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Rautenpolitik

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Die sogenannte Rautenpolitik ist im Zeitalter der Postmoderne als Vollendung der vorherrschenden Klienteldemokratie entstanden. Als hervorgehobenes Merkmal gilt die Abkoppelung des Redens, des Statements, von dem darauffolgenden Handeln und der ausübenden Macht. Was man sagt, muss hinterher nicht mehr getan werden. Jedoch die Zusammenführung des zuvor gesagten mit dem später diametral gegenüberstehenden Handeln oder Nicht-Handeln geschieht anschließend im öffentlich-medialen Schein vermeintlich freier Medien.
Es entsteht ein Seehoferismus, bei dem im Widerspruch zwischen Reden und Handeln gleichzeitig sowohl Gegner, als auch Befürworter „mit ins Boot genommen werden“ können. Letzteres ist dabei eine typische Floskel der Rautenpolitik, die zur Beschwichtigung dient und dem „mündigen“ Bürger vorgaukelt ernst genommen zu werden.

Die merkelsche Raute, Namensgeberin der Rautenpolitik. Der Raum zwischen den Händen kann mit den Wünschen des Betrachters beliebig gefüllt werden

Ursprung

Hosenanzug und Halskette vermitteln dem Bürger Sicherheit, ein bevorzugter Wert der Rautenpolitik

Mitten in der Postmoderne im vereinten Deutschland entstand der Begriff der Rautenpolitik durch die erste weibliche Bundeskanzlerin der Republik Angela Merkel. Ihr gelang es ohne zu Handeln allein durch Hosenanzug und Halskette dem Bürger Sicherheit zu vermitteln, indem sie ausspricht, was er hören will, ohne aber zu handeln, was eine verunsichernde Veränderung bedeuten würde. Diese passive Bereitschaft zum Nichthandeln drückt die Bundeskanzlerin durch eine sogenannte Handraute aus, die fernöstlichen Meditationsschulen entnommen wurde, nach der die Rautenpolitik ihren Namen erhielt.
Die Handraute führt dabei alle Finger an den empfindlichen Kuppen zueinander, drückt damit Gefühl und Einheit in der Vielfalt aus, lässt aber zwischen den nicht gefalteten, sondern in Spannung versetzten Händen einen großen Raum, der von den Bürgern und Zuhörern mit ihren Wünschen gefüllt werden kann. Da diese Handraute vor dem Bauch, dem Uterus, der Frau Bundeskanzlerin gehalten wird, soll sie mittels der so entstehenden mütterlichen Komponente Geborgenheit und Fürsorge ausstrahlen. Yoga trifft hier auf Vor-Aufklärung im Mutterkult und schwurbelt Leib, Seele, Geist in ein wohltuendes und nichtssagendes Nirwana, gerade für esoterisch Begeisterte, die behaupten: „irgendwas wird schon sein“.

Der deutsche Grillkönig. Die Elite der Gesellschaft
Rautenpolitiker sind Gutmenschen und verlieren nur in wenigen Fällen ihre Contenance. Hier Bundespräsident Gauck beim Betrachten von Unterschriftenlisten gegen den Krieg

