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Sauerland-Gruppe

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Die Sauerland-Gruppe ist ein gutes Beispiel dafür, wie dumm jemand sein kann, der sich Terrorist nennt, so dass sich das Projekt sogar als Trainingsobjekt mit Erfolgsgarantie für die oft gescholtene deutsche Polizei eignete. Nominell seien zwar besonders dumme Täter auch besonders gefährlich. Das hat aber nicht immer nur mit der Wahl einfacher funktionierender und damit durchschlagenderer Waffen zu tun, sondern ist im Ergebnis mit den verwegen-verzweifelten Taten eines verwundeten bzw. geistig behinderten Bären im Kampf gegen eine Übermacht von Jägern vergleichbar.

Das Schreckbild: Es hagelt Bomben, quasi ohne Vorwarnung durch den deutschen Wetterdienst

Das Dilemma mit der inneren Sicherheit

Sogar bei flächendeckenden Zuständen der Ruhe und Befriedung, wie der Inneren Sicherheit, ist jemand unzufrieden. Je realistischer diese sich am Erwartungshorizont verantwortlicher Verschwörungsbeschwörer, politkampferprobter Angstzweifler oder hinterfotzigen Massenvernichtungswaffen-Fakern in Geheimdiensten abzeichnet, je sicherer also die Republik zu werden scheint, je unsicherer wird damit die Existenzberechtigung der Gefährdungsflüsterer und Atomwaffenmarktbeschreier. Hier handelt es sich also um eine Art systembedingter Zielkonflikt, der sich mit der Erreichung ein und desselben Zustandes - eben der Sicherheit - einstellt, auch nur von Sicherheitsleuten erkannt und bei der Entlassung dieser auch so - von ihnen - empfunden wird. Doch dann wäre es für sie zu spät. Und für alle. Genauso, als wenn man die Bedrohung durch verdächtige Handköfferchen mit arabischen Schriftzeichen, spitzen Nagelfeilen, Shampoofläschchen mit glitzerndem Inhalt, scharfen Wegwerfrasierern oder mitgebrachter Kamelbutter vernachlässigte und gar als lebensstandardnotwendige Anhängsel der Industriegesellschaft ansähe. Man kann sich daher lebhaft vorstellen, wie dankbar Kasperle ist, wenn das Krokodil dann doch auftaucht; Bei einer Paketbombe aus dem Jemen oder als die Kofferbomber von Köln dann doch nicht verreisen wollten.... Kölle Alaaf! "Schaut her, wir sind hier und haben aufgepasst" - auch wenn es eher ein Zufallsfund war - und "Das Böse ist immer und überall"! Letzteres ist ohnehin nicht zu bestreiten, genauso wenig, wie auch arabische Männer Utensilien zur Morgentoilette brauchen, Damen aus Nordafrika Flugpost aufgeben und überhaupt gebrochen inländisch Sprechende auf die Idee kommen, in das vakante Land einzureisen. Doch nicht immer waren die Zeiten dieser suspekten Belegschaft in Bundesdiensten so rosig wie heutzutage.

Terminologie und geschichtliche Einbettung

Der Begriff des Terrorismus wurde vor 1970 in Deutschland stets synonym für die Begrifflichkeit „Tourismus“, vor allem im Alpenland, verwendet: Fremde reisen ein, verursachen Flurschäden und verschwinden wieder, ohne sich um die Schäden zu kümmern. Bei älteren Bevölkerungsanteilen sowie ökologischen Gruppierungen existieren beide Termini mit gleicher Wertigkeit heute noch nebeneinander.

