Spiegelwelten:Adolais Tagebuch: Unterschied zwischen den Versionen

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Hierbei handelt es sich um die Sicht einer [[Spiegelwelten:Artkatraz|Artkatrazerin]], nämlich [[Spiegelwelten:Prinzessin Adolai|Prinzessin Adolai]].
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<font color=#CAFF70 >Zum vorherigen Geschehen über Adolais Reise, den Streit mit [[Spiegelwelten:Die Musen|den Musen]] und [[Spiegelwelten:Prinzessin Adolai|Adolais]] Shizophrenie mit Terry siehe [[Sub:Spiegelwelten:Adolais Tagebuch/Archiv|hier]], zu Adolais Rede bei der [[Spiegelwelten:Weltenausstellung 2009/1801|Weltenausstellung]] [[Spiegelwelten:Vorstellung des neuen Staates Artkatraz|'''hier''']].</font>
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<font color=#CAFF70 >Dazu, wie der [[Fußball]] nach Artkatraz kommt, weiterlesen![[Datei:Football-small.png|right]]</font>
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Hierbei handelt es sich um Ozeanien aus der Sicht eines [[Spiegelwelten:Artkatraz|Artkatrazers]] , nämlich [[Spiegelwelten:Prinzessin Adolai|Prinzessin Adolai]], und damit temporär der einzige Pressendienst von Artkatraz.  
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== 7.Dezember 1801 ==
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[[Datei:Adolai_neu.PNG|thumb|Hallo, da bin ich mal wieder..]]
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=== Von verschollenen Dichtern und Joggen in lila ===
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Und wieder ist eine lange Zeit vergangen, in der du nichts von mir gehört hast. Wenn dich das stört, kannst du mir ja vorschlagen, dich in Wenn-doch-mal-was-passiert-Buch umzubenennen. Aber darum geht es mir gerade herzlich wenig. Nun, es geht wieder irgendwas vor sich, denn andernfalls würde ich kaum schreiben, oder? Aber lass mich vorher trotzdem bitte mal die letzten Monate zusammenfassen.
  
Ozeanische Länder, die bereit wären, Adolai als Diplomat zu empfangen, tragen sich bitte [[Spiegelwelten Diskussion:Adolais Tagebuch|hier]]ein.
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Der Neu-BK Raul Nondas bleibt von einer kleinen wachssenden Fangemeinde abgesehen für Artkatraz weiterhin verschollen. Auch ich hoffe für ihn, dass er sich seine Dichterträume verwirklichen konnte, wo auch immer er jetzt sein mag... Nach der Weltenausstellung hat sich nicht wirklich groß was hier getan, nur die Neugier der Artkatrazer ist erwacht. Dazu sollen Gerüchten zufolge zwei weitere Städte von den Musen geplant sein. Da diese dann mit Artkatraz Stadt und Seen City vier ergeben würden, macht das auch Sinn. Die Versessenheit dieser drei Kreaturen auf diese Zahl wird immer spürbarer. Aber das nehme ich ihnen nicht übel. Für sie ist das vielleicht auch nur ein Hobby oder eine Lebenseinstellung, so in etwa das, was für Andere das Briefmarkensammeln wäre. Dazu gehen sie auch nur erstmals auf die sich verändernde Mentalität des Künstlervolkes ein. Gerade die jungen Artkatrazer sehnen sich nach etwas Neuem und Hafenstadt Seen ist an seinen Neuheiten auch schon fast ausgeschöpft. Um präsenter zu sein, lassen sich die Musen neuerdings auch wieder außerhalb ihres Turms blicken, in ihrer falschen Gestalt versteht sich, in der sie nicht wie Aliens sondern wie lupercanische Priesterinnen aussehen.
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Ansonsten hat sich Alles trotz der Unruhen vor mehr als einem halben Jahr schnell wieder normalisiert.<br />
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Ich hab mir eine recht einfache Wohnung am Rand von Artkatraz Stadt gemietet, von wo ich trotzdem schnell zu einigen artkatrazischen Sightseeings wie zu den legalen Schwarzmärkten kommen kann und nur wenige Schritte tun muss, um außerhalb der Stadtmauern so etwas wie Platz und grünes Gras sehen zu können. Und über meinen seltsamen Vermieter kann ich noch später was erzählen. Meine Rolle als Diplomatin beschränkt sich gerade darauf, hin und wieder in Schulen eingeladen zu werden, um Artkatraz' rotznäsiger Zukunft etwas über die Außenwelt zu erzählen.
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Doch auch mit mir sind gewisse Veränderungen vorgegangen. Als ich das erste Mal wieder überall am Körper lila anlief, dachte ich schon fast, das mit Terry fängt wieder an, bis ich mich bei nem Galeriebesuch vom Gegenteil überzeugte: Dieses Biest schlummert tief und fest in den ausbruchssicheren zwei Dimensionen einer von Panzerglas umgebenen Leinwand in den noch mehr sichereren Kellergewölben der großen Galerie, wo normalerweise nur Bildwerke landen, die gefährlich genug aussehen, um ganz Artkatraz zu zerstören und die das Licht der Welt nie gesehen haben. Irgendwie beruhigend und zugleich beunruhigend, dass sich Täria dort befindet. Manchmal seh ich mir ihr bezahntes Grinsen an, das mich noch aus dem Bild heraus zu verhöhnen scheint, und frage mich, was wohl passiert, wenn sich die Gute eines Tages doch aus ihrem Bild befreit. Würde ich wieder Stimmen hören, die mich übernehmen wollen, oder würde Terry über einen eigenen Körper verfügen, ohne sich einen mit mir teilen zu müssen? Beide Versionen wollen mir irgendwie ganz und gar nicht gefallen... Nun, nachdem ich mir genug versichert hatte, dass das alte Raubtier bleibt, wo es ist, habe ich mir die Verfärbung dann so erklärt: Nach dem „Verlust“ von Täria als zweites Bewusstsein versucht sich der verbliebene Teil quasi etwas zu vervollständigen, zum Glück nicht in die Richtung Tiefseefisch, zweite Wirbelsäule und gemeingefährlich, sondern mit etwas mehr Selbstbewusstsein und ein paar Zentimeterchen Höhe. Da das mit dem Lilaverfärben anscheinend was mit Aufregung oder sportlicher Ansterungung zu tun hat, hab ich mir angewöhnt, morgens draußen an der Stadtmauer zu joggen. Mit der Zeit habe ich so gelernt, das zu kontrollieren, was gar nicht so unpraktisch ist. Ehrlich gesagt sah mir das mit dem lila Kopf und hautfarbenen Rest schon immer etwas dämlich aus und wandle nun ganz violett durch Artkatraz Stadt.
  
== 24.04.1801 ==
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=== Fuß-''was''? ===
Ungeliebtes Tagebuch,<br>
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Und nun zum eigentlichen Grund, weshalb ich dir wieder schreibe. Es ist wieder was passiert. Und dieses etwas überraschte mich bereits beim morgendlichen Joggen. Dieser BK da ist mir mit seiner [[Sphinx|Flugsphinx]] fast auf die Füße gelandet! Sein Gesicht konnte ich wegen der Helmmaske, die er darüber trug, nicht erkennen. Er habe eine Nachricht für mich von – wie sollte es auch anders sein? - den Musen.<br />
bisher kennen wir uns noch nicht, und schon tu ich dir solch eine unfreundliche Anrede an, aber verzeihe mir, dass ich es aus Prinzip seltsam finde, einem Gegenstand [[positiv]]e [[Gefühl]]e zu widmen. [[Bitte]] nimm das nicht persönlich.
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Ich solle übermorgen früh nördlich der Stadtmauern antreten.<br />
Zu lange habe ich in einem Gegenstand verbracht.
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Ich solle keine Angst haben. Es sei eine Art Auftrag.<br />
Bestimmt möchtest du gerne wissen, was ich damit meine? Nun, um das wissen zu wollen, bist du ja da. Die Musen meinten, es wäre gut für mich, meine Gefühle und Gedanken jemanden anzuvertrauen, der mir in gewisser Weise auch zuhört. Damit ich nicht schon wieder irgendwann meine [[Emotion]]en an anderen [[Mensch|Leuten]] auslasse. Später darfst du mehr erfahren.
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Und es hätte was mit [[Spiegelwelten:Universumsfußballmeisterschaft 2010|Fußball]] zu tun.<br />
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"Mit Fuß-''was''?", meinte ich da nur. Das hört sich schon mal gar nicht gut an...<br />
  
