Spiegelwelten:Adolais Tagebuch: Unterschied zwischen den Versionen

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Wenig später trommelt Joseph, den ich für mich wegen seiner stämmigen kleinwüchsigen Statur Kampfzwerg nenne, die ganze Truppe bis auf Hott, den er ja nicht finden kann, zusammen. Auch Präsident Lightening findet sich mit einem schwarz weiß gefleckten Ball in seinen Händen ein und beginnt, etwas von diesem Spiel zu erzählen. Immer wieder reißt ihm der Kampfzwerg den Fußball weg und korrigiert ihn. Ich versuche, dem Geschwafel etwas Information abzugewinnen. Dann wird von mir verlangt, ins Tor zu gehen. Torwächter gibt es an den Artkatrazischen Stadtmauern doch genug! Stattdessen postiert man mich in ein eckiges Gerüst mit einem Netz dahinter. Erst dann dämmert es mir: Ich bin auf Befehl der Musen in diesen Fußballwahnsinn hineingeraten! Genau in dem Moment nehme ich reißaus und verschwinde wortlos vom Gelände. Seitdem bin ich noch jetzt dabei, zu überlegen, wie ich morgen die Musen für diese Dreistigkeit richtig zur Rede stellen kann...
 
Wenig später trommelt Joseph, den ich für mich wegen seiner stämmigen kleinwüchsigen Statur Kampfzwerg nenne, die ganze Truppe bis auf Hott, den er ja nicht finden kann, zusammen. Auch Präsident Lightening findet sich mit einem schwarz weiß gefleckten Ball in seinen Händen ein und beginnt, etwas von diesem Spiel zu erzählen. Immer wieder reißt ihm der Kampfzwerg den Fußball weg und korrigiert ihn. Ich versuche, dem Geschwafel etwas Information abzugewinnen. Dann wird von mir verlangt, ins Tor zu gehen. Torwächter gibt es an den Artkatrazischen Stadtmauern doch genug! Stattdessen postiert man mich in ein eckiges Gerüst mit einem Netz dahinter. Erst dann dämmert es mir: Ich bin auf Befehl der Musen in diesen Fußballwahnsinn hineingeraten! Genau in dem Moment nehme ich reißaus und verschwinde wortlos vom Gelände. Seitdem bin ich noch jetzt dabei, zu überlegen, wie ich morgen die Musen für diese Dreistigkeit richtig zur Rede stellen kann...
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==13.Dezember 1801==
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===Lydi, Klio und Meleda===
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„Zuallererst, was mache ich hier eigentlich?“, wollte ich wissen, während mir die Muse, die gegenüber von mir saß, [[Tee]] einschenkte. Wir saßen da zu viert an diesem kreisrunden gedeckten kleinen Tisch, ich im Nachthemd und die drei Musen in ihrer erträglicheren Gestalt in [[Angeber|königlicher Aufmachung]] und mit [[lieb]]en [[Gesicht]]ern. Um das Teekränzchen herum gab es nichts. Sogar der Boden schien nur aus Licht zu bestehen.<br>
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„Ganz einfach“, entgegnete mein Gegenüber gelassen und reichte mir die dampfende Tasse, „Du hast dich die letzten beiden Tage, in denen du dich voller grundloser Sorgen in deinem Zimmer verkrochen hast, so intensiv mit deinem geplanten Gespräch mit uns beschäftigt, dass das Ganze in deine Träume durchsickert. Da du dir das alles einbildest und nicht wir, könnten wir dich auch dasselbe fragen. Noch Zucker?“<br>
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[[Bild:Drei Musen.jpg|thumb|Uäh, so lieber nicht...]]
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„Nein danke. Also ist das alles nur ein [[Traum]] oder wie?“<br>
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„[[Ja|Sieht ganz danach aus]].“<br>