Der deutsche Spätherbst

Bei der übrigen Bevölkerung trat der Terrorismus als eigenständiger Begriff erst mit den ersten Anschlägen der RAF ins Bewusstsein. Er zeigte sich in eher unauffälligem Konsumverhalten, Fremdfinanzierung und bewaffneter Anarchie. Dies führte zu einem Nachfrageüberhang auf dem Arbeitsmarkt für Beschäftigungen im Sicherheitssektor und ist ein Grund für den teilweise noch heute spürbaren Kostendruck und die sparsame Vergabe von Beamten-Planstellen. Denn auch der gerissenste Terrorist wird irgendwann einmal geschnappt und der Staat beschäftigt sich mit der Rechteverwertung an den Inhaftierten. Die Polizei hingegen war nach durchgehender Beschäftigung durch Entführungen von Politikern und RAF-Reisen nach Jerusalem - nur mit Managerstühlen - a la Beckurts und Herrhausen ab den 90iger Jahren zunächst einmal auf eine Art Schlechtwettergeld angewiesen, zumal sich einige Probleme, namentlich die in Stammheim, von allein erledigt hatten. Schließlich hatte für das BKA definitiv die Zeit aufgehört, wo dicke Hawaiianer Schnulzen spielten.

Was kann nach 9/11 schon noch kommen?

Die einstmalige Differenzierung des Terroristen zum geflügelten Wort „Gast aus der Fremde“ kehrte sich in eine Annäherung der beiden Begriffe fast bis zur Schattengleichheit an, als sich die Rauchschwaden um zwei Symbole für nationale Selbstherrlichkeit gelegt hatten. Wie ein Phoenix aus der Asche erstand eine neue Qualität der Existenzberechtigung für globalen Argwohn gegenüber Flugreisenden. Die Hoffnung starb eben nicht zuletzt, sondern immer noch nicht und sorgte genährt durch Massenhysterie für satte Budgets und wiederum für Flugtickets, diesmal aber in die Fremde, um „den Terroristen“ zu fangen, wer auch immer das gewesen sein mochte. Innerorts wartete man auf einen zweiten und dritten Schlag und das überall, doch dieser kam einfach nicht. Madrid und London sind eben keine deutschen Städte. Wer half zur Profilierung von Profilern, wer sorgte für den Donnerschlag eines positiven Medienechos?

Die Nachfrageseite

GSG9-Mann Alfons "Tiger" Heinrichs bei der Unterzeichnung seines Versetzungsantrags

Durch Supervisionen sollen diverse Misserfolge psychisch verarbeitet werden. Es macht die passierte Sache nicht besser, hilft aber zu vergessen, ist also in der Wirkung mit Alkohol zu vergleichen. Polizisten dürfen nicht im Dienst trinken, deshalb..

Die Geis(s)el der Polizei

Durch leidige Erfahrungen in der Vergangenheit musste die Polizei nämlich trotz akribischer Schulungen des fest eingestellten Personals, bestens eingerichteter Hundetrainingsplätze und hochmotivierter Motorradfahrer-Pyramiden im Rahmen freizeitlicher Rahmenveranstaltungen feststellen, dass sich tatsächlich nicht alles voraussehen und damit auch nur begrenzt trainieren lässt. Die Grundsituation ist also als durchaus tragisch zu bezeichnen, wenn sich der Geiselnehmer Mahmut Schlachmichtot nicht wie Kollege Schmitz die Hand mit der Waffenatrappe in den Rücken drehen oder sich durch Aufforderungen, das Spiel aufzugeben, weil doch alles keinen Sinn hätte, nicht beeindrucken lässt. Sicherlich lernt man durch Artefakte in der Vergangenheit wie das Münchner oder das Gladbecker Geiseldrama hinzu, jedoch scheitert die direkte Übernahme empirischer Daten, wenn durch die GSG9 verkorkste Einsätze keine Sportler gerettet werden konnten oder etwa kein Zugriff auf ein von den Bankräubern in Köln lässig geparktes Auto möglich ist.

