ob diese sich nach Berührung sehnten. Sie blickten in seine großen Augen, bewunderten die drahtigen Beine, die von Muskeln umädert wurden, die feinen Hufe: sie grüßten ihn als Effendi, als Edelmann, als Herrn. Welch ein großartiger Mann musste vor ihnen stehen!

Kemal aber hatte keine Augen für die Höflichkeit der Fremden und wollte nur wissen, wo der nächste Hekim in dieser verlassenen Gegend zu finden sei. „Dein Kamel braucht doch keinen Hekim – es könnte prachtvoller kaum sein!“ Ihm war klar, dass er mit seiner offenen Frage nach einem Arzt ein Vabanquespiel begonnen hatte; Gott, was war das dämlich!

Es war ungünstig, sich vor Fremden in dieser einsamen Gegend auch noch als schwächlich zu deklarieren und ihnen unter Umständen damit ein Spiel schmackhaft zu machen, das wohl kaum das offene Licht der Sonne vertrüge. Es war günstig, nun deren erste Vermutung zu stärken: „Ach, nun, das ist nur der erste Eindruck“ Hilfesuchend blickte er auf dem verhassten Tier umher. „So... schaut her, es ist ein Schönheitsfehler – der Höcker, da...größer als der andere!“

„Wir sind nicht unbegabt, Askim, schau er sich den Höcker an!“ Askim stieg auf das Kamel und betastete den zu groß geratenen Höcker und bemerkte eine kleine kahle Fläche, die er vorsichtig betastete. Sofort brüllte das Kamel voller Angst gezeichnet und entledigte sich des forsch forschenden Fachmanns. Als Askim sich wieder aus dem Sand, in den er kopfüber gestürzt war, erhoben hatte, meinte er „Ja, es hat Schmerzen! Da kann nur ein Hekim helfen!“

Nachdem die Fremden mit ihm Tabak und Datteln getauscht hatten, wobei Kemal die milde mathematische Begabung der anderen festgestellt hatte, zogen sie mit Friedenswünschen auseinander.

Zu dritt allein

Tagelang begegnete den dreien nun keine Menschenseele mehr. Während er nachts vom Geist gequält wurde, war er tagsüber Statist merkwürdiger Vorstellungen: ab und an sahen die beiden von fern Scharen von Geiern aufsteigen, die von Kadavern zeugten. Als sie die Stelle erreichten, war nichts zu entdecken – außer weiterer Stille, weiterer Einsamkeit und weiterer blauer weiter Himmel. War die Zeit stehen geblieben? Es war unheimlich, sie wie unter einer Glocke fliegen zu sehen, so geräuschvoll sie sein mochten, war der Ton wie abgestellt und man sah ein pantomimisches Treiben. Leicht war es sich vorzustellen, dass jemand so sich hinter einen stellen konnte und bis kurz vor der Berührung nicht bemerkt würde!

Mithin wäre jedoch eine stillgesetzte Zeit nicht ungünstig, denn die Wasservorräte näherten sich langsam dem Ende, dachte er, praktisch veranlagt. Hatte er sich verlaufen? Irgendwo hier müssten doch solch große rotsandfarbige Dünen, die wie Zinnen aussehen, sein und von der Nähe zu rotsandsteinfarbigen Felsen zeugen! „Damaskus – wo bist Du?“

Kemal

„So eine Sänfte zu haben, hat schon viele Vorteile. man braucht nur ein paar Sklaven und dann geht’s ab. Vielleicht kann ich das Kamel ja gegen eine Sänfte eintauschen und vielleicht habe ich dann auch Erfolg bei den jungen Dingern in der Oase oder ich teile das Kamel und tausche es gegen zwei Sänften. Davon lasse ich eine in Damaskus stehen und eine in Tayma und wenn ich dann in einem Ort ankomme, kann ich dann gleich mit einer Sänfte zurückfahren...ich ziehe damit einen Salzhandel auf, wovon sich die Stammesältesten noch in 1000 Jahren vorm Feuer erzählen werden“.

Auf den Flügeln der Phantasie

Er phantasierte. Wenn alle großen Pläne aller Jungunternehmer umgesetzt worden wären, hätten die Feuer der Alten sicher rund um die Uhr gebrannt, aber so brannten sie halt nur einige wenige Stunden. Kemal hatte zwischenzeitlich wieder auf dem Kamel trotz dessen Schmerzenschreie Platz genommen und federte jede Bewegung des Wüstenschiffs mit schlaksigen Bewegungen ab. Seine Augen waren weit aufgerissen und auf seinen Lippen hatten sich Furchen von Trockenheit gebildet. Er sang etwas, wovor sich das Kamel erschreckte. Das machte er doch sonst nie!