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„Und warum dann diese Gestalt? Ich meine ich weiß doch wie ihr wirklich ausseht!“<br>
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„Wärs dir anders lieber?“, meinte die eine Muse augenrollend, bevor sie mit den Fingern schnippte. Das lichterhellte Teekränzchen verwandelte sich augenblicklich in die düstere Kammer mit diesen schwarzen vieräugigen Hexen von Musen.<br>
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„Ich glaube nicht.“, gestand ich, woraufhin alles wieder wie vorher wurde. Ich nahm mir einen Schluck Tee. Salbei und Ingwer.<br>
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„Na also.“<br>
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Ich war diesen Einbildungen dankbar, dass sie nicht wie sonst üblich [[Chor|dreistimmig sprachen]].<br>
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[[Bild:Muse Lydi.jpg|thumb|Eine [[Spiegelwelten:Die Musen|der Musen]], Lydi, in ihrer ''öffentlichen'' Gestalt.]]
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„Also wenn du schon von diesem Treffen träumst“, fuhr sie fort, „Kannst du genausogut mit uns reden, wie du es wolltest. Wäre eine Art Übung für dich, wenn du dich dann doch aus deinem Zimmer traust, Adolai.“<br>
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„Also gut“, begann ich und stellte die Tasse hin, „Irgendwas in mir will eurem Spiel da nicht ganz trauen. Ich meine das mit der Wetreise hatte sich auch so harmlos angehört und dann war das Ganze doch nur ein Teil eurer unangenehmen Pläne mit mir. Dazu ist das diesmal so absurd... Ich meine was habt ihr davon, eine Fußballmannschaft aus [[Polizei|Polizisten]] und [[Irrenhaus|Geisteskranken]] aufzustellen und damit an der Universumsmeisterschaft teilzunehmen?!“<br>
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„Eine gute Frage. Sagen wir mal, unser Motiv ist [[paradox]].“<br>
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„Inwiefern?“<br>
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„Entscheidungen treffen und in die [[Zukunft]] sehen sollte man besser weit auseinander halten. Wir tun das nicht. Sagen wir mal so, manchmal kommt es zu Entscheidungen, die wir nur deswegen treffen, weil wir vorraussehen, wie wir das tun. Folgendes Selbstbeispiel. Du wirst vorraussehen, dass wir dir in den nächsten drei Sekunden unsere  Namen nennen werden. Wie heißen wir?“<br>
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„Lydi, Klio und Meleda“, zählte ich auf und wartete. Sie aber blieben stumm.<br>
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„Jetzt habt ihr mir die ja gar nicht verraten“, beschwerte ich mich, „Woher weiß ich das dann?!“<br>
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„Weil wir dich gerade ein wenig reingelegt haben.“, erklärte Lydi, „Du siehst, sobald so etwas hinzukommt, gibt es keine [[logisch]]e Begründung mehr. Mit [[Spiegelwelten:Artkatraz|Artkatraz]] ist das so ähnlich. Hier herrschen andere Regeln und in fast jedem anderen Land gibt es mehr Bilder als auf der Künstlerinsel, überall sind sie da, in [[Buch|Büchern]], Porträts, auf Verpackungen, überall, was in der Aura nicht möglich wäre. Man geht nur vorsichtig mit seinen Eigenheiten um. [[Keks|Haferkeks]]?“<br>
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„Gern.“<br>