Stadtrundfahrt Winnenden und fast wieder zurück

Winnenden war auch ein Sonderfall. Fast erstmalig in der Republik bewaffnete sich ein verklemmter Halbwüchsiger und stattete der verhassten Ex-Schule einen Besuch ab, um Dinge abzurechnen, die sich nur bei ihm aufgelaufen hatten. Tatenlos musste die Polizei mit zusehen, wie sich der nachfolgend polizeideutsch "Störer" genannte Ex-Schüler nach seinem Amoklauf wortwörtlich zu Fuß entfernte. Dem Rattenschwanz von Mord, Totschlag und Verwüstung folgend, mündete seine Hatz schließlich nach dreißigfacher Polizeiverstärkung im sich selbst zugefügten Kugelhagel. Doch kein Rambo, aber fast! Genauso schnell wie das Wort "Störer" in den ständig aktualisierten Protokollen hätte Anwendung finden können, war es auch schon wieder hinfällig geworden. Wieder konnte man es höchstens im Präteritum anwenden!

Der Fluch der Gentechnik

Mit einem besonders tückischen Gegner hatte es die Polizei ab 1993 und die 14 folgenden Jahre zu tun, als der Tatort eines Mordes an einem Rentner-Ehepaar nach DNA-Spuren abgesucht wurde. Es ergab sich, dass es sich um eine Frau handeln musste. Im Zeitablauf wurde nach mehreren Morden, Diebstählen und anderen Delikten immer wieder genau diese Spur gefunden – eine Serientäterin! Dabei gab es scheinbar keinerlei Verbindungen zwischen den Fällen: völlig unterschiedliche Vorgehensweisen, andere Motive, andere Orte und Zeiten, die nicht zusammenpassen wollten. Vielleicht eine Meisterin ihres Fachs. Vielleicht hätte jeder Unbedarfte früher an der Art der Beweissicherung zu zweifeln begonnen, wozu die Polizei viel zu professionell ist: nicht mit Fragen aufhalten, die durch zertifizierte Methoden gar nicht auftauchen dürfen! Bis ein Ermittler bei seiner Phantomforschung zufällig herausfand, dass da doch ein Bindeglied existierte: die Wattestäbchen der Ermittler. Ergo: Das „Phantom aus Heilbronn“ getaufte Wesen, das die Polizei 14 Jahre lang narrte, arbeitete also als Industriehelferin in einer Wattestäbchenfabrik!! Als sie wasserdichte Alibis vorlegen konnte und einige frisch ausgelieferte Stäbchen untersucht worden waren, kam man zum Schluss, dass sie einfach nur mit ihrer DNA gekleckert hatte, was auf diesen harmlosen Untersuchungsmitteln neben der DNA einen Nachgeschmack pikanter Peinlichkeit hinterließ.

Baden-Württembergs Justizminister Ulrich Goll war einer der Unterstützer des Sauerland-Gruppen-Projekts, um ja rechtzeitig zur unvermeidlichen Veröffentlichung dieser Panne ein uhrwerkgenau geplantes Meisterwerk kriminalistischen Vorgehens als „Justizian“ auf der anderen Waagschale präsentieren zu können. Zudem hatte er keinen Sinn dafür, Verballhornungs-Opfer von Kritikern der kostenträchtigen Werbemaßnahmen für Bundesländer zu werden, von wegen "Wir können nichts, noch nicht mal Hochdeutsch".

Mögliche Vorbilder der Sauerländer

Dalton-Brüder

Schon als die Öffentlichkeit über die winzige Terror-Gehirnzelle der "Sauerländer" ohne deren Wissen umfassend in Zeitung und Fernsehen informiert wurde, suchte man nach bedeutenden Vorbildern für diese Heimstatt des Bösen. Nur wenige Vereinigungen kamen in Frage, denn kriminelle Energie bedeutet nicht immer auch kriminelle Intelligenz. Da waren die Dalton-Brüder Ende des letzten Jahrhunderts in den USA, die die Aufruhr während eines Banküberfalls als fixe Größe ansahen, so dass ein gleichzeitiger zweiter Banküberfall das Risiko der Festnahme angeblich nicht erhöhe. In direkter Anwendung des ökonomischen Maximalprinzips, mit gegebenen Mitteln - gerade wichtig, wenn man mittellos ist - das Maximum herauszuholen, teilten sie daher ihre Gruppe auf zwei Banken auf und praktizierten so Arbeitsteilung in Reinkultur. Außerdem vermieden sie zusätzliche Reisekosten, die mit der Anreise zur zweiten Bank verbunden gewesen wären und nutzten die vermeintliche Gunst der Stunde und den mit diesem Paukenschlag eingeläuteten Überraschungseffekt. Kurze Zeit später konnten Eiskrem essende Halbwüchsige mit deren Leichen auf Fotos posieren.