Beginnen wir mit meiner Freilassung.  
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== 9.Dezember 1801 ==
Von einem unsäglichen Augenblick zum anderen stand ich da inmitten von [[Licht]], in den Resten meiner zerborstenen Leinwand. Und da diese Musen. Erst denke ich, die wollen mich in ein noch engeres Gemälde versetzen. Immerhin haben die mir vor unzähligen [[Jahr]]en lebenslang aufgehalst. Aber auch dazu kommen wir später.  
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Hallo Tagebuch,<br />
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zwei Tage sind rum und wieder gibts für dich was für deine mittlerweile zerknitterten Seiten:
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=== Hopp aufs Feld! ===
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Als ich die artkatrazische Hauptstadt durch eins der nördlichen Tore verließ, war der Mittelpunkt des Geschehens nicht zu übersehen: Schon aus der Ferne waren die Trauben an neugierigen Artkatrazern zu erkennen, die sich um ein paar zeltartige frisch gemalte Gebäude versammelt hatten und irgensodein Scherzbold fand es dazu auch noch witzig, daneben weiße Linien in die Hügelwiese zu malen! An der Grenze zum abgesperrten Gelände musste ich zwischen den ganzen Reportern ein bekanntes Gesicht entdecken.<br />
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[[Datei:BKs stressen Joseph.JPG|thumb|500px|Die BKs machens dem Joseph von Anfang an alles andere als leicht: Larth Cartovski (alias Kartoffel) wehrt sich gegen Trikot und Shorts (''"In diesem Aufzug sähe ich ja lächerlich aus!"'') und unter "Schießübungen" versteht der arme Trainer etwas anderes...]]
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„Warum schießt ihr eigentlich keine Fotos oder so? Ach stimmt ja ist ja verboten hier, vergess ich immer wieder...“, murmelte der ausgefragte Präsident.<br />
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„Lightening?!?“, rief ich und drängelte mich zu ihm hindurch.<br />
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Sagen wir ich war so ziemlich überrascht. [[Spiegelwelten:Artkatrazer Morgennacht|Sein Interview]] hatte ich zwar in der [[Spiegelwelten:Artkatrazer Morgennacht|Morgennacht]] gelesen, hier aber hätte ich ihn am allerwenigsten erwartet. Was hatte er nur mit dem Ganzen zu tun? Was allerdings beunruhigender war: Was hatte '''ich''' damit zu tun?!<br />
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"Oh, Hallo Adolai! ...Äh bist du größer geworden?"<br />
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Weiter ging unser unglaublich gescheiter Wortwechsel nicht, weil ich von einem Augenblick zum anderen von einer Art [[Kampfzwerg]] am Arm gepackt und vom Präsident weggerissen wurde.<br />
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"Du Dreiauge musst wohl Adolai sein, oder?", meinte der Mann. Er trug ostfriesische Kleidung, einen Schal um seinen kurzen Hals, den er nicht zu haben schien, eine ostfriesische Mütze auf seinem kahlen Glatzkopf und einen unfreundlichen Blick im noch unfreundlicheren Gesicht. Ich nickte ihm zu und bereute das schnell genug, als der Kampfzwerg fortfuhr:<br />
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"Dann steh hier nicht so dumm rum, die Zeit dafür haben wir nämlich nicht. Also schau zu, dass du nicht zu lang in der Umkleide brauchst. Sie ist die dritte Tür links in der großen Hütte da."<br />
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[[Datei:Rauls Skizze001smll.JPG|thumb|Wenn ich nur dieses Bild noch hätte, das Raul in [[Spiegelwelten:Italo-Amerika|Italo-Amerika]] gemalt hat! Von links nach rechts: Londoooo, Jent, Ich und Skragen.]]
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Damit reichte er mir einen Zerreißzettel mit einer Art knappen Uniform darauf. Wie ich später in der getrennten Umkleide, in der ich ganz alleine war, feststellte, bestand diese aus einem Tshirt, einer kurzen Hose, seltsamen Schuhen und langen weißen Socken. Draußen auf dem Feld versuchte ich die Leute da kennenzulernen, die zum Teil schon diese Uniform trugen und zum Großteil aus BKs bestanden, die auf ihren exoskelettartigen schwarzen Rüstungen beharrten. Aber Joseph hatte was dagegen, dass sie bewaffnet durch die Gegend schlürfen. Die, mit denen ich ins Gespräch kam, wussten allerdings genauso wenig wie ich, was hier vor sich ging, waren aber allesamt auf Anordnung der Musen gekommen. Abgesehen von den BKs war die Truppe recht bunt. Sogar ein anderes Bildwerk war dabei, ein schlecht gemaltes Strichmännchen, das wohl aus dem Kindergarten ausgebüchst war. Einige bekannte Gesichter ließen sich finden, wie Warren Jent, Dave Skragen, auch Streithals Samuel Frank Londoooo - kurz: von Raul Nondas, der ja vermisst wird, abgesehen die ganze Truppe, die mich zur WA in Italo-Amerika als Geleitschutz begleitet hat. Ein einsamer Zivilist mit [[Emo|schwarzen Haaren]], der sich eher zaghaft als Estrial vorgestellt hat, schaut die ganze Zeit etwas niedergeschlagen drein. Das müssen die Minderwertigkeitskomplexe sein, die nicht wenige Künstler in ihrem ewigen Wettstreit befallen. Einen anderen Artkatrazer mit [[Student]]engesicht und [[Pferdeschwanz]] namens Vhomas Theredror Hott finde ich zitternd und versteckt hinter der Hütte - er meinte er hätte panische [[Rassismus|Angst vor Ausländern]] und scheint das auch noch ernst zu meinen. Als ich wieder aufs Feld gehe, kommt mir ein scheußlich mitgenommen aussehender Mann mit schmutzigen Bartstoppeln und wirrem Blick entgegen und fragt mich, was ich von seiner imaginären Mütze halte. Als letzten NichtBK nehme ich mir einen kräftig gebauten Unbekannten vor, der zwar auf den ersten Blick sympathisch wirkt, wo ich auf den zweiten Blick dieser Zufriedenheit nicht ganz traue, die er da hat. Obwohl der Mann nicht umbedingt alt ist, sieht man an seinen Augen, dass er viel erlebt hat. Auch sein Name, Sesterzus Dekatus, kommt mir auf unheimliche Weise irgendwie bekannt vor.<br />
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"Ist sehr schön hier in Artkatraz", meint er nur.
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Wenig später trommelt Joseph, den ich für mich wegen seiner stämmigen kleinwüchsigen Statur Kampfzwerg nenne, die ganze Truppe bis auf Hott, den er ja nicht finden kann, zusammen. Auch Präsident Lightening findet sich mit einem schwarz weiß gefleckten Ball in seinen Händen ein und beginnt, etwas von diesem Spiel zu erzählen. Immer wieder reißt ihm der Kampfzwerg den Fußball weg und korrigiert ihn. Ich versuche, dem Geschwafel etwas Information abzugewinnen. Dann wird von mir verlangt, ins Tor zu gehen. Torwächter gibt es an den Artkatrazischen Stadtmauern doch genug! Stattdessen postiert man mich in ein eckiges [[Gerüst]] mit einem Netz dahinter. Erst dann dämmert es mir: Ich bin auf Befehl der Musen in diesen Fußballwahnsinn hineingeraten! Genau in dem Moment nehme ich reißaus und verschwinde wortlos vom Gelände. Seitdem bin ich noch jetzt dabei, zu überlegen, wie ich morgen die Musen für diese Dreistigkeit richtig zur Rede stellen kann...
  