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„Dazu gibt es da vielleicht doch einen Grund“, erklärte Meleda weiter und tunkte einen Keks in ihren Tee, „Eigentlich sollte  es uns egal sein, was die anderen Länder von Artkatraz halten. Deine Rede in [[Spiegelwelten:Italo-Amerika|Italo-Amerika]] hat da nur die [[Spiegelwelten Diskussion:Die Musen|internationalen Hasstiraden]], die du und dieser Lightening uns beschert habt, etwas glattgebügelt, mehr nicht. Nur haben wir gerade folgendes: Mit [[Spiegelwelten:Dunkeldeutschland|Dunkeldeutschland]] und nun auch [[Spiegelwelten:hamunaptra|Hamunaptra]] ist Artkatraz von zwei Seiten von Ländern umgeben, die unter der Herrschaft [[Spiegelwelten:Professor Hauke Ackermann|eines nach Weltherrschaft strebenden Wahnsinnigen]] stehen. Nicht, dass wir was gegen Ackermann hätten. So einen Plan zur [[Weltherrschaft]] hätten wir einmal fast auch gehabt, haben das aber verworfen. Ich meine, wie will man so viele Länder überhaupt richtig kontrollieren? Vielleicht findet der Herr es auch nur toll, irgendwann einen G1-Gipfel zu veranstalten, was wissen wir denn... Nun Artkatraz versucht, halbwegs neutral und unabhängig zu bleiben, ist aber für alle Art von Verhandlungen offen. Bei Ackermann aber wissen wir nicht, ob wir es riskieren können, auf etwas wie Berechenbarkeit oder Vernunft in ihm zu vertrauen. Will der Gute eines schönen Tages an unsere Insel, scherts niemanden und wir stehen vielleicht doch recht schutzlos da. Daher müssen wr doch irgendwie unser Image aufpolieren. Und nun zu dir: Alle anderen Spieler, dir wir scheinbar willkürlich aus dem Volk geangelt haben, kommen aus freien Stücken. [[Bestechung|Der Grund: Das vierfache Gehalt eines BK-Offiziers]]. Und da du dich wahrscheinlich von Geld nicht so ganz begeistern lässt, hätten wir eine besondere Belohnung für dich: Eine Stadt und einen Titel. Du wärst dann nicht nur Diplomatin sondern auch Bürgermeisterin und Prinzessin. Alles, was du dafür zu tun brauchst, ist wortwörtlich mitzuspielen, mehr nicht, das versprechen wir dir. Wir bitten dich, [[Spiegelwelten:Vorstellung des neuen Staates Artkatraz|bei der WA hast du immerhin auch mitgemacht]] und wir waren in diesen Gespräch relativ ehrlich zu dir. Also denk bitte nur noch einmal darüber nach.“<br>
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Ich schlürfte noch seelenruhig den Rest des Tees, ehe ich weiterfragte:<br>
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„Warum gerade ich? Wenn es darum geht, gegen einen Ball zu treten, hättet ihr euch sonstwen alles andres dafür aussuchen können.“<br>
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„Es geht ja auch nicht darum, den Ball zu treten, sondern ihn zu fangen. Und warum du das am Besten kannst, wirst du noch schnell genug selbst herausfinden. Achja, und glaub nicht, dass du mit unseren Namen was in der Hand gegen uns hast – wir werden die demnächst selbst preisgeben. Soll menschlicher ankommen. Und wenn wir dich kurz darauf hinweisen dürfen – dein [[Wecker]] klingelt!“<br>
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Und damit wachte ich auf. Dass ich noch immer was von dem Ingwer roch, musste ich mir wohl auch nur eingebildet haben. Später aber fand ich einen offensichtlichen Zettel auf meiner Kommode, der gestern noch nicht da war.<br>
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''Nach Sonnenaufgang aufs Feld. Wir zählen auf dich. -Lydi.''<br>
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Diesen Musen war aber auch alles zuzutrauen...Ich zuckte nur mit den Schultern und bereitete mich auf den heutigen Tag vor, an dem ich Bälle fangen sollte. Oder so. Ich meld mich heute dann nochmal.