Gründungsmitglieder

Die Polizei der Länder

Ein möglicher Beischläfer
Nach bescheidenen terroristischen Aktionen auf deutschem Boden war der polizeiinterne Ruf nach einer Möglichkeit, das über die Jahre durch Fehlverhalten in wichtigen Fällen beschädigte Image reparieren und sich darüber hinaus endlich als wirksame Waffe gegen staatsbedrohenden Terrorismus qualifizieren zu können, markerschütternd geworden. Sowieso schon immer hatte man neidisch das Einschreiten der nur formal der Polizei zugeordneten GSG9 betrachtet. Entgegen der Hackordnung sollte nicht nur die Bundespolizei einen Imagegewinn verbuchen.

Auch der normale Verkehrspolizist sollte mal an der Aufklärung der staatsfeindlicher Machenschaften, der gemeine Polizeipsychologe anstatt in feierabendlichen Urschreigruppen mit finsterem siegesgewissem Blick künftigen Guantanamo-Urlaubern gegenübersitzen können. Das grundsätzliche Problem war nur, das Ganze der deutschen Bevölkerung glaubhaft "herüberbringen" zu können und daher bediente man sich allgegenwärtiger Klischees. Denn dank Vorbereitung durch US-amerikanische Außenpolitik, die immer noch einen bärtigen Hasen aus einem Erdloch zu zaubern verstand und der Presse, die aus verwackelten Aufnahmen irakischer Puffs aus der Luft Atomraketenbasen herbeifaselten, versprach das Projekt, trotz penetranter Stereotypie kein Misstrauen zu verursachen.

Spielort

Klar war, dass das Sinnbild eines alle betreffenden Problems durch eine zentrale Lage gestützt werden musste. Abstimmungsreihen gingen durch die Hierarchien der Polizeibehörden der Länder und des Bundes. Dummerweise beachtete man auf ostdeutscher Seite nicht, dass eigene Wünsche auf einen Standort der Terrorzelle auf ehemaligem DDR-Gebiet von vornherein zum Scheitern verurteilt waren, da man aus westdeutscher Sicht einen leichten Überhang von 11:5 Bundesländern hatte. Man hatte tatsächlich auf eine Art interne Demokratie gehofft und war zum Opfer des Wessi-Denkens in freilich abstrusester Art geworden. Zerknirscht nahm man wahr, dass man einen Zirkel um die ehemalige BRD geschlagen hatte und machte das für viele Deutsche im Kontext besonders brisante, friedlich schlafende Sauerland als Hort für die Schläfer ausfindig.

Das BKA

Hier der Chemikalienhändler POM Schmitz in einer besseren Zeit - kurz vor dem Examen inmitten seiner Spaß-Combo

Ohne Schirmherrschaft des BKA konnte man - aus deren Sicht - die Landespolizei so wie sonst eigentlich auch nichts machen lassen. Bei Terrorismus hört der Spaß nämlich auf. Trotz Zickenterror mit dem LKA trat eine geheime Kommission von BKA-Spezialisten zusammen, die noch nicht einmal auf der inoffiziellen Gehaltsliste auftauchten und plante das weitere Vorgehen. Man wählte als Protagonisten ursprünglich für die Abschiebung bestimmte Ausländer, deren Aussehen und Gestalt sich über Durchschnittswerte bestimmten, die sich aus den Steckbriefen der letzten zehn Jahre ergaben (in Klammern die Kommentare der Beamten):

In jedem Fall sollte der nicht nur typisch deutsche Argwohn, sondern eben der weltverschwörerische Charakter dadurch unterstrichen werden, dass es sich um in Deutschland bestens integrierte Ausländer handeln müsse. Machenschaften, -wenn man denn Pläne, zu denen es ja nur gekommen war, auch zu Machenschaften zählen möchte - werden bekanntlich erst dann zu üblen Machenschaften, wenn es sich um staatliche Adoptionen, um Quasi-Söhne der eigenen Integrationspolitik handele, die genau in die Hand beißen, die sie ernährt oder auch nicht.