„Ich badete im Toten Meheheer, das ist schon lange heheheeer“ „Hihi“ „Oh oh Soraya - in As-Suwayda geht es mit uns wei-wei-weiter.......“ "Die Zuckerpuppe aus der Bauchtanztruppe" „Haha“

Das Kamel

„Diese Schmerzen werden immer schlimmer – es reißt so furchtbar, wenn mein Süßer mitschwankt....Arrrghs, es tut so weh....“ „So ein Sonnenbrand hats in sich!“

Der Makel

„Herrlich, die Wärme tut so wohl und da wächst es sich umso besser, nur mach ich mir wegen der Trockenheit sorge. Ich fühle mich so ungeschmeidig und irgendwann kann selbst ich nicht mehr wachsen. Wachse ich, so zerstör ich Dich, bist Du tot..dann sterbe ich! Aber ich habe noch Zeit“

Alles am Ende?

Der Makel hatte sich an seine selbstzerstörerischen Phantasien gewöhnt, nicht aber Kemal.

Kemal

Mich beschleicht die bekannte angstvolle Leere vor dem Sturm.

  • „Nein, nicht jetzt, und nicht schon wieder – kommst Du nun auch schon während des Tages Du böser Geist?“
  • „Ich bin gekommen, Dich zu strafen, für Deinen Gleichmut, für Deine Ignoranz und Arroganz“ „Ich bin der Zahlmeister des Schicksals
  • „Neieiein“ „Du sollst sterben, denn ich bin der Tod!“

Ja!

Kemal trieb sein erschöpftes Kamel zu größter Eile an. „Irgendwo hier muss doch die Gemarkung sein, dieser Stapel Steine, der einem die Nähe zur kleinen Stadt Ma'an verrät!“ Dort gab es Wasser und Ruhe, Ruhe vor den Stimmen der Stille und der Gesellschaft der Einsamkeit! „Wo ist er – verdammt!“

„Du findest nichts, selbst wenn Du davorstehst, warum sollte sich das gerade jetzt ändern?“

Er wedelte wie wild mit den Armen, um die Fliegen, die in seinem Kopf umherschwirrten, zu vertreiben, schreiend übertönte er die böse Stimme in seinem Kopf und floh vor dem Feind in ihm, bis das Kamel mit schrillem Pfeifen seiner Lungen und einem mitleidvollen Blick stoppte und Kemal in weitem Bogen über den Lenker flog. Alle Stimmen verstummten somit.

Das Kamel

„Oh, oh, was ist nun mit ihm – er bewegt sich nicht. Aus den Ohren tritt Blut hervor. Mein Gott, was habe ich nur getan“ „Ich muss jetzt die Zähne zusammenbeißen und Hilfe für mein geliebtes Herrchen holen“ „Ob der Stapel Steine hier etwas zu sagen hat?“

Der Makel

„Nur ein Blinder entdeckt mich jetzt noch nicht! So gut gings mir noch nie, obgleich ich nicht exhibitionistisch veranlagt bin, sondern eher okkult!“

Aber zu spät!

Das Kamel erreichte die ersten Häuser der Ansiedlung. Einige Beduinen, die im Schatten einer Dattelpalme sich zur Rast niedergelassen hatten, traten hervor, nahmen das Kamel bei den Zügeln und sahen sich an. „Lā ilāha illā llāh Muhammadun rasūlu llāh!! Welch ein Modell der Sonderklasse!“ „Seht das Fahrgestell und die Aerodynamik“ „Was meint ihr gibt Ragheb, der Kamelsammler für diese Ausgeburt an Schönheit und Rasse - zehntausend Piaster??“ fragte einer von ihnen in die Runde.

Aber es ward schon an den Zügeln von den anderen fortgeführt, schnell machte man untereinander klar, dass es weit mehr als 10000 Piaster bringen könne.