Version vom 24. Januar 2010, 18:19 Uhr

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Hierbei handelt es sich um die Sicht einer Artkatrazerin, nämlich Prinzessin Adolai.

Zum vorherigen Geschehen über Adolais Reise, den Streit mit den Musen und Adolais Shizophrenie mit Terry siehe hier, zu Adolais Rede bei der Weltenausstellung hier.


Dazu, wie der Fußball nach Artkatraz kommt, weiterlesen!
Football-small.png

7.Dezember 1801

Hallo, da bin ich mal wieder..

Von verschollenen Dichtern und Joggen in lila

Und wieder ist eine lange Zeit vergangen, in der du nichts von mir gehört hast. Wenn dich das stört, kannst du mir ja vorschlagen, dich in Wenn-doch-mal-was-passiert-Buch umzubenennen. Aber darum geht es mir gerade herzlich wenig. Nun, es geht wieder irgendwas vor sich, denn andernfalls würde ich kaum schreiben, oder? Aber lass mich vorher trotzdem bitte mal die letzten Monate zusammenfassen.

Der Neu-BK Raul Nondas bleibt von einer kleinen wachssenden Fangemeinde abgesehen für Artkatraz weiterhin verschollen. Auch ich hoffe für ihn, dass er sich seine Dichterträume verwirklichen konnte, wo auch immer er jetzt sein mag... Nach der Weltenausstellung hat sich nicht wirklich groß was hier getan, nur die Neugier der Artkatrazer ist erwacht. Dazu sollen Gerüchten zufolge zwei weitere Städte von den Musen geplant sein. Da diese dann mit Artkatraz Stadt und Seen City vier ergeben würden, macht das auch Sinn. Die Versessenheit dieser drei Kreaturen auf diese Zahl wird immer spürbarer. Aber das nehme ich ihnen nicht übel. Für sie ist das vielleicht auch nur ein Hobby oder eine Lebenseinstellung, so in etwa das, was für Andere das Briefmarkensammeln wäre. Dazu gehen sie auch nur erstmals auf die sich verändernde Mentalität des Künstlervolkes ein. Gerade die jungen Artkatrazer sehnen sich nach etwas Neuem und Hafenstadt Seen ist an seinen Neuheiten auch schon fast ausgeschöpft. Um präsenter zu sein, lassen sich die Musen neuerdings auch wieder außerhalb ihres Turms blicken, in ihrer falschen Gestalt versteht sich, in der sie nicht wie Aliens sondern wie lupercanische Priesterinnen aussehen. Ansonsten hat sich Alles trotz der Unruhen vor mehr als einem halben Jahr schnell wieder normalisiert.
Ich hab mir eine recht einfache Wohnung am Rand von Artkatraz Stadt gemietet, von wo ich trotzdem schnell zu einigen artkatrazischen Sightseeings wie zu den legalen Schwarzmärkten kommen kann und nur wenige Schritte tun muss, um außerhalb der Stadtmauern so etwas wie Platz und grünes Gras sehen zu können. Und über meinen seltsamen Vermieter kann ich noch später was erzählen. Meine Rolle als Diplomatin beschränkt sich gerade darauf, hin und wieder in Schulen eingeladen zu werden, um Artkatraz' rotznäsiger Zukunft etwas über die Außenwelt zu erzählen.

Doch auch mit mir sind gewisse Veränderungen vorgegangen. Als ich das erste Mal wieder überall am Körper lila anlief, dachte ich schon fast, das mit Terry fängt wieder an, bis ich mich bei nem Galeriebesuch vom Gegenteil überzeugte: Dieses Biest schlummert tief und fest in den ausbruchssicheren zwei Dimensionen einer von Panzerglas umgebenen Leinwand in den noch mehr sichereren Kellergewölben der großen Galerie, wo normalerweise nur Bildwerke landen, die gefährlich genug aussehen, um ganz Artkatraz zu zerstören und die das Licht der Welt nie gesehen haben. Irgendwie beruhigend und zugleich beunruhigend, dass sich Täria dort befindet. Manchmal seh ich mir ihr bezahntes Grinsen an, das mich noch aus dem Bild heraus zu verhöhnen scheint, und frage mich, was wohl passiert, wenn sich die Gute eines Tages doch aus ihrem Bild befreit. Würde ich wieder Stimmen hören, die mich übernehmen wollen, oder würde Terry über einen eigenen Körper verfügen, ohne sich einen mit mir teilen zu müssen? Beide Versionen wollen mir irgendwie ganz und gar nicht gefallen... Nun, nachdem ich mir genug versichert hatte, dass das alte Raubtier bleibt, wo es ist, habe ich mir die Verfärbung dann so erklärt: Nach dem „Verlust“ von Täria als zweites Bewusstsein versucht sich der verbliebene Teil quasi etwas zu vervollständigen, zum Glück nicht in die Richtung Tiefseefisch, zweite Wirbelsäule und gemeingefährlich, sondern mit etwas mehr Selbstbewusstsein und ein paar Zentimeterchen Höhe. Da das mit dem Lilaverfärben anscheinend was mit Aufregung oder sportlicher Ansterungung zu tun hat, hab ich mir angewöhnt, morgens draußen an der Stadtmauer zu joggen. Mit der Zeit habe ich so gelernt, das zu kontrollieren, was gar nicht so unpraktisch ist. Ehrlich gesagt sah mir das mit dem lila Kopf und hautfarbenen Rest schon immer etwas dämlich aus und wandle nun ganz violett durch Artkatraz Stadt.