Für die Zeit ihrer Terrortätigkeit war für die realen Mitglieder die Abschiebung ausgesetzt, aber das ist nur ein Grund dafür, warum vermeintliche Mitglieder der Sauerland-Gruppe auf offiziellen Fotos meist bester Laune waren. Man bekam Einkaufsgutscheine für "verdächtige" Materialien, wie Salpeter oder Wasserstoffperoxid für den Sprengsatz oder den Zwischenhandel mit arabischen Männern, deren Frauen so gerne blond wären, Sprit für die Brandbombe oder das Auto, Waschpulver, Zahnpasta und -stocher für "Rohrbomben" und hatte ein fast sorgenfreies Leben.

Der Chemikalienhändler

Vielleicht ein Hintermann? Jedenfalls kann man nur so unschuldig lächeln, wenn man etwas auf dem Kerbholz hat

Der einzige Nachteil für sie war, die Dinge des alltäglichen Terrorbedarfs nur über einen polizeilich abgesegneten Mann abwickeln zu dürfen und auf Schlecker, Lidl und Co. verzichten zu müssen. Die Wahl war auf einen "erfolglosen Chemiestudenten" gefallen (nun Polizeiobermeister), womit später auch seine Arglosigkeit erklärt werden sollte, über Jahre hinweg eine halbe Tonne gefährlicher Stoffe über das Internet verkauft zu haben. Er hatte sein Fach eben nicht gelernt. Und Dummheit wird bekanntlich immer ausgenutzt. Für das Erklärungsgebäude war ein weiterer Pfeiler mit zwei Meter dickem Fundament in sauerländischen Boden gesetzt worden.

Nebenrollen und mutmassliche Hintermänner

Angstschweiß auf die Stirn jedes braven Bürgers treibt schon eine halbgare Andeutung möglicher Drahtzieher und Hintermänner, erst hiermit wird die Blase aus Angst und Argwohn zum alltagsbegleitenden Problem aufgeblasen und kann dann elegant durch die Streuung einiger Nachrichtenfetzen aufrechterhalten werden.

Fotos dieser Verschwörungsverschwörer sind dabei das Salz im Informationsmeer für und gegen den ständig wachsenden Wissensdurst des gemeinen Bürgers. Dabei fiel auf, dass die Polizei ihre Arbeit richtig gut machte und nur einwandfrei lizensierte Bilder den Zeitungen darbot und darauf achtete, dass der Abgelichtete hierzulande nahezu unbekannt ist, wie im Falle Ashfaq Husseins, einem Dichter der Urdu-Sprache als „Hintermann“ der Sauerland-Gruppe.

Das Non plus Ultra ist dabei die Verwendung der Attribute "mutmasslich", "steckbrieflich gesucht" oder "in andere Straftaten verwickelt", ohne freilich konkreter zu werden und den armen Zuschauer, der höchstens die "Aktenzeichen XY.."-Schule durchlaufen hat, auf den elektrischen Stuhl unerträglicher Spannung zu setzen: "Diese Teufelskerle von Polizisten!"