Verstehe einer die Musen! Nach all den Jahren... lassen sie mich frei! Als ich nach dem Grund fragte, drohten sie mir, mich gleich wieder einsperren zu lassen, also habe ich ausnahmsweise mal meine [[Mund|Klappe]] gehalten. Ich verstehe das noch immer nicht, nicht mal ansatzweise. Aber die Musen versprachen mir, mir morgen mehr zu erzählen. Da ich diese Nacht nicht schlafen werde, kann ich mich so ganz dir widmen.  
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== 13.Dezember 1801 ==
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=== Lydi, Klio und Meleda ===
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„Zuallererst, was mache ich hier eigentlich?“, wollte ich wissen, während mir die Muse, die gegenüber von mir saß, [[Tee]] einschenkte. Wir saßen da zu viert an diesem kreisrunden gedeckten kleinen Tisch, ich im Nachthemd und die drei Musen in ihrer erträglicheren Gestalt in [[Angeber|königlicher Aufmachung]] und mit [[lieb]]en [[Gesicht]]ern. Um das Teekränzchen herum gab es nichts. Sogar der Boden schien nur aus Licht zu bestehen.<br />
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„Ganz einfach“, entgegnete mein Gegenüber gelassen und reichte mir die dampfende Tasse, „Du hast dich die letzten beiden Tage, in denen du dich voller grundloser Sorgen in deinem Zimmer verkrochen hast, so intensiv mit deinem geplanten Gespräch mit uns beschäftigt, dass das Ganze in deine Träume durchsickert. Da du dir das alles einbildest und nicht wir, könnten wir dich auch dasselbe fragen. Noch Zucker?“<br />
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[[Datei:Drei Musen.jpg|thumb|Uäh, so lieber nicht...]]
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„Nein danke. Also ist das alles nur ein [[Traum]] oder wie?“<br />
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„[[Ja|Sieht ganz danach aus]].“<br />
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„Und warum dann diese Gestalt? Ich meine ich weiß doch wie ihr wirklich ausseht!“<br />
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„Wärs dir anders lieber?“, meinte die eine Muse augenrollend, bevor sie mit den Fingern schnippte. Das lichterhellte Teekränzchen verwandelte sich augenblicklich in die düstere Kammer mit diesen schwarzen vieräugigen Hexen von Musen.<br />
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„Ich glaube nicht.“, gestand ich, woraufhin alles wieder wie vorher wurde. Ich nahm mir einen Schluck Tee. Salbei und Ingwer.<br />
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„Na also.“<br />
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Ich war diesen Einbildungen dankbar, dass sie nicht wie sonst üblich [[Chor|dreistimmig sprachen]].<br />
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[[Datei:Muse Lydi.jpg|thumb|Eine [[Spiegelwelten:Die Musen|der Musen]], Lydi, in ihrer ''öffentlichen'' Gestalt.]]
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„Also wenn du schon von diesem Treffen träumst“, fuhr sie fort, „Kannst du genausogut mit uns reden, wie du es wolltest. Wäre eine Art Übung für dich, wenn du dich dann doch aus deinem Zimmer traust, Adolai.“<br />
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„Also gut“, begann ich und stellte die Tasse hin, „Irgendwas in mir will eurem Spiel da nicht ganz trauen. Ich meine das mit der Wetreise hatte sich auch so harmlos angehört und dann war das Ganze doch nur ein Teil eurer unangenehmen Pläne mit mir. Dazu ist das diesmal so absurd... Ich meine was habt ihr davon, eine Fußballmannschaft aus [[Polizei|Polizisten]] und [[Irrenhaus|Geisteskranken]] aufzustellen und damit an der Universumsmeisterschaft teilzunehmen?!“<br />
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„Eine gute Frage. Sagen wir mal, unser Motiv ist [[paradox]].“<br />
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„Inwiefern?“<br />
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„Entscheidungen treffen und in die [[Zukunft]] sehen sollte man besser weit auseinander halten. Wir tun das nicht. Sagen wir mal so, manchmal kommt es zu Entscheidungen, die wir nur deswegen treffen, weil wir vorraussehen, wie wir das tun. Folgendes Selbstbeispiel. Du wirst vorraussehen, dass wir dir in den nächsten drei Sekunden unsere Namen nennen werden. Wie heißen wir?“<br />
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„Lydi, Klio und Meleda“, zählte ich auf und wartete. Sie aber blieben stumm.<br />
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„Jetzt habt ihr mir die ja gar nicht verraten“, beschwerte ich mich, „Woher weiß ich das dann?!“<br />
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„Weil wir dich gerade ein wenig reingelegt haben.“, erklärte Lydi, „Du siehst, sobald so etwas hinzukommt, gibt es keine [[logisch]]e Begründung mehr. Mit [[Spiegelwelten:Artkatraz|Artkatraz]] ist das so ähnlich. Hier herrschen andere Regeln und in fast jedem anderen Land gibt es mehr Bilder als auf der Künstlerinsel, überall sind sie da, in [[Buch|Büchern]], Porträts, auf Verpackungen, überall, was in der Aura nicht möglich wäre. Man geht nur vorsichtig mit seinen Eigenheiten um. [[Keks|Haferkeks]]?“<br />
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„Gern.“<br />
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„Dazu gibt es da vielleicht doch einen Grund“, erklärte Meleda weiter und tunkte einen Keks in ihren Tee, „Eigentlich sollte es uns egal sein, was die anderen Länder von Artkatraz halten. Deine Rede in [[Spiegelwelten:Italo-Amerika|Italo-Amerika]] hat da nur die [[Spiegelwelten Diskussion:Die Musen|internationalen Hasstiraden]], die du und dieser Lightening uns beschert habt, etwas glattgebügelt, mehr nicht. Nur haben wir gerade folgendes: Mit [[Spiegelwelten:Dunkeldeutschland|Dunkeldeutschland]] und nun auch [[Spiegelwelten:hamunaptra|Hamunaptra]] ist Artkatraz von zwei Seiten von Ländern umgeben, die unter der Herrschaft [[Spiegelwelten:Professor Hauke Ackermann|eines nach Weltherrschaft strebenden Wahnsinnigen]] stehen. Nicht, dass wir was gegen Ackermann hätten. So einen Plan zur [[Weltherrschaft]] hätten wir einmal fast auch gehabt, haben das aber verworfen. Ich meine, wie will man so viele Länder überhaupt richtig kontrollieren? Vielleicht findet der Herr es auch nur toll, irgendwann einen G1-Gipfel zu veranstalten, was wissen wir denn... Nun Artkatraz versucht, halbwegs neutral und unabhängig zu bleiben, ist aber für alle Art von Verhandlungen offen. Bei Ackermann aber wissen wir nicht, ob wir es riskieren können, auf etwas wie Berechenbarkeit oder Vernunft in ihm zu vertrauen. Will der Gute eines schönen Tages an unsere Insel, scherts niemanden und wir stehen vielleicht doch recht schutzlos da. Daher müssen wr doch irgendwie unser Image aufpolieren. Und nun zu dir: Alle anderen Spieler, dir wir scheinbar willkürlich aus dem Volk geangelt haben, kommen aus freien Stücken. [[Bestechung|Der Grund: Das vierfache Gehalt eines BK-Offiziers]]. Und da du dich wahrscheinlich von Geld nicht so ganz begeistern lässt, hätten wir eine besondere Belohnung für dich: Eine Stadt und einen Titel. Du wärst dann nicht nur Diplomatin sondern auch Bürgermeisterin und Prinzessin. Alles, was du dafür zu tun brauchst, ist wortwörtlich mitzuspielen, mehr nicht, das versprechen wir dir. Wir bitten dich, [[Spiegelwelten:Vorstellung des neuen Staates Artkatraz|bei der WA hast du immerhin auch mitgemacht]] und wir waren in diesen Gespräch relativ ehrlich zu dir. Also denk bitte nur noch einmal darüber nach.“<br />
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Ich schlürfte noch seelenruhig den Rest des Tees, ehe ich weiterfragte:<br />
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„Warum gerade ich? Wenn es darum geht, gegen einen Ball zu treten, hättet ihr euch sonstwen alles andres dafür aussuchen können.“<br />
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„Es geht ja auch nicht darum, den Ball zu treten, sondern ihn zu fangen. Und warum du das am Besten kannst, wirst du noch schnell genug selbst herausfinden. Achja, und glaub nicht, dass du mit unseren Namen was in der Hand gegen uns hast – wir werden die demnächst selbst preisgeben. Soll menschlicher ankommen. Und wenn wir dich kurz darauf hinweisen dürfen – dein [[Wecker]] klingelt!“<br />
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Und damit wachte ich auf. Dass ich noch immer was von dem Ingwer roch, musste ich mir wohl auch nur eingebildet haben. Später aber fand ich einen offensichtlichen Zettel auf meiner Kommode, der gestern noch nicht da war.<br />
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''Nach [[Sonnenaufgang]] aufs Feld. Wir zählen auf dich. -Lydi.''<br />
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Diesen Musen war aber auch alles zuzutrauen...Ich zuckte nur mit den Schultern und bereitete mich auf den heutigen Tag vor, an dem ich Bälle fangen sollte. Oder so. Ich meld mich heute dann nochmal. Vielleicht.
  