Ragheb war aber ein Mann, der nicht umsonst so reich geworden war, er verband seine Geschwätzigkeit einer Ältestenfeuerbesprechung mit der einer Schar Frauen beim Wäschewaschen und doch war diese wie ein Sandkorn auf der Erdkugel seines Geizes. Er war durch seinen Geiz Kamelspezialist geworden, um umso besser Preise nach unten drücken zu können und doch strahlten seine Augen zuerst, als er diesen Traum auf vier Beinen sah. „Oh, wie heißt es – woher kommt es?“ „ Es ist uns zugelaufen, geradewegs aus der Wüste...wie ein Traum, der des Nachts plötzlich kommt wie ein Djinnie, der Seltsames aus seinem Reich erzählt!“

Er betastete nach einigen oberflächlichen Untersuchungen auch die Höcker des Kamels, um die Konsistenz zu überprüfen, er merkte gleich, dass beim zweiten Höcker etwas nicht stimmte. „Der einzige Makel des Tieres - oh – hier ist noch etwas....nein, das darf nicht sein, nicht bei einem solch edlen Tier...doch es ist so! Auf die erschrockene Frage der anderen hin, erklärte er: „Nun, es ist bösartig und schon weit zum Endstadium hin gestrebt, normalerweise hat ein Kamel nur gutartige, doch in diesem Fall ist es böse“ Er fühlte den glühenden unsteten Atem des Tieres, seinen Puls, die kleine kahle Stelle, die kochte „...nein, es ist alles zu spät mit ihm...man kann es zum einhöckrigen Kamel, zum Dromedar machen, wenn ihr es versuchen möchtet...!“

Die Männer stimmten zu und Ragheb machte sich nach einer Vorleistung in harter Währung daran, den schlimmen Höcker zu entfernen. Später wurden verbliebene Hautlappen mit Behaarung an der nun flachen Operationsstelle angenäht.

Der Makel

„So ist es nun zu Ende, alle Gleise zum Leben hin wurden unterbrochen und ich habe mein Lebenswerk beendet“

Das Kamel

„Die Stelle schmerzt immer noch, aber anders, Abwechslung tut gut, aber ich fühle mich so hundselend. Das Wasser schmeckt mir nicht und auch nicht die Datteln, wer schön sein will, der soll nicht leiden. Ich warte einfach ab!“

Die letzten Tage

Aus der ganzen Stadt kamen die Männer, als sie von Raghebs OP an dem schönen Kamel, das immer noch keinen Namen trug, gehört hatten. „Ja, welch ein Tier, einst ein Kamel und nun das schönste Dromedar, das man sich denken kann!“ „Herrlich – ich will meine Shisha mit seinem Antlitz bemalen lassen – wenn ich nur das Geld hätte!“ „Walahi – welch Prächtigkeit, es sollte als Dromedar ehrenhalber angesehen werden...doch wirkt es etwas schwächlich“

Ja, das Kamel fraß einfach nicht mehr und magerte immer weiter ab. Trotz aller Bemühungen, es mit Rosenwasser und handgeschälten Datteln und sogar Weizen aus Fernwest wieder zur Nahrungsaufnahme zu bewegen, verkam es verdurstet und verhungert in einer Stadt mit nur einem Mangel. Kemal war nicht da und das Dromedar h. c. vermisste seinen Schatz so sehr und so war die umfassende Erschöpfung wohl zu erklären.

Doch war es bald zu ihm und allen Ahnen versammelt worden: Eines Morgens fand es Ragheb, der den Findern noch die Miete des letzten Tages abgeknöpft hatte, tot auf. „Mit dem Tod darf es nicht zu Ende sein“ rief Ragheb die Männer zusammen. „Es muss etwas Bleibendes geschaffen werden, lasst uns ein Denkmal bauen, das wir auch berühren können, das wir auch verehren können, ohne in Erinnerungen schwelgen zu müssen“. Schließlich hatte er einen Freund, der Bildhauer war und gute Provisionen zahlte.