Die Presse

Der V-Mann, perfekt geschminktes Sauerland-Groupie
Der Clou der Idee war, die Zuschauer quasi live an der Infiltration der Sauerländer teilnehmen und damit den „Ermittlern“ bei der Arbeit zusehen zu lassen. Dieser „Schulterblick“ ist außer bei „Toto und Harry“ bei der Polizeiarbeit sonst eher die Ausnahme. Nur wenn sich Geiselnahmen über viele Stunden unnötig lang hinziehen, weil freie bzw. Brückentage der Polizisten nicht untereinander abgesprochen wurden, Navis versagten oder der Störer partout nicht mit den Freunden und Helfern „zusammenarbeiten“ will, gibt es eine Abkehr von der kargen Medienkost für den heimischen Fernsehabend oder die morgendliche Zeitungslektüre zwischen Marmelade und Ei. Daher wäre eigentlich Vorsorge zu treffen gewesen, den Zuschauer nicht mit zu drastischer Üppigkeit der präsentierten Insiderinformationen misstrauisch zu machen, wo man doch wacklige Polizeivideos und "Kein Kommentar"-Kommentare von Polizeisprechern gewohnt war.

Doch dem BKA-Präsident schien die kontinuierliche Berichterstattung sehr wichtig zu sein, dabei half nicht nur die Ausstattung der Polizei mit professionellen Digitalkameras, die allerdings nicht von den altersschwachen Polizeirechnern ausgelesen werden konnten, sondern zur Redaktion einer linksrheinisch ansässigen Zeitung gebracht werden mussten. Auch unverfängliche Interviews waren für die Außenwirkung eine raffinierte Verfeinerung des PR-Angebots. Diese wurden mit den Terrorzellengenossen geführt und dabei durch einen Verbindungsmann als "Informant" an die Polizei weitergegeben. Diese Interviews wurden großflächig in überregionalen Zeitungen abgedruckt - "Glück" für die Polizei, dass die Terroristen diese Zeitungen eben offensichtlich nicht lasen.

Drehbuch

Die im Rahmen der Ablauforganisation mit den Terminen verknüpften Aktionen hatten für viele Bedienstete in Erwartung verdienten Außenlobs den Charakter eines Adventskalenders. Oder einer sauerländischen Kuh, die aufgrund perfekt geschaffener Voraussetzungen als selbstgezüchtetes Individuum, ohne das es ausschlagen könnte, glücklich und doof grasend fast endlos gemolken werden konnte, solange man nicht begann, auf ihr zu reiten.

Der Spaß sollte allerdings lt. eines internen Chefsache-Memos, das als Art Geheim-Dekret seinen Weg in die untergeordneten zuständigen Landespolizeibehörden fand, Anfang September 2007 mit der Festnahme der Terroristen aufhören, um überhaupt einen wirksamen Spannungsbogen planbar zu machen. Nachfolgend der persönliche Kalender eines Polizeioberrats der Landespolizeibehörde Nordrhein-Westfalen als Produkt der Detailplanung nach der Veröffentlichung durch WikiLeaks:


5.08.2007

Zwei Fässer mit Wasserstoffperoxyd in Garage entdeckt!
(Bild unserer Asservatenkammer)

10.08.2007

Zwei Fässer mit Wasserstoffperoxyd durch Waschpulver ersetzt, Kostenübernahme klären!

11.08.2007

Kollege Schmitz braucht dringend Rhetorikkurs für diverse Zeitungsinterviews!!

11.08.2007

Endlich Wochenende!

12.08.2007

Zwei litergrosse Behältnisse mit weißem Pulver aus Küche entwendet, Analyse ergab, dass es sich um Zucker und Salz handelte

13.08.2007

Kollege Wagner hat sich Fuß im Vorgarten der Familie Terror verstaucht - Arbeitsunfall? Proben fällt aus...

17.08.2007

13:52 Uhr: Frau verließ Wohnung...GV?

19.08.2007

Einkaufszettel der Sauerland-Gruppe gefunden, wird noch analysiert, nachfragen...

21.08.2007

Salz und Zucker zurückgestellt, damit es nicht auffällt

29.08.2007

Schwiegermutter kommt am Wochenende - Bärbel anrufen, dass ichs heute wohl nicht mehr schaffen werde.


Angespornt durch den Zeitplan erfuhren die Vorgesetzten nur manchmal Tadel, wenn sie ihrer Phantasie allzu freien Lauf ließen, also der Eindruck suggeriert wurde, dass die Polizei bei den Terroristen geradezu ein und aus gehe: „Realistisch bleiben, meine Herren!“ wurde daher in unregelmäßigen Abständen von übergeordneten Vorgesetzten in Telefonhörer gebrüllt. Dann besann man sich wieder, tauschte Salpeter mit Zucker aus und wechselte Wanzen, wenn die Sauerland-Gruppe urlaubte, und das tat sie oft!