Voraussetzungen

Zur erfolgreichen Etablierung der Rautenpolitik musste zuvor eine Gesellschaft der Angst ohne Sinnfindung kreiert werden. Um dabei sowohl bildungsferne, als auch intellektuelle Zeitgenossen der Postmoderne zu erreichen, war es notwendig materielle Werte als einzig erstrebenswert darzustellen, die ständig drohen in Verlust zu geraten. So entstehen einerseits Leute, die ihren Kopf nur mit Karriere, Status, Geld und Geschäftemachen füllen und andererseits Leute, die mit Fußball, BILD-Zeitung, Fernsehen und Bier ihren Sinn durch Gleichgültigkeit oder Resignation zu finden suchen. Solch konträre Lebenspläne kann eine Klienteldemokratie durch die Rautenpolitik verbinden.
Wo kein Lebenssinn ist, muss folgerichtig auch das Selbst an sich sinnentleert werden. Etwa evolutionär und biologisch festgelegte Rollen wie Mann und Frau hindern nur daran nach allen Seiten offen zu sein, wobei man nicht ganz dicht wird. Festlegungen des Geschlechts haben so nichts mehr mit dem Menschen zu tun, sondern mit dem Zeitgeist, den „die Allgemeinheit“ als Norm fluktuierend schafft und anschließend betrachtet. Gender-Mainstreaming ist deshalb ein willkommenes Werkzeug Menschen für die Rautenpolitik beliebig zu gestalten, es stärkt die Angst vor dem Sein, weil man nicht mehr weiß, wer man ist.
Rautenpolitik benötigt Gutmenschentum, das die schlimmsten moralischen Verbrechen befürwortet und Individualismus bekämpft, nützen sie nur „der Allgemeinheit“ und dem „Wohl des Einzelnen“. Dieses Wohl wird dabei demokratisch abgestimmt oder in gefakten Bestenlisten im Fernsehen definiert.
Ein religiös geprägter Bundespräsident wie Joachim Gauck kann deshalb unablässig von Freiheit, christlichen Werten und Krieg sprechen und im Verborgenen beschlossenes in Sonntagspredigten verpacken. Solcherart Worthülsentum dient als Klammer zwischen dem arbeitsbefreiten Volk, das Richter Alexander Hold am Nachmittag im Fernsehen schaut und der Elite, ihres Zeichens Karrieristen und Grillkönige am 5000-Euro-Grill.
Da die Postmoderne religiös geprägten Lebenssinn und Lebensziel abgeschafft hat, tritt an beider Stelle Selbstoptimierung, die aber wiederum religiöse Züge annehmen kann, welche mit christlichen Werten eigentlich konkurrieren müssten. Doch rund um Schönheitsoperationen, Fitnesswahn und Konditionierung psychischer Belastbarkeit im Arbeitsleben etablierten sich pseudo-religiöse Mythen, die in ihrer Beliebigkeit längst verloren gegangene christliche Werte ersetzen können.

Merkmale

Im Auftreten

Wichtig in der Rautenpolitik ist es, kein politisches Programm zu verfolgen, sonst könnte man sich ja an seinen Taten messen lassen. So aber genügt das Reden darüber und da auch der politische Gegner diese Rautenpolitik betreibt, gibt es diesen dann auch bald nicht mehr. Eine große Koalition ist darum das gewünschte Ergebnis der Rautenpolitik. Als Ersatz dienen Scheingefechte zwischen vermeintlichen Konkurrenten und Königsmördern in den eigenen Reihen, die der sogenannten Regierung Möglichkeiten zum Poltern in der willig danach lechzenden Medienlandschaft geben.
Dies genügt den Bürgern meist als Pseudo-Handeln der Regierung. Schließlich ersetzt Image und Symbolik hervorragend Position und Projekt, so dass die Öffentlichkeit sich weniger mit der tatsächlichen Politik des Kapitalismus und des Lobbyismus befassen muss. Es genügt Rautenpolitiker „menschlich-moralisch“ unter Beobachtung zu halten.
Dabei tritt auch eine religiöse Komponente der Dreifaltigkeit zu Tage: Ein ernstes Rautenpolitikergesicht ist das Sein an sich, davon unterschieden die angekündigte, aber auf sich warten lassende Reaktion und das Wort, die Worthülse, die das Prinzipielle alternativlos ausformuliert.
In der Rautenpolitik redet Volk und Regierung also nach den heuchelnden Regeln des Business und der Fernsehunterhaltung. Merkmale dieser Regeln sind, dass in der Öffentlichkeit keine Entscheidungen getroffen werden dürfen und im Verborgenen Fakten geschaffen.

