Toast Hawaii

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Toast Hawaii - ist ein Ausdruck (Stil) von politischen Aussagenformulierungen, der auf einem bedauerlicherweise vielbeachteten Abschlussbankett einer internationalen Konferenz auf Hawaii definiert wurde. In der Regel sind sie fatal für denjenigen, der die Ansprache halten muss.[1]

Entstehung

„…kann denn mal jemand einen Toast aussprechen?“ – keine Antwort, denn rings um das Buffet herrscht eine gefräßige Stille. Es gibt auch was Leckeres: Weißbrotscheibchen, belegt mit etwas gekochtem Schinken, da drüber je eine Scheibe Ananas und Käse [2] und das alles kurz überbacken – mit vollem Mund redet man einfach nicht. Nicht weil das anstößig wäre, aber in der Zeit, in der man redet, essen die Anderen einem alles weg.

Irgendwann macht sich ein ausgeprägtes Sättigungsgefühl breit. Man hat als Letztes noch den Belag vom Toastbrot herunter genagt und wird angesichts des Brotrestes mit dem verbrannten Rand daran erinnert, dass da noch was zu sagen wäre. Man nimmt also das Rotweinglas in die Hand, erhebt sein müdes Haupt und beginnt ruheheischend mit dem Essbesteck dezent am Weinglas zu klirren… Doch halt!
Was will man eigentlich sagen?

Die Worte müssen wohlüberlegt sein, am besten genauso salzig wie der Schinken und auch genau so kontrastreich wie die süße Ananasscheibe dazu. Leicht und locker müssen sie von den Lippen kommen, so wie das frisch getoastete Weißbrot, mit dem leichtem Buttergeschmack (denn nur Butter schweckt wie Butter!) und vor allem mit dem würzigen holländischen Käse als krönenden Abschluss.

Zurück zur Frage: Was will man eigentlich sagen? Eigentlich nichts: man ist ja satt. Aber jetzt blicken alle Anwesenden einen so erwartungsvoll an. Man muss irgendwie versuchen, aus dieser Situation ohne größeren Imageschaden wieder herauszukommen. Es muss natürlich alles politisch korrekt formuliert sein. Die Sätze müssen den diplomatischen Gepflogenheiten entsprechen. Es dürfen keine Fehlinterpretationen zugelassen und es muss trotz beschissener Stimmung eine optimistische Grundhaltung demonstriert werden. Eigentlich aussichtslos. Aber da muss man jetzt durch und kann nur hoffen, dass die folgende Rede durch den Boulevardjournalismus unbeachtet bleibt.

„Ich erhebe mein Glas und meine Stimme, um die große Bedeutung unseres heutigen Zusammenkommens zu unterstreichen. Trotz unterschiedlichster Meinungen haben wir uns frei und offen über unsere Gemeinsamkeiten ausgetauscht. Ich sehe mit großen Erwartungen unserem nächsten Treffen entgegen.“ Das abschließende „Prost!“ ging in einen leichten Rülpser über und wurde entschuldigt mit den Worten: „…das war der Toast Hawaii!“

So einfach ist es, politische Definitionen zu formulieren.

Gesellschaftliche Folgen

Am nächsten Tag stand diese Rede in vollem Wortlaut in einer Zeitung, die so unappetitlich ist, dass man toten Fisch beleidigt, wenn man ihn drin einwickelt[3]. Die Kommentatoren unterschiedlichster Redaktionen veröffentlichten in Druckerzeugnissen und Onlinediensten ihre Lesart des dort Gesagten und verknüpften die genannten harten Fakten mit eigenem Hintergrundwissen und den Ergebnissen von Internet-Recherchen. In der Tagesschau wurde die Meinung des Chefredakteurs einer führenden Tageszeitung zitiert, dass die von einem namhaften deutschen Politiker[4] im Anschluss an das internationale Treffen auf Hawaii gehaltene Rede mustergültig sei. In einer Presseschau am nächsten Vormittag wurden alle in- und ausländischen Zeitungsartikel aufgezählt, die sich sommerlochfüllend auf diesen Event bezogen.

