Schneechaos

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Ein flammendes Inferno! Solche Bilder liefert auch das beste Schneechaos nicht, daher die leichte Abweichung vom eigentlichen Thema.
Zeitgenössisches Werk eines gelangweilten, frierenden Kraftfahrzeugführers; Blick aufs Land vom 45 km langen Stau auf der A9 aus gesehen.

Was im Oktober noch als unwahrscheinlich eingestuft wurde, schien im November noch durchaus vermeidbar, auch der Dezember fing ganz friedlich an, und plötzlich ist er doch da: der Winter! Und ein besonders harter ist es, jawohl, so kalt war's das letzte Mal vor über fünfzig Jahren, wobei der natürlich noch kälter war, solche Winter gibt's heute ja gar nicht mehr. Aber egal, es ist lausig kalt, obendrein schneit es und der Wind tut sein übriges – das gefürchtete Schneechaos ist da. Der Mensch fällt aus allen Wolken.

Typischer Anfang des Unglücks

Kurz vor Beginn der Katastrophe unkt noch ein vom ironischen Schicksal geleiteter Klimatologe, wenn jetzt kein Umdenken passiere, dann werde die Weiße Weihnacht immer unwahrscheinlicher, unsere Enkelkinder würden das vielleicht gar nicht mehr erleben, wäre doch schade. Und während er noch da steht, seine bedachten Worte nachwirken lässt und glaubt, jetzt habe er den kapitalistischen Konsumenten da erwischt, wo es ihm wehtut, da setzt ein Schneegestöber von höchstens einem Prozent Wahrscheinlichkeit ein und jagt ihn unter das nächstbeste schützende Dach, so schnell ihn die hastig dahinstolpernden Pantoffeln tragen. Nun müsste man aufmerken, denn wenn sich das Wetter schon gegen seine engsten Verbündeten und Beschützer wendet, lässt dies Böses erahnen. Doch im Trubel der Weihnachtsvor- oder -nachbereitungen wird immer noch übersehen, was sich längst zusammenbraut.

Bis weit hinein ins frohe neue Jahr wartet das Wetter manchmal, um dann umso unerbittlicher auf den inzwischen ermüdeten, vor allem aber immer noch unvorbereiteten Menschen hernieder zu brechen mit allem, was sein teuflisches Arsenal hergibt: Schnee und Eis hauptsächlich, und Wind.

Auswirkungen auf den Menschen

Durch das Schneechaos wird der Alltag des Menschen unerträglich. Das Auto, sonst ein treuer Freund in jeder Lebenslage, ist plötzlich kaum noch zu gebrauchen: der Motor springt nicht an, die Reifen finden keinen oder wenig Halt, zudem sind die Spurbegrenzungen auf den Straßen ebenso wenig zu erkennen wie die verschneiten Straßenschilder und Fußgänger. Und überhaupt hat man doch ein mulmiges Gefühl dabei, in seinen Wagen zu steigen, wenn unaufhörlichen von aberwitzigen Unfalltodeszahlen berichtet wird.

Anmerkung: das Wetter tötet keine Menschen. Man könnte die eingeschränkte Sicht und Bodenhaftung durch vorsichtige Fahrweise und erhöhte Aufmerksamkeit ausgleichen. Tragischerweise ist die Aufmerksamkeit nicht erhöht, sondern noch niedriger als sonst. Der Grund: nach halbstündigem Kampf mit den Schneeverwehungen auf dem heimischen Parkplatz rollt oder rutscht so mancher Fahrer endlich auf die Straße und denkt sich: Geschafft! – ein Gedanke, für den man schwerlich einen unpassenderen Zeitpunkt finden wird.

Lässt man allerdings sein Auto unangerührt stehen, wird die Lage dadurch kaum besser. Busse sind tatsächlich nichts qualitativ Anderes als Autos, und die Bahn ist nicht nur hoffnungslos überfüllt, sondern verkehrt zudem noch unregelmäßiger als sonst. Weil der Zugführer bei dem Wetter die Schienen nicht sehen kann, oder so.

Glaubt man nun aber, Zufußgehen sei des Rätsels Lösung, so wird man abermals eines Besseren belehrt, denn als Fußgänger zieht man das womöglich schlimmste Los von allen. Schnee und eisiger Wind durchfegen den jüngst erst anlässlich des Wintereinbruchs gekauften Strickbolero wie nichts (obwohl er aus echter Wolle ist!), in den Chucks sammelt sich versalzenes Schmelzwasser – dies allerdings nur in der ersten Halbzeit des Schneechaos; danach nämlich ist das Streusalz knapp geworden (ein verwöhntes Wohlstandskind, wer geglaubt hat, dass irgendwelcher Dreck, den man auf die Straßen kippt, unbegrenzt verfügbar sein würde!). Und wer aus dem gelegentlich erschallenden, leicht ungleichmäßigen Tripp-Trapp-Tripp-Trapp in der Ferne schließt, dass findige Leidensgenossen auf das gute alte Pferd als Verkehrsmittel umgestiegen sind, der irrt: hier bahnt sich bloß jemand auf Absatzschuhen einen Weg durch den Schnee, zumeist übrigens erstaunlich erfolgreich, denn je stelzenförmiger die Füße, desto tiefer dringt man in den Schnee ein und desto mehr Halt hat man.

Das Ende

Auch das hat bald ein Ende, dann müssen Trimmrad&Co wieder ihren Frondienst verrichten!

Nein, nicht das Ende der Welt, lassen wir die Kirche mal im Dorf.
Das Ende des Schneechaos kommt spätestens mit dem Frühling und frühestens mit der nächsten Spendenaffäre oder dem längst überfälligen Zwischenfall mit der Buxtehuder Kettenkatze. Man will ja auch nicht ewig nur von Glatteis, Autobahnunfällen und erfrorenen Obdachlosen hören, nicht wahr.

Bemerkenswert ist übrigens, dass das Phänomen Schneechaos auf die gemäßigten Breiten beschränkt bleibt. In den wärmeren Regionen ist es ganz einfach zu warm dafür, klar. Aber auch in den kalten Gebieten der Erde bleiben die Menschen seltsamerweise davon verschont. Nämlich findet man sich dort bereits im Herbst damit ab, dass der wohlverdiente und bis jetzt noch nicht eingetroffene Sommer wohl auch für den Rest des Jahres nicht mehr kommen wird und zieht sich Daunenjacke und feste Stiefel an, noch bevor man richtig friert. Und wenn es soweit ist, dann kratzen sie nicht mal ihr Auto frei, sondern schnappen sich die Skier und rutschen dem Winter den Buckel runter. Das geht hier nur im Urlaub, und dann für teuer Geld. Die Welt ist ungerecht!


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