Diverses:Wort zum Sonntag/KW 13 2017

Aus Stupidedia, der sinnfreien Enzyklopädie!
Wechseln zu: Navigation, Suche
Verstarb im Kreise seiner Familie: Mario Adorf.

Liebe Leser,
wir blicken zurück auf eine Woche, die entspannter war als Manuel Neuer nach zwei Tassen „Ich-fühl-mich-gut“-Früchtetee, 2 Gramm Purple Afghani, und einem Ruhepuls von 30, während im Hintergrund „Sitting on the Dock of the Bay“ von Otis Redding läuft. Klar, die gelegentlichen Explosionen in der asiatischen Ferne nerven etwas, doch an diese lästigen Hintergrundgeräusche haben wir uns lange schon gewöhnt. In einem Jahr, das den Ausnahmezustand zur Normalität erkoren hat, waren die letzten sieben Tage eine willkommene Abwechslung. Nicht mal der 1. April hatte etwas zu bieten – wie denn auch? Im 3-Tage-Rhythmus hatte uns das Jahr zuvor schon Meldungen präsentiert, die erster-aprilliger nicht hätten sein können. Der weltweite Tag der Scherzbolde und Prankster konnte somit niemanden mehr schocken. Umso ironischer war dann jedoch, dass sich unter all die gezwungen lustigen, wiedergekäuten Fakemeldungen auch eine wahre, wirklich traurige Nachricht mischte: Mario Adorf ist tot. Den älteren Semestern sicherlich noch als Weltkriegsveteran ein Begriff, konnte er jüngere Generationen in den 60ern als Teil des Winnetou-Ensembles begeistern. Deutschlandweite Bekanntheit erlangte er spätestens in den Nullerjahren für seine Rolle in der AachenMünchener-Werbung. Mit ihm verliert Deutschland einen seiner bekanntesten und beliebtesten Schauspieler. Laut seiner Managerin verstarb Adorf friedlich im Kreise seines Stammes am Marterpfahl.

Natürlich gibt es auch diese Woche einiges zu berichten: Kanada hat bekanntgegeben Marihuana zu legalisieren, das Vereinigte Königreich hat bekanntgegeben, dass es jede Entscheidung durchzieht, ganz egal wie dumm diese ist, und im Saarland wurde gewählt. Wie sich herausstellte, sind Wähler durchaus in der Lage zwischen Martin „DER SCHULZZUG KENNT KEINE BREMSEN“ Schulz und ihren sozialdemokratischen Lokalpfeifen zu unterscheiden. Und somit grüßte am Ende die CDU erneut mit über 40 % von oben herab. Da in diesen Meldungen ein bisschen das Spektakel fehlt, wird sich die heutige Ausgabe des Wortes hauptsächlich um ein Thema drehen: Korruption. Korruption ist quasi, wenn dir jemand Geld oder sonstige Geschenke gibt, wenn du im Gegenzug eine bestimmte Sache für ihn machst. Ein bisschen wie ein Arbeitsverhältnis sozusagen – du bekommst monatliches Bestechungsgeld und akzeptierst dafür ein Leben als Buchhalter. Oder so ähnlich…

Lobbyismus bekämpft den Klimawandel

Eine beliebte Unterhaltungsmethode für Kleinkinder ist es, sich die Hände vor das eigene Gesicht zu halten. Und dann geht es los: „Ja wo ist denn die Mama, wo ist die Mama?? WO IST DIE MAMAAAA?“. Das Gesicht wird entblößt und zack – da ist die Mama! Der kleine Racker ist begeistert, denn als Kleinkind ist man noch der Meinung, dass Dinge, die man selber nicht sieht auch nicht da sind, und dann ist die Mama plötzlich doch da. Die Frage, wo denn der Papa ist, wird sich leider auch in den kommenden Jahren nicht klären. Ungefähr der gleichen Logik folgen derzeit die USA in Sachen Klimawandel (und in diversen anderen Angelegenheiten) – wenn ich etwas ignoriere, dann existiert es auch nicht. Das funktioniert vielleicht mit abgelaufenem Joghurt im Kühlschrank, doch nicht hier. Und so wird dem Klimawandel der Kampf angesagt, doch leider ist es der falsche Kampf. Den Klimawandel zu stoppen sollte nicht heißen, ihn kleinzureden (Lust auf ein Klimawändelchen?) oder zu verleugnen, doch wie teuer sind heutzutage denn bitte noch Seelen? Gerade politischer Lobbyismus zeigt immer wieder, wie billig Politiker sind. Ich-mache-jeden-Scheiß-für-ein-bisschen-Geld-billig – Torsten-Legat-Dschungelcamp-billig quasi. Wenige tausend Euro reichen oftmals, um sich Meinungen zu erkaufen. Und so hat die Öl-Industrie leichtes Spiel die republikanischen Moralkasper davon zu überzeugen, die Zerstörung der Welt für ein paar George-Washington-Portraits aktiv zu fördern.