Fuß-was?

Und nun zum eigentlichen Grund, weshalb ich dir wieder schreibe. Es ist wieder was passiert. Und dieses etwas überraschte mich bereits beim morgentlichen Joggen. Dieser BK da ist mir mit seiner Flugsphinx fast auf die Füße gelandet! Sein Gesicht konnte ich wegen der Helmmaske, die er darüber trug, nicht erkennen. Er habe eine Nachricht für mich von – wie sollte es auch anders sein? - den Musen.
Ich solle übermorgen früh nördlich der Stadtmauern antreten.
Ich solle keine Angst haben. Es sei eine Art Auftrag.
Und es hätte was mit Fußball zu tun.
"Mit Fuß-was?", meinte ich da nur. Das hört sich schon mal gar nicht gut an...

9.Dezember 1801

Hallo Tagebuch,
zwei Tage sind rum und wieder gibts für dich was für deine mittlerweile zerknitterten Seiten:

Hopp aufs Feld!

Als ich die artkatrazische Hauptstadt durch eins der nördlichen Tore verließ, war der Mittelpunkt des Geschehens nicht zu übersehen: Schon aus der Ferne waren die Trauben an neugierigen Artkatrazern zu erkennen, die sich um ein paar zeltartige frisch gemalte Gebäude versammelt hatten und irgensodein Scherzbold fand es dazu auch noch witzig, daneben weiße Linien in die Hügelwiese zu malen! An der Grenze zum abgesperrten Gelände musste ich zwischen den ganzen Reportern ein bekanntes Gesicht entdecken.

Die BKs machens dem Joseph von Anfang an alles andere als leicht: Larth Cartovski (alias Kartoffel) wehrt sich gegen Trikot und Shorts ("In diesem Aufzug sähe ich ja lächerlich aus!") und unter "Schießübungen" versteht der arme Trainer etwas anderes...

„Warum schießt ihr eigentlich keine Fotos oder so? Ach stimmt ja ist ja verboten hier, vergess ich immer wieder...“, murmelte der ausgefragte Präsident.
„Lightening?!?“, rief ich und drängelte mich zu ihm hindurch.
Sagen wir ich war so ziemlich überrascht. Sein Interview hatte ich zwar in der Morgennacht gelesen, hier aber hätte ich ihn am allerwenigsten erwartet. Was hatte er nur mit dem Ganzen zu tun? Was allerdings beunrihigender war: Was hatte ich damit zu tun?!
"Oh, Hallo Adolai! ...Äh bist du größer geworden?"
Weiter ging unser unglaublich gescheiter Wortwechsel nicht, weil ich von einem Augenblick zum anderen von einer Art Kampfzwerg am Arm gepackt und vom Präsident weggerissen wurde.
"Du Dreiauge musst wohl Adolai sein, oder?", meinte der Mann. Er trug ostfriesische Kleidung, einen Schal um seinen kurzen Hals, den er nicht zu haben schien, eine ostfriesische Mütze auf seinem kahlen Glatzkopf und einen unfreundlichen Blick im noch unfreundlicheren Gesicht. Ich nickte ihm zu und bereute das schnell genug, als der Kampfzwerg fortfuhr:
"Dann steh hier nicht so dumm rum, die Zeit dafür haben wir nämlich nicht. Also schau zu, dass du nicht zu lang in der Umkleide brauchst. Sie ist die dritte Tür links in der großen Hütte da."