Mir fällt gerade auf, dass ich mich dir gar nicht vorgestellt habe! Ich darf das doch nachholen, oder?
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== 14.Dezember 1081 ==
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Guten Morgen, Tagebuch.<br />
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Jetzt schreib ich dir noch vorm Frühstück und die Musen lassen auch meine [[Traum|Träume]] wieder in Ruhe. Da kann ich doch gleich mal erzählen, wie das gestern mit diesem [[Torwart|Bällefangen]] war.
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=== Irgendwie fies ===
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[[Datei:Batsch1.jpg|thumb|Das jedenfalls konnten unsere Spieler allemal...]]
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[[Datei:Addo_schmollt.jpg|65px|left|thumb|Was soll ich hier eigentlich?]]
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Also nachdem ich dir gestern geschrieben habe, bin ich dann auch wirklich wieder zum Übungsgelände gekommen, wo man mich eher dankbar als wütend empfing. Sogar Kampfzwerg Joseph war froh, mich zu sehen. Die Spieler waren immer noch [[CDU|ein inkompetenter Haufen]] und die BKs und Dekatus hatten ihm mittlerweile den Spitznamen Josie verpasst. Man stellte mich wieder in das Tor, das ich aus irgendeinem Grund vor Bällen verteidigen sollte. Während ich es mir dort gemütlich machte, hasteten zehn andere Spieler übers Feld und versuchten, den Ball zu treten, wobei die Betonung auf versuchten liegt. Die besten Scharfschützen Artkatraz', die dazu ausgebildet und trainiert waren, in schwerer Rüstung über wacklige Dächer zu hüpfen, dabei zu malen und auch mit derr Armbrust zu schießen, schafften es, sich dabei am dümmsten anzustellen. Und wenn sie dann mal einen Ball getreten hatten, ohne darüber zu stolpern, versuchten sie, ihn zu behalten, und gaben nicht an andere Spieler weiter. Allein Sesterzus Dekatus, Juri Taumanin und Vhomas Theredror Hott schienen als einzige was verstanden zu haben, konnten dazu auch mit ihren Füßen zielen und gaben an die Untalentierten weiter, die jeden Ball versemmelten. Durch die drei geschah es dann auch, dass auf einmal der verdammte Ball auf mich zuflog.<br />
 +
Bevor ich überhaupt merken konnte, was los war, wand sich der Ball im Netz, gab es einen bösen Pfiff aus Josies Trillerpfeiffe und ich hatte anscheinend irgendwas falsch gemacht. Wieder und wieder scheiterte ich daran. Diese Musen haben mich doch wohl wieder verarscht.<br />
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[[Datei:Auddo.JPG|thumb|Lightenings Versuch, etwas zu zeichnen. Was zur Hölle soll das sein?]]
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<br /> Nach einer Weile kam ich mir einfach nur dumm vor und sah mich um. Außerhalb des Geländes sah ich, wie Lightening seinen Spaß hatte. Man hatte ihm vier Auftragskünstler zugeteilt, die ihm alles malten, was er haben wollte. Als die Künstler einen Auftrag nicht ganz verstehen wollten, ergriff der Präsident selbst das Papier und kritzelte etwas seltsames hin, das sich als eine Kutsche ohne Pferde herausstellte. Die Künstler fanden das gar nicht schön, malten das Ding wieder ein, malten es ihren Vorstellungen um und gaben es wieder frei. Zufrieden setzte sich Lightening in das bunte Gefährt und fuhr sofort los, nur um feststellen zu müssen, das die Kritzler bei ihrem Verbessern die Bremse entfernt hatten und das er es auch noch hingekriegt hatte, auf den einzigen Baum im Umkreis von zwei Kilometern zuzusteuern. Letztendlich war sein gefährt, das er hinterher mit Auto betitelte, schnell kaputt, der Präsident aber nicht.<br />
 +
<br />
 +
So begann ich mich wieder im Tor zu langweilen. Vor allem Dekatus setzte mit seinen heftigen Treffern zu. Als dann sogar dieser Idiot Londoooo dabei war, zu treffen, wurde ich einfach nur sauer und wollte einfach nur fies sein. Fast unbwusst setzte ich das 3,25Sekunden-Hellsehen ein. Ich fing das verdammte Ding perfekt. Dieses Licht hätte mir früher aufgehen sollen. Nach einer Weile, in denen nichts an mir vorbeiflog und ich auch jeden Ball abfing, wurde es ihnen langsam unheimlich.<br />
 +
"Sag mal, wie zur Hölle machst du das eigentlich?!"<br />
 +
"Sagen wir mal, ich hab herausgefunden, warum mich die Musen hierfür eingestellt haben."
 +
<br />
 +
Viel später fragte ich Josie, ob das mit dem in die Zukunft sehen beim Fußball erlaubt ist. Er meinte im Fußball gäbe es fast nichts, dass nicht erlaubt wäre. Warum komme ich mir dabei immer noch so herrlich [[fies]] vor? Naja, auf jeden Fall kann ich mich endlich auf das Training freuen... Das wärs dann fürs erste!
  
Ich bin Adolai.
+
== 5.März 1802 ==
 +
=== Diese verdammten Scoutopianer! ===
  
[[Prinzessin]] Adolai.
+
Liebe '''Papierschnipsel''', die ich als Ersatz für mein Tagebuch benutzen muss,<br />
  
Das ist mein [[Name]]. Und mein leerer Titel, denn ich bin keine Prinzessin von irgendwas.  
+
wie vielleicht schon in der Anrede erwähnt, [[Spiegelwelten:In 80 Tagen um Ozeanien|ist mein Tagebuch momentan nicht in meinem Besitz]]. Andernfalls würde ich auch schwer auf Papierschnipseln schreiben. 21 Tage seit dem Verlust meiens Tagebuches konnte ich mich zurückhalten. Nun aber will ich schreiben, egal auf was.<br />
 +
Ich weiß nicht genau, wann es mir abhanden gekommen ist. Vielleicht war ich zu dem Zeitpunkt ja beim [[Spiegelwelten:Fußballamateure Artkatraz|Training]] oder was weiß ich. Hauptsache ist, dass, als ich wieder heim in meine Mietwohnung gekommen bin, nichts weiter als folgender Zettel von meinem Tagebuch übrig war:
 +
<br />
 +
''"Am Tage der Sonnenblüte hat der Scoutianerbund Mosaik ihnen ihre Standarte erbeutet. Wenn sie ihn wieder haben wollen, ist in Black Castle City ein Obulus von einem Apfel und einem Ei zu entrichten. Lang lebe das Freie Scoutopia."''
 +
<br />
 +
Nun bin ich fast in Black Castle City (dieses Jahr nahe Mafeking) angekommen.<br />
 +
<br />
 +
<br />
 +
Und ich will mein Tagebuch von diesen dreimal von allen fiktiven Göttern verdammten Dieben zurück!
  
Und ich bin ... ich weiß es nicht. Es sind schon reale Menschen für diese [[Frage]] gestorben. Aber ich bin gerade nicht in Stimmung, darüber zu erzählen. Ich hoffe, du verstehst das. [[Danke]].
+
== 20.März 1802 ==
 +
=== Mal eben so in [[Spiegelwelten:Magica|Magica]] ===
  
Moment mal, in gewisser Weise vermag ich es doch, mich zu definieren:
+
Hallo Tagebuch,<br />
 +
Ich stehe gerade im Tor - das erste Spiel der Fußballamateure gegen irgendwas, in diesem Fall Magica, und ich muss diese verdammte Aufregung irgendwie verarbeiten, wozu leider nur du in Frage kommst. Sagen wir mal so, das alles ist ganz schön seltsam. Die vielen Zuschauer, dieser Schiedsrichter, der auf einmal mit Hott kuscheln möchte (der Arme!) und gerade eben ist der Ball etwas näher gekommen, ist aber am Pfosten abgeprallt, hehe. Scheint doch irgendwie lustig zu sein... einen Moment, ich glaube ich hätte mich besser nicht so sehr mit dir ablenken sollen.Ich hab nicht auf meien Vorhersehe geachtet und der Ball ist gerade an mir vorbeigegangen. Ich glaube das ist ein Tor. Ach, verdammt...
 +
<br />
 +
Ich hasse diese Hektik. Warum habe ich dem ganzen erst zugestimmt? Ich mein das mit dem Fußballspielen. Das ist doch wirklich nichts für schwache Nerven. Da passt man mal einen Moment nicht auf und schon rast einem der Ball ... au Scheiße. Ja, dann rast er mir ins Tor, so wie eben jetzt. Schon wieder. Verdammt.
  