Ungefähre Geldsumme, die es einen Lobbyisten kostet, sich die Meinung eines Politikers zu erkaufen (konservative Schätzung)

Korruption und Vetternwirtschaft sind auch in Industrieländern vollkommen reale, alltäglich Probleme. Man nennt sie nur anders. Lobbyismus zum Beispiel. Ein Großteil aller Jobs wird über Kontakte vergeben. Und persönlich muss ich sagen, dass ein bisschen Vetternwirtschaft ja auch okay ist und nicht jede Nettigkeit mit Korruption gleichzusetzen ist. Dass Lehrer in Deutschland zum Beispiel keine Geschenke annehmen dürfen, da es sich auch um Bestechung für bessere Noten handeln könnte, ist zum Beispiel relativ albern. Manch eine Klasse möchte sich vielleicht einfach beim Klassenlehrer für zwei tolle, lehrreiche Jahre bedanken, ich wollte damals einfach einen extra Grund liefern statt der 3+ eine 2 auf dem Zeugnis zu bekommen – doch Bestechung? Und dass der Einstieg in die Berufswelt öfters mal über die Firmen in denen Onkel, Tante, oder Schwiegervater arbeiten, erfolgen, ist auch okay. Der eigentliche Skandal in meinen Augen ist jedoch, wie einfach es ist, Politiker für seine eigene Agenda zu gewinnen. Das lässt sich am Beispiel Trump selber nicht allzu gut festmachen, der Mann hat mehr als genug Geld über die Jahre verdient und verprasst, wenn mir jemand eine Millionen Dollar in die Hand drücken würde, für ein Thema, dass mir am Arsch vorbeigeht, würde ich auch schnell davon überzeugt sein, warum Burgdorf eine Umgehungsstraße braucht. Worauf ich eigentlich abziele sind die „kleinen“ Politiker, die im US-amerikanischen Kongress oder deutschen Bundestag Abstimmungen entscheiden – und das über weitaus wichtigere Dinge als Burgdorfer Umgehungsstraßen. Von mir aus kann auch beschlossen werden, dass in Burgdorf nur noch Einräder und Kutschen als Verkehrsmittel erlaubt werden. Klar, Donald Trump kann Abstimmungen via Presidential Order umgehen, doch letztendlich werden Entscheidungen im Kongress getroffen und da bedarf es einer Mehrheit. Und nur, weil der eigene Präsident den Klimawandel als Lüge verkauft, damit die Öl-Industrie ihn weiter beim Golf spielen gewinnen lässt, muss nicht automatisch jeder Republikaner den Klimawandel als Humbug abtun. Doch viel zu viele tun es.

Proteste in Russland

Foto von Medvedev, wie er die goldene Medaille eines Trauerkranzes demontiert. Im nächsten Bild steckte er sich diese möglichst unauffällig in die Hosentasche.

Nicht viel anders sieht das in Russland aus. Das korruptionsverseuchte Land war letzte Woche Schauplatz von Demonstrationen der Opposition, rund um ihren Anführer Alexei Navalny. Anlass war die Veröffentlichung einer Dokumentation, die offenlegte in welchem Ausmaß der russische Premierminister Dimitri Putin (Mädchenname Medvedev) sich an Steuergeldern bereicherte. Jachten, Weinberge und weiter Luxusgüter befinden sich in Medvedevs Besitz, gerade teure Sneaker sollen es dem Politiker angetan haben. Die Regierung spricht von 500 festgenommenen Demonstranten – die Demonstrationen wurden schließlich nicht genehmigt – und weit unter 10.000 Teilnehmern in Moskau, während die Opposition 700 bis 1.000 Festnahmen zählt, und 150.000 Demonstrationsteilnehmer im ganzen Land. Wieso muss ich eigentlich mein Statistik-Examen an der Universität bestehen, wenn ich mir Statistiken in der Praxis einfach ausdenken kann? Die Realität wird vermutlich irgendwo zwischen beiden Extremen liegen. Moskau hat über 11 Millionen Einwohner, Russland über 143,5 Millionen, ich habe nachgezählt. Um die 150.000 Demonstranten sind da ein vernichtend geringer Teil der Bevölkerung. Als Europäer ist es vielleicht ganz schön zu sehen, dass sich in Russland Widerstand gegen das Putin-Regime regt, doch was sind schon 0,1 Prozent der Bevölkerung?
Putin hat Zustimmungswerte um die 80 % in Russland, ein Großteil der Bevölkerung steht hinter ihm. Diese Werte sind in den jüngeren Generationen zwar niedriger, doch sie sind trotzdem deutlich zu hoch, wenn man bedenkt, dass die Armut in Russland auf dem höchsten Stand seit neun Jahren ist und fast 23 Millionen Menschen unter der Armutsgrenze leben. Das sind bereits 15 % der Bevölkerung. Doch an Amerika, der AfD und eben auch Russland sieht man immer wieder, dass die Benachteiligten sich gerne ihr eigenes Grab wählen und konsequent für den Populisten stimmen, der ihnen in letzter Konsequenz auch noch den letzten Pfennig vom Konto nehmen würde, um ihn direkt in neue Nike-Sneaker für Medvedev zu investieren. Kontrollierte Medien und selektive Informationen sichern somit den Ruf und erzielen gerade bei älteren Generationen viel Zustimmung.