Wenn ich nur dieses Bild noch hätte, das Raul in Italo-Amerika gemalt hat! Von links nach rechts: Londoooo, Jent, Ich und Skragen.

Damit reichte er mir einen Zerreißzettel mit einer Art knappen Uniform darauf. Wie ich später in der getrennten Umkleide, in der ich ganz alleine war, feststellte, bestand diese aus einem Tshirt, einer kurzen Hose, seltsamen Schuhen und langen weißen Socken. Draußen auf dem Feld versuchte ich die Leute da kennenzulernen, die zum Teil schon diese Uniform trugen und zum Großteil aus BKs bestanden, die auf ihren exoskelettartigen schwarzen Rüstungen beharrten. Aber Joseph hatte was dagegen, dass sie bewaffnet durch die Gegend schlürfen. Die, mit denen ich ins Gespräch kam, wussten allerdings genauso wenig wie ich, was hier vor sich ging, waren aber allesamt auf Anordnung der Musen gekommen. Abgesehen von den BKs war die Truppe recht bunt. Sogar ein anderes Bildwerk war dabei, ein schlecht gemaltes Strichmännchen, das wohl aus dem Kindergarten ausgebüchst war. Einige bekannte Gesichter ließen sich finden, wie Warren Jent, Dave Skragen, auch Streithals Samuel Frank Londoooo - kurz: von Raul Nondas, der ja vermisst wird, abgesehen die ganze Truppe, die mich zur WA in Italo-Amerika als Geleitschutz begleitet hat. Ein einsamer Zivilist mit schwarzen Haaren, der sich eher zaghaft als Estrial vorgestellt hat, schaut die ganze Zeit etwas niedergeschlagen drein. Das müssen die Minderwertigkeitskomplexe sein, die nicht wenige Künstler in ihrem ewigen Wettstreit befallen. Einen anderen Artkatrazer mit Studentengesicht und Pferdeschwanz namens Vhomas Theredror Hott finde ich zitternd und versteckt hinter der Hütte - er meinte er hätte panische Angst vor Ausländern und scheint das auch noch ernst zu meinen. Als ich wieder aufs Feld gehe, kommt mir ein scheußlich mitgenommen aussehender Mann mit schmutzigen Bartstoppeln und wirrem Blick entgegen und fragt mich, was ich von seiner imaginären Mütze halte. Als letzten NichtBK nehme ich mir einen kräftig gebauten Unbekannten vor, der zwar auf den ersten Blick sympathisch wirkt, wo ich auf den zweiten Blick dieser Zufriedenheit nicht ganz traue, die er da hat. Obwohl der Mann nicht umbedingt alt ist, sieht man an seinen Augen, dass er viel erlebt hat. Auch sein Name, Sesterzus Dekatus, kommt mir auf unheimliche Weise irgendwie bekannt vor.
"Ist sehr schön hier in Artkatraz", meint er nur.

Wenig später trommelt Joseph, den ich für mich wegen seiner stämmigen kleinwüchsigen Statur Kampfzwerg nenne, die ganze Truppe bis auf Hott, den er ja nicht finden kann, zusammen. Auch Präsident Lightening findet sich mit einem schwarz weiß gefleckten Ball in seinen Händen ein und beginnt, etwas von diesem Spiel zu erzählen. Immer wieder reißt ihm der Kampfzwerg den Fußball weg und korrigiert ihn. Ich versuche, dem Geschwafel etwas Information abzugewinnen. Dann wird von mir verlangt, ins Tor zu gehen. Torwächter gibt es an den Artkatrazischen Stadtmauern doch genug! Stattdessen postiert man mich in ein eckiges Gerüst mit einem Netz dahinter. Erst dann dämmert es mir: Ich bin auf Befehl der Musen in diesen Fußballwahnsinn hineingeraten! Genau in dem Moment nehme ich reißaus und verschwinde wortlos vom Gelände. Seitdem bin ich noch jetzt dabei, zu überlegen, wie ich morgen die Musen für diese Dreistigkeit richtig zur Rede stellen kann...