Das Denkmal

So entstand nach kurzer Zeit das Denkmal des Dromedars, das ein Kamel war und das mitten auf einem Platz, umstanden von wunderbaren Palmen und dem Hof des Raghebs Schatten spendend, den dieser sich schon lange gewünscht hatte. In der Wüste ist Schatten eben so kostbar wie Wasser! Auf dem Schild stand „Tochter der Wüste. Aus ihr kamst Du, unendliche Schönheit der Vergänglichkeit, Rose aus dem Nirgendwo bleibst Du in unseren Herzen immerdar!“

Bei seinem sonntäglichen Nachmittagsspaziergang erschauderte Ragheb, als er die Leiche Kemals fand. Wie konnte es sein, dass er so kurz vor der Stadt verunglückt und bis jetzt nicht aufgefunden worden war? Er zählte eins und eins zusammen und nach dem Vergleich des Sattelzeugs, von dem ein Teil durch den Sturz abgerissen wurde mit dem des Kamels und der Handschrift der Briefe, die er in der Tasche im Gürtel des nur scheinbar Unglücklichen fand mit der Handschrift der Briefe aus der Satteltasche wusste er, dass er den Besitzer des Dromedars h. c. gefunden hatte. Als letzten Akt der Gerechtigkeit ließ er ihn neben dem Kamel bestatten - auf Kosten der Kamelfinder.

Ist die Liebe des Kamels zu Lebzeiten nie entgegnet worden, waren sie einseitig vereint doch zweiseitig entzweit, waren sie so einander ferner, wie zwei sich in der Einsamkeit sein können, so lagen sie nun vereinigt wie träumend schlafend unter dem Rauschen der Palmen am Denkmal des unbekannten Kamels mit einem nicht erwähnten Unbekannten, wie Esmeraldas und des Glöckners später nicht mehr identifizierbaren Skelette, die man in einer Umarmung fand, voller Ruhe und Frieden. Und ohne Macken und Makel!

Welch ein kitschiges Happyend!

Die Geburt der besonderen Aufmerksamkeit

Die Initiierung der Früherkennung durch das Schicksal des Kamels war nun gleichzeitig auch einziger Wermutstropfen als ständige Angst der Kamelbesitzer und noch mehr deren Kamele, nun auch einen Makel kriegen zu können. Wuchsen die Höcker gleichmäßig? Gab es Bluthochdruck? Schmerzen beim Wasserlassen? War es Fieber oder doch nur die Wüste? Und diese Angst befiel sie wie ein ständig grinsend drohender, böser doch unheimlich stiller Geist, bis er vielleicht doch einmal schrie und jedes Mal zur Vorsorge Ende Oktober in den Köpfen einen pantomimischen Veitstanz aufführte und sich dadurch nur kurz beruhigen ließ.

Ragheb jedoch, der findige Araber, bekam die besondere Form des Kamels nicht aus dem Kopf. Bei vielen, vielen Experimenten am noch lebenden operierten Tier hatte er festgestellt, dass es größere Lasten zu tragen imstande war, als die traditionellen Kamele. Sogar den durch die Krankheit bedingten Grunderschöpfungszustand vermochte es tapfer zu tragen.

So machte er sich daran, aus wirtschaftlichen Gründen den Ältestenverbänden, bedeutenden Händlern und dem Stadtrat zum Ausbau der Weihrauchstrasse die „Beschneidung“ der Kamele vorzuschlagen.

So wurde in dieser alten Zeit auch der Samen für die Zucht eines einhöckerigen Kamels ausgesät und mit den Winden der Wüste auf Gottes heiligen Boden eingebracht. Jedes Kamel mit ungleich großen Höckern wurde in der Hoffnung auf dominante Weitervererbung bevorzugt verwendet und darauf geachtet, dass immer der hintere Höcker der kleinere war. So verschwand dieser und der vordere konnte zur Mitte hin gezüchtet werden. So sparte man sich letztlich auch die OP-Kosten Raghebs.

Die Weihrauchstraße konnte nun viel effizienter bereist werden und das Baumharz seinen Siegeszug rund um die Welt antreten.

Junge Kamele behielten jedoch die Angst, kranke Dromedare h. c. zu werden und junge Dromedare, einst Kamele gewesen zu sein, so krank wie vielleicht ihre Eltern, aber da konnten sie beruhigt werden – weil alles immer gut wird (s. o.).

Warnung vor dem Kamel
Kuriositäten aus der Wüstenei: Die Welt der Kamele

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Warnung vor dem Kamel
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Dieser Artikel aus den Namensräumen „Diverses“ oder auch „Spiegelwelten“ besitzt aufgrund seiner Qualität die Urkunde „Schatzkistentauglich“ und wird daher im Portal Rumpelkiste gelistet.
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Kamel Award 2008
Kemal und das Kamel mit dem Makel ist ein Gewinner des Wettbewerbes um den goldenen Höcker.
Für dieses Werk erhält ali-kr den bronzenen Höcker am Band.
Gezeichnet, das Jurykamel


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