Ich bin Prinzessin Adolai, ein Bildwerk aus [[Spiegelwelten:Artkatraz|Artkatraz]]
+
== 2.Mai 1802 ==
 +
Tach Tagebuch,<br />
 +
[[Spiegelwelten:UM-Spiel 2010 Artkatraz vs. Kinderland (Gruppe B)|das gestern]] war doch ganz schön aufregend. Ich meine, das im Tor hat super funktioniert und dann haben die Jungs sogar ein Tor hingekriegt. Als das Spiel vorüber war, haben sie mich geradezu auf Händen und Füßen aus dem Stadion getragen, so sehr haben die sich gefreut. Und die tausend Fans, die Lenny da eingeschleppt hat, haben sich sogar noch mehr gefreut. Diese eine Schule, wo die alle unterkommen, da haben die eine provisorische Bühne aufgebaut, da hat Lenny gestanden, der Meute pausenlos Sprüche zugebrüllt, die mit begeistertem Geschrei erwidert wurden. Dann wurde stundenlang gefeiert als wärs der letzte Tag auf Erden. Das letzte, woran ich mich von diesem Tag noch erinnere, war ein Dialog mit Lenny, der mir so ein Bier anbieten wollte.<br />
 +
"Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist", meine ich, "Das letzte mal, wo ich Alkohol zu mir genommen hab, [[Sub:Spiegelwelten:Adolais Tagebuch/Archiv#21.05.1801 -Atlantaqua|das war in Atlantaqua, da hab ich Halluzinationen bekommen und bin aggressiv geworden!]]"<br />
 +
"Ist doch [[schnurz]]", entgegnet di Vanca, "Hauptsache du hast Spaß, haste dir verdient."<br />
 +
Den Spaß muss ich gehabt haben, denn von der Bühne waren am nächsten Tag nur noch Trümmer übrig. Auch davon waren die ganzen Fans irgendwie begeistert. Verstehe einer die Welt..
  
Anscheinend haben die Musen einmal seit ihrer Machtübernahme Recht: Schreiben tut gut.
+
== 16.Mai 1802(OZR)/27.Juni 2010 ==
 +
Abend, Tagebuch,<br />
 +
gerade kam Dekatus auf mich zu.<br />
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'''Dekatus:''' Du, [[Spiegelwelten:Fußballamateure Artkatraz#Maskottchen|Larry]] ist mal wieder ausgebüxt. Hätteste was dagegen, ihn wieder einzufangen?<br />
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'''Ich:''' Warum schicken wir nicht Sternseher, der weiß am Besten, wo sich das Viech am liebsten versteckt.<br />
 +
'''Dekatus:''' Besser nicht, sonst müssen wir nachher auch noch nach Sternseher suchen.<br />
 +
'''Ich:''' Stimmt, aber warum suchst du nicht nach Larry?<br />
 +
'''Dekatus:''' Ich hab denen versprochen, heute mal mitzufeiern. Muss gleich los, bin schon spät dran. Ich glaub du wirst keine Probleme haben, Larry zu finden, ich hab ihn gerade keine zwei Straßen von hier entfernt gehört. Noch einmal danke, dass du das für mich machst.<br />
 +
'''Ich:''' Keine Ursache.<br />
 +
So, ich glaube du weißt jetzt, warum ich jetzt mal kurz weg bin. Bin gleich wieder für dich da.<br />
 +
-Adolai
  
== 25.04.1801 ==
+
[[Kategorie:Spiegelwelt]]
 
+
[[Kategorie:Kommunikation]]
Ungeliebtes Tagebuch<br>
 
Ja, ich bleibe bei dieser Anrede. Entweder haben die Musen mich mit irgendjemanden verwechselt, oder unsere Regierung hat einen [[Behindert|Koplettdachschaden]]. Nicht nur, dass ich wieder auf Artkatraz wandeln darf, nun darf ich es auch.... naja woanders hin! Die haben mit im [[Ernst]] eine Genehmigung erteilt!!! Das heißt, ich kann als Bildwerk  Artkatraz verlassen, ohne zu [[Staub]] zu zerfallen!!!
 
Die Sache hat allerdings einen [[Hakenkreuz|Haken]]: Ich soll als [[Diplomat]]in von Artkatraz fremde [[Land|Länder]] bereisen und mich mit deren führenden Leuten unterhalten. Das klingt zwar spannend, aber ich vertrau den Musen nicht. Im besten Fall lügen die mit der Genehmigung nur und wollen zusehen wie ich fröhlich in den [[Tod]] renne. Andernfalls müssten die ein großes Vertrauen in mich hegen. Und dann werde ich mein Bestes geben. Denn eigentlich hasse ich jede Form von [[Streit]] und Gewalt. Ich bin so gut es geht eine friedliche [[Person]].
 
 
 
 
 
== 26.04.1801 ==
 
 
 
Ungeliebtes Tagebuch,<br>
 
das wird ja immer besser! Die reinste [[Freude|Euphorie]] durchströmt mich, die Musen haben mir drei hilfreiche Dinge gegeben! Einen weißen Gesichtsschleier, den ich nie wieder ausziehen werde, meine Nagelfeile, die sie sicherheitshalber einst in einem separaten Bild von mir getrennt hielten, was nun ein großer Vertrauensbeweis ist, und einen schweren Beutel mit vielen kleinen hochkarätigen [[Diamant]]en, die nach Angabe der Musen die Menschen freundlicher werden lassen. Auf meine Frage hin, wie viel da drin ist, meinten sie: Soviel ich brauchen mag, aber nicht mehr.
 
 
 
Der [[Idiot]], der die Musen gemalt hat, muss die lupercanischen Sagengestalten mit irgendwelchen Schicksalsgöttinen gemischt haben. Ja, du hast richtig gehört, die Musen sind Bildwerke, auch wenn sie das nur ungern zugeben.
 
 
 
Ich soll in wenigen [[Tag]]en abreisen. Das erste Ziel heißt Magica. Allerdings muss mir dafür erst ein [[Boot]] gebaut werden, das auch schwimmt. Das könnte für das Bereitschaftskommando mal eine richtige Herausforderung sein...
 
 
 