Inhalt

Was wurde denn nun mit diesem Toast auf Hawaii gesagt? Die Stupidedia erläutert es ihren Lesern genau:

„Ich erhebe mein Glas und meine Stimme…“ Das sind nur Inhaltsleere Füllworte: es hat ohnehin jeder mitgekriegt, dass man angeheitert ist und etwas sagen will. Diese Worte hatten den alleinigen Zweck, den Redner zu beruhigen, so dass er sich auf die folgenden Aussagen konzentrieren konnte.
„…um die große Bedeutung unseres heutigen Zusammenkommens zu unterstreichen.“ Das sind die diplomatischen Gepflogenheiten, mit blumigen Worten zu formulieren, dass man sich mal so richtig die Meinung gegeigt hat.
„…Trotz unterschiedlichster Meinungen haben wir uns frei und offen über unsere Gemeinsamkeiten ausgetauscht.“ Klar! Die Gespräche auf dieser Konferenz sind also konfliktfrei geführt worden. Wenn man sich alternativ dazu über Gegensätzlichkeiten ausgetauscht hätte, wäre es bestimmt auch zu Missstimmungen gekommen. Aber so bestand keine Gefahr.
„Ich sehe mit großen Erwartungen unserem nächsten Treffen entgegen.“ Man hat sich also auf nichts Wesentliches einigen können. Höchstens für Termine auf Staatssekretärebene, bei denen ein nächster gemeinsamer Konferenztermin ausgehandelt werden könnte. Natürlich wieder mit einem leckeren Abschlussbuffet.
„Prost!“ Die wesentlichste Aussage dieser Konferenz…
„…das war der Toast Hawaii!“ …zwar nur als Entschuldigung für den schlecht unterdrückten Rülpser gedacht, wurde diese Passage als persönliche Unterstreichung der Wichtigkeit dieser Rede aufgenommen. Sie wurde deswegen im vollen Wortlaut publiziert und in die Konzepte der Lehrbücher aufgenommen als Beispiel für eine konsequente Vorgangsanalyse mit richtungsweisender Aussagenformulierung bei Beachtung unterschiedlichster Interessenlagen.

Nachhaltigkeit

Der Inhalt dieser Rede wurde von der Allgemeinheit schnell wieder vergessen. Denn auch die folgenden Treffen brachten kein wesentliches Ergebnis und der politische Anlass dieser Art Reden ist beliebig austauschbar.

Lediglich die Schilderung der lecker belegten überbackenen rechteckigen Weißbrotscheiben blieb im Gedächtnis der Menschen erhalten und dessen Rezeptur wurde bald mit dem Begriff „Toast Hawaii“ assoziiert. Dieses kastenförmige Brot wird nun durch Großbäckereien in Massen gepacken, farbenfroh konfektioniert und in Lebensmittel-Diskountern palettenweise vorrätig gehalten. Um dem Kunden auch dessen Verwendung mit weiteren Kaufempfehlungen zu suggerieren, wurde der Name „Toastbrot“ oder „Buttertoast“ gewählt (zur Erinnerung: nur Butter schmeckt wie Butter).

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. [1] Aus dem Englischen: “to be toast” bedeutet „geliefert sein“, „erledigt sein“, im Sinne von „dem Untergang geweiht sein“.
  2. [2] Rezept siehe: www.chefkoch.de
  3. [3] Zitat von Volker Pispers aus „Massenmedien gefährden die Demokratie“ aus 3sat-Festival vom 11.09.2010
  4. Gegendarstellung
    Die Stupidedia ist zur Veröffentlichung einer Gegendarstellung verpflichtet, da eine nicht fern liegende Deutung bei der Ermittlung einer verdeckten Aussage einen gegendarstellungsfähigen Inhalt ergab:

    172.69.59.181 denkt, dass möglicherweise ich (Guido Westerwelle) das gewesen wäre.

    Ich (Guido Westerwelle) möchte feststellen: ich war auf Hawaii gar nicht dabei.

    Die gewünschte Gegendarstellung muss nicht der Wahrheit entsprechen. Eine Gegendarstellung gibt nur die Sicht des möglicherweise Betroffenen wieder.

Linktipps: Faditiva und 3DPresso