13.Dezember 1801

Lydi, Klio und Meleda

„Zuallererst, was mache ich hier eigentlich?“, wollte ich wissen, während mir die Muse, die gegenüber von mir saß, Tee einschenkte. Wir saßen da zu viert an diesem kreisrunden gedeckten kleinen Tisch, ich im Nachthemd und die drei Musen in ihrer erträglicheren Gestalt in königlicher Aufmachung und mit lieben Gesichtern. Um das Teekränzchen herum gab es nichts. Sogar der Boden schien nur aus Licht zu bestehen.
„Ganz einfach“, entgegnete mein Gegenüber gelassen und reichte mir die dampfende Tasse, „Du hast dich die letzten beiden Tage, in denen du dich voller grundloser Sorgen in deinem Zimmer verkrochen hast, so intensiv mit deinem geplanten Gespräch mit uns beschäftigt, dass das Ganze in deine Träume durchsickert. Da du dir das alles einbildest und nicht wir, könnten wir dich auch dasselbe fragen. Noch Zucker?“

Uäh, so lieber nicht...

„Nein danke. Also ist das alles nur ein Traum oder wie?“
Sieht ganz danach aus.“
„Und warum dann diese Gestalt? Ich meine ich weiß doch wie ihr wirklich ausseht!“
„Wärs dir anders lieber?“, meinte die eine Muse augenrollend, bevor sie mit den Fingern schnippte. Das lichterhellte Teekränzchen verwandelte sich augenblicklich in die düstere Kammer mit diesen schwarzen vieräugigen Hexen von Musen.
„Ich glaube nicht.“, gestand ich, woraufhin alles wieder wie vorher wurde. Ich nahm mir einen Schluck Tee. Salbei und Ingwer.
„Na also.“
Ich war diesen Einbildungen dankbar, dass sie nicht wie sonst üblich dreistimmig sprachen.

Eine der Musen, Lydi, in ihrer öffentlichen Gestalt.

„Also wenn du schon von diesem Treffen träumst“, fuhr sie fort, „Kannst du genausogut mit uns reden, wie du es wolltest. Wäre eine Art Übung für dich, wenn du dich dann doch aus deinem Zimmer traust, Adolai.“
„Also gut“, begann ich und stellte die Tasse hin, „Irgendwas in mir will eurem Spiel da nicht ganz trauen. Ich meine das mit der Wetreise hatte sich auch so harmlos angehört und dann war das Ganze doch nur ein Teil eurer unangenehmen Pläne mit mir. Dazu ist das diesmal so absurd... Ich meine was habt ihr davon, eine Fußballmannschaft aus Polizisten und Geisteskranken aufzustellen und damit an der Universumsmeisterschaft teilzunehmen?!“
„Eine gute Frage. Sagen wir mal, unser Motiv ist paradox.“
„Inwiefern?“
„Entscheidungen treffen und in die Zukunft sehen sollte man besser weit auseinander halten. Wir tun das nicht. Sagen wir mal so, manchmal kommt es zu Entscheidungen, die wir nur deswegen treffen, weil wir vorraussehen, wie wir das tun. Folgendes Selbstbeispiel. Du wirst vorraussehen, dass wir dir in den nächsten drei Sekunden unsere Namen nennen werden. Wie heißen wir?“
„Lydi, Klio und Meleda“, zählte ich auf und wartete. Sie aber blieben stumm.
„Jetzt habt ihr mir die ja gar nicht verraten“, beschwerte ich mich, „Woher weiß ich das dann?!“
„Weil wir dich gerade ein wenig reingelegt haben.“, erklärte Lydi, „Du siehst, sobald so etwas hinzukommt, gibt es keine logische Begründung mehr. Mit Artkatraz ist das so ähnlich. Hier herrschen andere Regeln und in fast jedem anderen Land gibt es mehr Bilder als auf der Künstlerinsel, überall sind sie da, in Büchern, Porträts, auf Verpackungen, überall, was in der Aura nicht möglich wäre. Man geht nur vorsichtig mit seinen Eigenheiten um. Haferkeks?“
„Gern.“