== 27.04.1801 ==
 
Ungeliebtes Tagebuch,<br>
 
heute habe ich zum ersten Mal in meinem [[Leben]] Artkatraz [[Stadt]] verlassen. Ich habe nur einene Bruchteil meines Lebens außerhalb dieser verdammten Galerien verbracht, und doch kann ich behaupten, dass selbst [[Fleisch|eingefleischte]] Städter jeden [[Tag]] aufs [[neu]]e fasziniert sind von all den [[bunt]]e [[Logikwölkchen|Wolken]] zerfurchenden Häusern, die seit [[Jahr]]en den Eindruck vermitteln, jeden [[Moment]] umzufallen. Unter diesen etlichen [[unmöglich]]sten Bildwerken müsste ich eigentlich alles andere als auffallen, auch wenn ich das skurrilste an mir unter meinem Schleier verstecke. Trotzdem machen die Artkatrazer einen weiten [[Bogen]] um mich. Grund dafür sind die eher unnetten Leute vom Bereitschaftskommando, die mich begleiten. Diese sind nicht etwa wie jeder andere Künstler mit Farbflecken übersät, die er stolz wie ein Kriegerveteran die [[Narbe]]n einer gewonnenen [[Schlacht]] schlägt, sondern sind in [[schwarz]]e [[Rüstung|Exoskelette]] gezwängt. Hinter der [[modern]]en [[Technik]] der umherzoomenden [[rot]]en Helmgläser beäugen wachsame [[Augen]] das eingeschüchterte [[Volk]]. An den unerwartetsten [[Ort]]en verbrigt sich allerhand Malwerkzeug. Die Ausrüstung der BKs ist sowohl gut, um über die wackligsten [[Dach|Dächer]] fliehenden [[verbrechen|verbrecherischen]] Bildwerken hinterher zu springen, als auch, um diese in [[Rekord]]geschwindigkeit auf Leinwand zu bannen. Zwischen den ungepflegten Barthaaren ragen lässig halb zerkaute qualmende Zigarren hervor. Das Bereitschaftskommando ist sowohl für seine [[Eisen|eiserne]] Untergebenheit zu den Musen als auch für ihre unerträgliche [[Arroganz]] bekannt. Die bohrenden Blicke prasseln auf mich, die von diesen Kerlen auf obersten Befehl begleitet wird. Mit dem Begriff [[Diplomat]] könnten die Artkatrazer aufgrund der fehlenden Außenpolitik wohl noch nichts anfangen. Aber dieses Gefühl, dieses so im Mittelpunkt Stehen, ist gewöhnungsbedürftig wie [[Drogen|süchtig]] machend. So treten wir vor die Stadttore, einige BKs fangen sofort an etwas zu kritzeln, Transportbildwerke. Routiniert zerhäckseln sie ihre Malfläche mit einer kleinen Kettensäge und allerhand seltsame Kreaturen tauchen vor uns auf. Ich werde zusammen mit zwei anderen auf eine Art sechsbeinige stachlige [[Ziege]] gesetzt, die sich mit den überdimenionalen gebogenen Hörnern steuern lässt. Mir gelingt nicht meine Abneigung gegen über diesen Viech zu verbergen, als wir damit durch die Gegend rattern. "Hay nichts gegen mein Goat-Ride, das ist mein Lieblingsbild! Halt dich gut fest, dieses Ding ist nämlich das schnellste was ein Tier mit [[Bein]]en nut sein kann. [[Rad|Räder]] sind nämlich was für [[Verlierer]]." Der Steuermann gibt der zu groß geratenen [[Ziege]] einen Ruck und es beginnt sofort die [[sechs]] Beine in einem komplizierten Laufmuster schneller zu bewegen, der Schleier fliegt mir beinahe davon, der Rest meiner Begleitung verschwindet hinterm Horizont und das [[Gras]] das wir passieren fängt [[Feuer]]. Nachdem alle kotzbedürftigen am Ziel, der Küste abgeladen werden und auch die langsamsten Eliten nachgerückt sind, beginnen die BKs mit der Planung. Man redet von Holzbeschaffung, vom Abdichten und von Splittern...<br>
 
"Warum ''malt'' ihr nicht einfach ein [[Boot]]?", frage ich schließlich.<br>
 
"Willst du nass werden? So ein Bildwerk löst sich doch sofort auf!"<br>
 
"Aber die Musen könnten dem Boot doch eine Genehmigung geben..."<br>
 
"Die Musen werfen aus Prinzip nicht einfach so mit Genehmigungen um sich, Kleines."<br>
 
Kurze Zeit später rasen einige BKs schon auf ihren Bildwerken zu nahegelegenen [[Wald|Wäldern]], andere kritzeln Baupläne in den [[Sand] und alle sehen sehr gestresst aus. Nur mir haben sie mir für den kurzen aufenthalt ein kleines Haus mit runden [[Fenster]]n gemalt, aus dem ich das gschäftige Treiben beobachte. Die [[Mann|Männer]] sehen alles andere als gut gelaunt aus. Einige haben sich tatsächlich bereits [[Holz]]splitter zugezogen und ich weiß, dass sie geistig mich dafür verantwortlich machen. Es wird dunkel, die BKs präsentieren mir einen mitleiderregenden Bretterhaufen, dem ich keine Sekunde auf der Wasseroberfläche zutraue. Die BKs zucken nur mit den [[Schulter]]n, rufen ihre Tiere vorerst in die Bilder zurück (mir wird verraten dass es sich bei dem Goat-Ride in [[Wahrheit]] um ein [[Reptil]] handelt) und malen sich Häuser in denen sie verschwinden. Auch für mich sollte langsam [[Zeit]] sein, mich zurückzuziehen. Gute Nacht!
 
 
 
Nachtrag: Das mit dem [[Schlafen]] geht schlecht, einige BKs waren anscheinend in der Lage, trinkbaren [[Alkohol]] zu malen, und was Singen betrifft ist das Bereitschafkommando so primitiv wie wir Artkatrazer beim [[Schiff]]bau.
 
 
 
==28.04.1801==
 
Ungeliebtes Tagebuch,<br>
 
Die Aufregung draußen lässt mich den [[Schlaf]] aus den Augen reiben. Die vom Bereitschaftsommando haben auch allen Grund, aufgeregt und laut zu sein: Ihre Arbeit vom Vortag ist weg, stattdessen liegt da nur ein größeres überdachtes Boot im Gras. Die Planken sind aus einem weißen [[Holz]] geschnitzt, das ganze Gebilde ist schlicht und einfach nur perfekt. Ein Künstler richtet eine Art [[Laser]] darauf. Mit einem schrillen Piepen leuchteht ein kleines Lämpchen [[blau]] auf. Der Elite lässt den Laser sinken.
 
"Es ist echt.", verkündet er grimmig.
 
"Kommt mal rüber hier steht etwas!"
 
Die [[schwarz]]en Männer scharen sich um die Fundstelle. Irgendjemand hatte irgendwie Schriftzeichen in den Boden gesengt:
 
<br>
 
''Zwingt uns ja nicht wieder zu helfen, aber wir können uns eine Verzögerung eurer Dummheit wegen nicht leisten. Also haben wir euch mit unserer Macht ein wenig nachgeholfen, aber glaubt ja nicht, dass ihr euch erneut derartig auf uns verlassen könnt! gez. die Musen''
 
<br>
 
Die ersten BKs beginnen spontan auf die [[Knie]]e zu fallen und leise murmelnd um Verzeihung für ihre [[Dummheit]] zu bitten, als wären die Musen da, bis ein leiser Choral aus brabbelnden [[Idiot]]en entsteht.
 
<br>
 
Die kleine Nachhilfe erweist sich als [[perfekt]]. Leicht genug, um von den Eliten zu [[Wasser]] getragen zu werden und dennoch stabil. Und hübsch ist es obendrein. Den BKs scheint es alles andere zu gefallen, weil sie mit Rudern für den fehlenden [[Motor]] einspringen müssen. Schon bald übergeben wir uns und das kleine [[weiß]]e [[Schiff]] den Fluten und [[stark]]en [[Arm]]en nach [[Spiegelwelten:Magica|Magica]].
 
<br>
 
Die Laune der BKs ändert sich wenig - bis sie feststellen müssen, dass sie [[vergessen]] haben, dass ihre protzige [[Technik]] und ihre schwarzen Rüstungen [[falsch]]e Bildwerke sind und damit verschwinden. So sitzen die Eliten von Artkatraz aufeinmal in Zivil vor mir da. Selbst ihre Nikotinversorgung ist ins Nirvana gewandert. Da beginnt einer, seine schlechte Laune beim Rudern an mir auszulassen.
 
"Einen Schleier trägst du nun, was? Wie [[süß|niedlich]]. Willst wohl nicht dass die ganzen Leute dich wirklich sehen, Prinzessin. Kann ich dir nicht verübeln. Ich musste dich ja damals malen. Bah. Dass ausgerechnet ''du'' Bildwerk diesen [[Job]] bekommst..."<br>
 
Er spuckt verächtlich ins [[Meer]]. <br>
 
So ein Schleier ist zu vielen Dingen gut. Er verbirgt Dinge, die niemand sehen soll. Auch [[Träne]]n. Hoffentlich hat dieses tumbe blaue Wasser [[Mitleid]] mit mir. Einmal in Magica sollte ich das Bereitschaftskommando so schnell nicht wiedersehen. Allerdings bin ich dann vollkommen auf mich [[allein]] gestellt...
 