Im Sprachschatz

Neben den bereits schon erwähnten Floskeln „mit ins Boot holen“ und „mündige Bürger“ gibt es noch weitere Sprachregelungen, welche die Rautenpolitik enttarnen. Sie sind in diesem Beitrag kursiv hervorgehoben.
Als ob das Reden darüber schon das Handeln hervorruft, gelten deshalb programmatische Aussagen als sehr beliebt. Dazu gehören Floskeln wie „alternativlos“ oder „marktkonforme Demokratie“. Gerade Sozialdemokraten verwenden auch gerne Aussagen wie: „Die Partei muss wirtschaftsfreundlicher werden“ oder „soziale Themen allein haben keinen Erfolg.
Mütterliche, harmonisierende Züge bei der Erfinderin der Rautenpolitik kommen zum Tragen, wenn sie gerne Worte wie „miteinander“ oder „von beiden Seiten beleuchten“ in den Mund nimmt, um bereits getroffene Entscheidungen für die Betroffenen dennoch in der Schwebe zu halten.
Zu beliebten Gutmenschenworthülsen wurden inzwischen auch Begriffe wie „Inklusion“ oder „Integration“. Die Erwähnung dieser Begriffe allein lässt einen sofort über alle Kritik erhaben erscheinen, gerade dann wenn sie nicht mit Inhalten im Handeln gefüllt werden. „Man“ muss es tun, das Subjekt und das Objekt können undefiniert bleiben.

In der Außenpolitik

Gutmenschen können im Namen der Freiheit zu den Waffen rufen. Wer dabei der Absender dieses Aufrufs ist oder welches militärisches Objekt als Adressat zuständig ist, bleibt dabei unbenannt. Rautenpolitik braucht zum einen nicht näher erklärt werden, „weil es sich von selbst versteht“, oder man muss es nicht erklären, weil hehre Ziele nicht hinterfragbar sind.
Gerade ein duales Weltbild in schwarz-weiß, das aus Vorurteilen und Egoismus synthetisiert wird, ist hier von großem Vorteil. Von gutmenschelnden Rautenpolitikern angerichtetes Unheil bleibt „unwiderlegbar“ und selbst dabei fühlt sich der Bürger wohl, weil er sich zuvor nicht um Alternativen kümmern musste. Im Notfall kann eine zugewiesene Schuld immer noch vom ausgewählten Schuldigen in besser bezahlten Aufsichtsratsposten der Macht abgebüßt werden.

Die personifizierte Dreifaltigkeit in der Rautenpolitik beim Vorzeigen ihrer Schulhefte. Ganz rechts: Der Erfinder des sogenannten Seehoferismus

Ziele

Rautenpolitik in der Klienteldemokratie hat stets ein Volk zum Ziel, das sie auch verdient hat. Während die einen etwas zum schämen erhalten, können die anderen voller Stolz ohne Konsequenzen durch unterlassenes Handeln ihre Prinzipien darlegen. Vereint werden sie durch intensive Gefühle, denn Rautenpolitik will Gefühle vermitteln. Da Gefühle vielfältig sind, darf Rautenpolitik nur durch kontrolliertes Nichtregieren regieren, damit niemand in seinen Gefühlen verletzt wird. Es ist quasi die natürlichste Art der Regierung, ökologisch durch Ressourcenschonung und biologisch abbaubar durch Regierungswechsel, die keine sind, aber dennoch „gut tun“. Wutbürger sind in ihren Gefühlen verletzte ohne ihr Wissen Betrogene, die wenigstens eine „Nachhaltigkeit“ oder eine Biberpopulation am Klärwerk fordern, damit "die Welt besser wird“.
Rautenpolitik zielt darauf ab Opposition und Kritik den Nährboden zu entziehen. Im fortgeschrittenen Seehoferismus wird dabei etwa von einer Person in seiner Dreifaltigkeit ein interner Diskurswechsel vollzogen, je nachdem wer gerade der Ansprechpartner ist.

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