„Dazu gibt es da vielleicht doch einen Grund“, erklärte Meleda weiter und tunkte einen Keks in ihren Tee, „Eigentlich sollte es uns egal sein, was die anderen Länder von Artkatraz halten. Deine Rede in Italo-Amerika hat da nur die internationalen Hasstiraden, die du und dieser Lightening uns beschert habt, etwas glattgebügelt, mehr nicht. Nur haben wir gerade folgendes: Mit Dunkeldeutschland und nun auch Hamunaptra ist Artkatraz von zwei Seiten von Ländern umgeben, die unter der Herrschaft eines nach Weltherrschaft strebenden Wahnsinnigen stehen. Nicht, dass wir was gegen Ackermann hätten. So einen Plan zur Weltherrschaft hätten wir einmal fast auch gehabt, haben das aber verworfen. Ich meine, wie will man so viele Länder überhaupt richtig kontrollieren? Vielleicht findet der Herr es auch nur toll, irgendwann einen G1-Gipfel zu veranstalten, was wissen wir denn... Nun Artkatraz versucht, halbwegs neutral und unabhängig zu bleiben, ist aber für alle Art von Verhandlungen offen. Bei Ackermann aber wissen wir nicht, ob wir es riskieren können, auf etwas wie Berechenbarkeit oder Vernunft in ihm zu vertrauen. Will der Gute eines schönen Tages an unsere Insel, scherts niemanden und wir stehen vielleicht doch recht schutzlos da. Daher müssen wr doch irgendwie unser Image aufpolieren. Und nun zu dir: Alle anderen Spieler, dir wir scheinbar willkürlich aus dem Volk geangelt haben, kommen aus freien Stücken. Der Grund: Das vierfache Gehalt eines BK-Offiziers. Und da du dich wahrscheinlich von Geld nicht so ganz begeistern lässt, hätten wir eine besondere Belohnung für dich: Eine Stadt und einen Titel. Du wärst dann nicht nur Diplomatin sondern auch Bürgermeisterin und Prinzessin. Alles, was du dafür zu tun brauchst, ist wortwörtlich mitzuspielen, mehr nicht, das versprechen wir dir. Wir bitten dich, bei der WA hast du immerhin auch mitgemacht und wir waren in diesen Gespräch relativ ehrlich zu dir. Also denk bitte nur noch einmal darüber nach.“

Ich schlürfte noch seelenruhig den Rest des Tees, ehe ich weiterfragte:
„Warum gerade ich? Wenn es darum geht, gegen einen Ball zu treten, hättet ihr euch sonstwen alles andres dafür aussuchen können.“
„Es geht ja auch nicht darum, den Ball zu treten, sondern ihn zu fangen. Und warum du das am Besten kannst, wirst du noch schnell genug selbst herausfinden. Achja, und glaub nicht, dass du mit unseren Namen was in der Hand gegen uns hast – wir werden die demnächst selbst preisgeben. Soll menschlicher ankommen. Und wenn wir dich kurz darauf hinweisen dürfen – dein Wecker klingelt!“

Und damit wachte ich auf. Dass ich noch immer was von dem Ingwer roch, musste ich mir wohl auch nur eingebildet haben. Später aber fand ich einen offensichtlichen Zettel auf meiner Kommode, der gestern noch nicht da war.
Nach Sonnenaufgang aufs Feld. Wir zählen auf dich. -Lydi.
Diesen Musen war aber auch alles zuzutrauen...Ich zuckte nur mit den Schultern und bereitete mich auf den heutigen Tag vor, an dem ich Bälle fangen sollte. Oder so. Ich meld mich heute dann nochmal.


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