 
 
== 29.04.1801 ==
 
Ungeliebtes Tagebuch, <br>
 
Die vom Bereitschaftskommando bin ich fürs erste los. Oder sie mich. Nachdem sie mich an einem [[Strand]] im Westen Magicas abgesetzt haben, verschwinden sie mit dem Schiff wieder schnell im [[Wasser]], bevor sie noch jemand in Normalokleidung sieht. Nun beginne ich recht planlos aus dem [[Sand]] heraus zu waten und nach Leben zu suchen. Mein erster Fund ist ein sprechender [[Krebs]] der mich beschimpft und in den [[Fuß]] zwickt, nachdem ich versehentlich gegen so einen seltsamen [[Stein]] getreten habe. Der zweite ist eine atemlose [[Taube|Brieftaube]], die sich von ihrem Flug nicht abbringen lässt. Den dritten erspähe ich in der Ferne, ein [[Mensch]], ein [[Mann]], der sich vor [[Sonne]]nscheibe und [[Baum]]kronen in mein Blickfeld schiebt. Ich fange an, meine ausklappbare Artkatrazfahne aus meiner [[Handtasche]] hervorzukramen und schwenke schon fast damit, bis ich merke, dass der Fremde direkt vor mir steht. <br>
 
„Wie habt ihr das gemacht?“, will ich wissen. Die Züge des Mannes mittleren [[Alter]]s gleiten in ein freundliches Lächeln. Von der Nähe aus ist seine formelle Aufmachung zu sehen. Er trägt einen schwarzen Anzug mit [[Krawatte]]. <br>
 
„So wie ich das hier gemacht habe, [[Spiegelwelten:Prinzessin Adolai|Diplomatin Adolai]].“, erklärt mir der eher unmagisch anmutende Magiker, schnippt uns woanders hin. Es ist eine [[allein|einsame]] [[Straße|Landstraße]] inmitten [[grün]]er [[Wiese]]n die an [[Waldverherrlichung|noble Wälder]] grenzen. <br>
 
„Woher kennt ihr meinen [[Namen]]?“<br>
 
„Ich habe euer Kommen vorrausgesehen. Warum euch dann warten lassen? Wir kriegen doch so selten Besuch hier.“<br>
 
„Artkatraz sendet auch selten Dipomaten aus, eigentlich nie.“, versuche ich mitzureden,<br>
 
„Doch wer seid ihr wenn ich fragen darf?“<br>
 
„Ich bin [[Spiegelwelten:Adelo Braaten|Adelo Braaten]] , Präsident [[Spiegelwelten:Magica|Magicas]], das noch viel mehr zu bieten hat als ihr hier seht. Eine halbe Meile entfernt ist die nächste [[Zukunft|Schwebebahn]]station, Lust auf einen Spaziergang? Euer [[:Bild:Artkatraz Flagge001.jpg|Wappen]] da habe ich übrigens noch nie gesehen. Ihr solltet mir noch einiges über dieses Artkatraz erzählen...“
 
 
 
==2.05.1801==
 
Ungeliebtes Tagebuch, <br>
 
zuerst einmal: Bitte bitte sei mir nicht [[böse]], weil du in den letzten [[Tag]]en so uninformiert herumstauben musstest, aber selbst aus meinen vertrauten Schriften an dich kannst du unmöglich glauben dir der Härte des Diplomatenberufs bewusst zu sein. Es ist zwar faszinierend, das Bereisen fremder Länder, Magica hat mir da bisher einen sehr guten Eindruck gemacht, aber gleichzeitig ''wollen alle irgendetwas von mir''. Wieder und wieder muss ich Magikern die Regeln der Aura erklären, ich muss auf sämtliche negativen Emotionen verzichten damit Artkatraz in einem guten [[Licht]] vertreten ist, doch am kompliziertesten ist allerdings die Weiterfahrt. In den zahlreichen [[Bibliothek]]en sah ich zum ersten Mal Landkarten, die über den kaum bewohnten Fleck Artkatraz hinausgehen. Diese [[Welt]] ist, sagen wir mal, verdammt groß und umfasst viele, viele Länder. Und das allein Ozeanien. Als man mir zusätzlich Karten der Alten Welt zeigte, traf mich der [[Schock]], bis ich mir in Erinnerung rief, dass meine [[Reise]] fürs Erste nur Länder [[Spiegelwelten:Ozeanien|Ozeaniens]] umfassen soll. Als ich die [[Streber|Bibliothekare]] danach fragte, wie ich auf der Ozeanienkarte nur die Reiseroute eintragen soll, starrten sie mich an, als hätte ich vorgeschlagen ihre [[Familie]]n für [[Souvenier]]artikel einzutauschen. Tatsächlich hüten die Bibliothekare ihre [[Bücher]] wie einen [[Schatz]]. Nicht einmal Ausleihen durfte ich mir die Karte, nur im Gebäude selbst ansehen. Diese erschreckend vollkommene Ruhe da drin habe ich alleridngs nicht ertragen können. Derartige Stille tut ja fast in den Ohren weh. Also habe ich tagelang solange gefragt, bis mir die Bibliothekare doch eine persönliche Kopie anfertigten. Ich entschädigte sie reichlih dafür. Obwohl die Magker sich doch alles herzaubern könnten (glaube ich), könnensie was mit den [[Diamant]]en anfangen. Das könnte vielleicht daran liegen, dass sie als einzige von [[violett]]er [[Farbe]] sind. Dazu haben sie mir gleich mehrere weniger wertvolle Schmöker mitgegeben, die über die anderen Länder erzählen. Es mag zwar falsch klingen, sich Wissen und Vorurteile aus Magica dabei zuzuziehen, aber ein gewisses Grundwissen kann mir nciht schaden. So hätte ich beinahe schon eine Route nach [[Spiegelwelten:Saga|Saga]] per Seeweg geplant, dabei ist dieses doch von dieser ienen Mauer umgeben... Nun kann ich in der Ruhe, wie ich sie mir bestimme, in meinem [[Hotel]]zimmer die Weiterfahrt planen. Nach und nach sollten hier auch erste Antworten und Zusagen eintrudeln. Die Magiker vermiteln mir einen sehr lockeren Eindruck, locker, das heißt, abgesehen von der durch [[Magie]] begünstigten [[Verbrechen|Kriminalität]] scheint Magica mittlerweiel ein recht [[sorge]]nfreies [[Land]] zu sein. Auch mit dem neuen [[Nachbar]]n Artkatraz wird sehr locker umgegangen. Kann sein, dass mir da nur was vorgemacht wird, aber angenehm ist es allemal.
 
 
 
== 13.05.1801 ==
 
Ungeliebtes Tagebuch, <br>
 
zuallererst tut es mir leid, dass ich nicht rechtzeitig drauf gekommen bin, das es sehr sehr [[Dumheit|dumm]] ist, auf dem Deck an dir zu schreiben, [[aber]] ich wollte nur einmal meiner recht stickigen Kabine entfliehen. So habe ich zu spät gemerkt, dass sich empfindliche Seiten und ein unberechenbarer wellenschleudernder Seegang alles andere als vertragen. Wellig ist nun dein [[Papier]], [[salz]]ig riechst du und mehr als eine [[Woche]] Erinnerungen waren nicht mehr zu retten und sind dir somit vom [[Meer]] aus deinem [[Blatt|blättrigen]] Gedächtnis für alle [[Zeit]] ausgefräst worden. Um das verlorene Stück [[Leben]] wiederherzustellen fehlt es mir allerdings an Zeit und [[Motivation]]. Das mag zwar sehr [[egoist|egoistisch]] klingen, aber ich lasse mir nicht von einem Tagebuch befehlen, was ich tun soll! Hierbei erwähne ich, dass ich auf keinen Fall ein Tagebuch sein will...<br>
 
Nun, die [[Zeit]] verstrich wie der Flug einer [[Möwe]] die sich auf den [[Schiff]]en der Seeleute erleichtert. Erst bestaunt man sie lange Zeit, wie sie majestätisch verfliegt, und dann will man [[Scheiße|das]] irgendwie nicht ganz wahrhaben und darf die Konsequenzen wegschrubben. Wenn man als Prinzessin nicht einmal danach gefragt wird, das wegzuwischen, ist das mit der Zeit schon eine ganz andere Sache. Dann schießt man die Möwe ab und gut ist, meine [[Lunge]] hat die salzige [[Luft]] allmählich satt. Das Leben muss ja irgendwie nach gewissen Wunschvorstellungen weitergehen.<br>
 
Seitdem ich auf dem Deck schon einmal fast über und über mit Meerwasser bespritzt wurde, verlasse ich kaum mehr die trockenen Eingeweide des Schiffes, da [[Wasser]] meinen Schleier durchsichtig macht... und ein wenn auch nur temporär durchsichtiger Schleier erfüllt irgendwie nicht seinen Zweck. Also mauerte ich mich sozusagen in meiner Kabine ein und tat das, was selbst Götter tun würden, wenn ihnen über all die Äonen Fingernägel wachsen und jene erst existieren würden – feilen. In dieser höheren Beschäftigung entging mir allerdings nicht, wann die Krähe „Land in Sicht!“ schrie. Sagen wir mal, mit der Sicht ist das bei mir so eine Sache.<br>
 
Als mir das permanente Geschaukel der Galeone harmlos genug schien, wage ich mich nach Tagen wieder heraus und blinzle in das blendende Sonnenlicht hinein. Ein bunter Leuchtturm des Hafens kommt immer näher. Einige Ostfriesen malern gerade daran, unter einem unfertigen Ostfrieslandwappen ist noch leicht die  Visage ihres gestürzten Diktators zu erkennen, die mehr und mehr unter den heiteren Farben verschwindet. Sobald die Maler uns bemerken, wird hastig darunter in großen freundlichen Buchstaben ein „Wilkommen!“ darunter gepinselt. Irgendwie niedlich anzusehen wie es hier noch Maler gibt, die ihr Werk nicht zu fürchten brauchen und sich von ihrem Perfektionismus hetzen lassen wie in Artkatraz. Am Kirchdorfer [[Hafen]] hat sich eine bunte Volksmenge gebildet, die eifrig ihre [[Hals|Hälse]] nach dem ausländischen Schiff reckt. Da besinne ich mich meiner Diplomatenpflicht, der artkatrazischen Politik zu dienen, stelle mich auf den Bug, damit mich auch alle sehen können, und winke...
 