Wahlen in Serbien

Ähnliches ist in Serbien zu beobachten, wo heute Wahlen waren. Was? Wahlen? In Serbien? Manche von ihnen werden es sicherlich noch als Serbien-Montenegro (2003-2006), Jugoslawien (1992-2003), anderes Jugoslawien (1945-1992), oder Zukünftiges Süddeutschland (1939-1945), kennen. Der Präsidentschaftkandidat, ein ulkiger untersetzter Troll mit Brille, erlangte nach ersten Prognosen rund 60 % der Wählerstimmen. Neben einer schwachen Opposition, dessen hoffnungsvollster Kandidat ein 25-Jähriger war, dessen Wahlslogan lautete, dass er noch nie das Nationalgericht gegessen habe und der regelmäßig bei Wahlkampfauftritten auf einem weißen Schimmel einritt, sind hierfür auch einige fragwürdige Praktiken der serbischen Regierung verantwortlich. Erkaufte Wählerstimmen, Einschüchterung und Ultranationalistentum, die Welt ist so weit :‘). 60 % der Wählerstimmen? Das schafft nicht mal Mutti. Bei solchen Prozentwerten müssten eigentlich sofort sämtliche Alarmglocken schrillen, es reicht Geschwister gehabt zu haben, um zu wissen, dass eine solche Menge an Einigkeit unmöglich ist, außer es sind Süßigkeiten im Spiel (wo wir wieder bei Korruption wären). Die junge Generation in Serbien scheint zu einem Großteil gegen den Präsidenten zu sein – sofern ich meinen serbischen Freunden Glauben schenken kann. Ich sehe einen klaren Trend in Europa – die Jugend ist für eine offene, tolerante Welt und die Alten… ich könnte es besser ausdrücken, doch sie ficken uns in den Arsch. In Serbien mit einem splittrigen 30-cm Holzdildo wie es aktuell aussieht, weil sie selber keinen mehr hochbekommen. Ihnen wurden die Renten gekürzt und es ist kaum Geld da, um jenseits der Armutsgrenze das Leben zu genießen, doch beschränkter Informationsfluss lässt sie weiterhin die Ursache wählen. Die Jugend scheint aufzustehen, doch leider glauben wir das seit vielen Jahren und am Ende bleibt gerade in Osteuropa alles gleich. Wer heute 50 Jahre alt ist, hat vor 30 Jahren ein offeneres Europa bejubelt, den Mauerfall, das Ende der Sowjetunion. Wir können nur hoffen, dass es unsere Generation ist, die in 30 Jahren nach wie vor nach den Idealen ihrer Jugend lebt und sie nicht gegen „Sicherheit“ und „Patriotismus“ eintauscht. Ich werde mich hinter meinen Idealen nicht verstecken – außer man steckt mir den ein oder anderen Hunderter zu, dann mach ich alles.

P.S.: Mario Adorf lebt.

Vorletzte Woche - Letzte Woche - Diese Woche - Nächste Woche - Übernächste Woche

Bundesadler.svg
Worte sind wie Projektile...

...also schießen wir!

Alle Worte zum letzten Tag der WocheWort zur NRW-WahlNach der NRW-WahlDas Wort zur LageRaus, ihr Deppen!Das Wort zur WM/Cape Town CallingDer Letzte, Wulff Deutschlands!Das Wort zum VolksentscheidAdieu les Bleus... Es lebe Paul!Gläserne WeltUrsula - Nicht mit mir!Wort zur NobelpreisvergabeWort zur UnterweltWort zum dritten AdventDas erste Wort 2011Wort zum Montag drei Wochen vor OsternWort zu fast allemEin Zeichen des DFB gegen den Terror


Hast Du Worte?

Bundesadler.svg

Linktipps: Faditiva und 3DPresso