Spannungskurvengeschwindigkeit

Ein nicht bestätigtes Mitglied während eines Sonntagsausflugs nach der Abschiebung: Mit der Person ganz links ist er weder verwandt noch verwaffenbrüdert (Polizeifoto)

Ungeübt in der Antizipation dramaturgischer Effekte einerseits und durch die Überfrachtung der Medien durch viele Scheinangebote terroristischer Natur auf der anderen Seite musste die taktische Planung zum Ende hin mit künstlich verstärkten Aktivitäten aufwarten. Das Entdecken von mysteriösen Substanzen schien trotz Dosiserhöhung kaum mehr auszureichen, um das Projekt im Bewusstsein der Gesellschaft zu halten, ohne sich aber der Lächerlichkeit preiszugeben. Es gelang mit der Streuung von Informationen, dass aufgrund abgehörter Telefonate ein baldiges Attentat sehr bald zu erwarten sei, verbunden mit dem Austausch einiger Schurkenstaattouristen, namentlich aus Aghanistan und dem Irak, wobei die Nennung des Namens Osama bin Laden nicht fehlen durfte. Sukzessive wurde die Anzahl der Schreckgespenster "mögliche Hintermänner" geometrisch erhöht.

Zugriff

Der behördliche Zukauf von zahlreichen Überwachungsmaterialien, wie hochempfindlichen Richtmikrophonen, Hi-Tech-Wanzen, Super-Objektiven mit restlichtverwertenden Kameras in der letzten Phase der Überwachung - nur zähneknirschend vom BKA-Präsidenten genehmigt (...die Geister, die ich rief....) - warf die Budgetierung des Jahres 2007 komplett über den Haufen. Schließlich war man vom staatsfinanzministeriell implantierten schlechten Behörden-Gewissen derart beseelt, am 4. September endlich "Schluss" machen zu können. Die Abschiebehäftlinge wurden jäh aus ihrem unverhofften Lotterleben aufgeschreckt und nach einer kleinen Fotosession durch einen Promi-Fotograf, der nicht genannt werden wollte, an einen geheimen Ort verbracht.

Der Prozess

Durch interne Streitigkeiten mit den Landespolizeibehörden, die eine Ausschlachtung des Prozesses allein zugunsten des BKA befürchteten und sich durch die sensationsträchtige Verhaftung arg benachteiligt sah, drohte das gemeinsame Projekt zum Ende hin durch ein mögliches "Auspacken" Beteiligter wie eine Seifenblase zu platzen. Schnell wurden die Terroristen zum Frankfurter Flughafen gebracht und mit einem Entgrüßungsgeld von jeweils 500 Euro versehen. Anders als mit dem Oberlandesgericht Düsseldorf vereinbart, wurden der Öffentlichkeit während des Prozesses vermummte Polzeimeister-Anwärter aus vorher stochastisch ermittelteten Bundesländern vorgeführt und gebetsmühlenhaft immer wieder die hervorragende Zusammenarbeit gerade mit der Polizei der Länder herausgestellt. Friede, Freude, Eierkuchen. Zum Abschluss wurden die Terroristen zu langjährigen Haftstrafen wegen Steuerhinterziehung und Betruges verurteilt.

Nachtrag

Die „Terroristen“ sind nach dem Abenteuer ihres Lebens jedenfalls gut in ihren Heimatländern angekommen. Die zur Verfügung gestellten Handys durften sie behalten und werden manchmal dazu genutzt, die anderen Mitglieder des einst zusammengewürfelten Haufens zu kontaktieren: Keine Angst, nur um sich gegenseitig großartige Geschichten darüber zu erzählen, was sie alles erlebt hätten, wenn sie tatsächlich Terroristen gewesen wären.

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