 
 
==18.05.1801==
 
 
 
Ungeliebtes Tagebuch<br>,
 
Ich kann es wieder und wieder nicht lassen, gegen diese verdammte Scheibe zu klopfen, obwohl ich gerade davor Angst habe, nämlich dass das Glas dadurch reißt. Ich weiß, dass meine Ängste gegen alle Logik sind, und dennoch empfinde ich diese. Wenn der Druck etlicher Milliarden Kubikmetern [[Meer|Salzwasser]] dieses Glas nicht zerschmettert dann ich umso weniger. Trotzdem klopfe ich hin und wieder nach, um mich zu vergewissern, ob das [[Glas]] noch da ist, so kristallklar ist es. Bei jedem vorsichtigen Klopfen ertönt nicht etwa ein stumpfes "Plonk" sondern ein glockenklares "blinnh". Ok, wenn mann versucht diese Geräusche in irgendwelche Zeichen zu fassen, schaut das wirklich recht dämlich aus. Aber was solls? Es ist ja nicht etwa so, dass jemand anderes als Ich diese Zeilen zu lesen bekommt. Die Alternative will ich mir gar nicht erst vorstellen. Es wäre auf jeden Fall erschreckend wenn meine persönlcihen Gefühle von irgendwelchen fremden Leuten gelesen werden!
 
<br>
 
So aufwändig meine Kabine auch geschmückt ist mag ich mich seit ich in dieses Ding erst gestiegen bin nicht mit dem Gedanken anfreunden, [[Berg|bergeweise]] Wasser über mir zu haben, absolut nicht. Zu meinem Glück haben sie bei der Innenausstattung auf Seesterne und dergleichen verzichtet. Solches maritimes Zeugs kann ich schlicht und einfach nicht leiden. Anstatt wie erwartet einem Fischrestaurant finde ich eine warme luxuriöse Einrichtung vor, mit roten weichen Teppichen und hölzerne Tischen mit einem dunkelbraun darin wie alle dunklen Gedanken eines großen mächtigenn Baumes. Ich frage mich, wo die Fischmenschen das alles nur herhaben. Dieser warme Stil wurde geschickt mit den kalten geschmeidigen Farben dieser Unterwasserkultur kombiniert.
 
<br>
 
"Ptok!"
 
das war die Tür, oder eher ein Besatzungsmitglied des U-Bootes, das ich  hereinließ. Der Fischmensch trug abgesehen von einem Tablett mit dem reinsten Wasser Ozeaniens nur einen Lendenschurz. Trotz der Schuppen war die azurblaue Haut des Fischwesens glatt und ohne Falten oder ähnlichem. Da er die selbe Luft wie ich ohne Atemgeräte inhaliert gehe ich davon aus, dass mein Gegenüber neben Kiemen auch eine Lunge besitzt.
 
Die Gesichtzzüge vermitteln zugleich heimatliche Herzlichkeit wie das Gefühl in einem völlig fremden Universum gelandet zu sein. Ich versuche mir logisch zu erklären, wie die Evolution nur ein derartig menschliches wie fremdartiges Wesen hervorbringen konnte, und scheitere.
 
<br>
 
Ich  blicke meinem Atlantaquaaufenthalt mit Neugier entgegen. Ja, in Artkatraz sheint ja auch alles fremdartig, aber dieses Reich könnte eben das nur auf eine andere Weise sein und eine intessante Abwechslung bieten.
 
 
 
Ich nicke dem Fischmann dankend zu und lass das Glas unter meinem Schleier verschwinden.
 
 
 
==19.06.1801==
 
Ungeliebtes Tagebuch, <br>
 
das Meer. Es ist groß und lastet mit all seiner titanischen Schwere auf mir, wie ein Mantel, der mich von der Außenwelt abschirmt... Mein einsames Seufzen wird von einem vorsichtigen Klopfen niedergestreckt.
 
<br>
 
Ich bitte herein. Es ist ein Fischmann. Das Wasser das von ihm auf den guten Teppich tropft lässt mich darauf schließen, dass er erst eben "draußen" gewesen war. "Brllgh vlghr .... Rrllllg!", gurgelt er verlegen, und räuspert sich einige Male, bis auch alles Wasser aus den Luft-Sprachorganen geprustet ist,
 
"Verzeihung. Post für euch, Prinzessin!"
 
<br>
 
Er reicht mir einen wasserdichten Beutel, winkt höflich und lässt mich wieder allein. Zwei Briefe sind es, die ich darin finde, beide sehr sehr förmlich und von höchster Wichtigkeit. Ein Brief springt mir sofort ins Auge, oder eher gesagt er starrt mich aus den vier Augen der artkatrazischen Flagge an. Irgendwie kann ich nicht anders, als diesen zu öffnen. Es sind geheime Anweisungen von oben, an mich, in säuberlicher Handschrift geschrieben:
 
<br>
 
 
 
''Grüße aus Artkatraz, Diplomatin Adolai!''
 
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''Zuallererst loben wir einmal ausdrücklich deinen Auslandseinsatz. Doch nun genug der Lobe.''
 
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''Der nächste Brief, den du lesen wirst, ist aus dem geschätzten Ostfriesland. Frag nicht, woher wir das alles wissen. Wir wissen vieles. Es geht darum, einem gewissen Gerhard Lubersko Ebel die Einreise nach Artkatraz zu genehmigen. Du kennst ihn bestimmt als den nicht funktionierenden ehemaligen Diktator Frieslands.''
 
<br>
 
''Deine Unterschrift im Namen von Artkatraz wird erwartet. Unterschreibe und versichere Ebel einen angenehmen Aufenthalt in Artkatraz, den er auch haben wird. Vorerst. Was mit Schurken wie ihm geplant ist, haben wir dir ja bereits einmal erläutert. Versprich Ebel unsere Gastfreundschaft. Und enttäusche uns ja nicht.
 
''Aufdass sehende Augen Artkatraz lenken,''
 
<br>
 
''-die Musen.''
 
<br>
 
 
 
Diesen verdammten Satz mit den sehenden Augen verstehe ich nicht ganz. Prinzipiell muss und kann man nicht alles verstehen, was von den Musen kommt.
 
Ich werfe einen Blick auf den zweiten Brief. Er ist tatsächlich aus Ostfriesland. Ich versuche nicht darüber nachzudenken, woher die Musen dieses Wissen haben. Je mehr ich über die Herrscher Artkatraz nachdenke, desto mehr Kopfschmerzen macht mir das, daher versuche ich Denken ausnahmsweise möglichst zu vermeiden. Abwesend falte ich das ostfriesische Papier auf. Alles genau so, wie die Musen es beschrieben, nur ausführlicher. Ganz unten sehe ich die Unterschrift Ebels, wie sie sich schnörkelig auf dem Papier reckt. Ich setze die meine daneben. Bald geht dieser Spund dahin zurück, wo es hergekommen ist. Ich lehne mich tief in einen Sessel und grinse traurig unter dem Schleier. Das ganze hatte ich mit Präsident Lightening ausführlich besprochen, als wir uns vor den Reportern ungesehen fühlten. Ob er sich sein Grinsen verkneifen konnte, als Ebel darauf hereinfiel?
 
<br>
 
[[Fies]] von uns, einfach nur fies.
 
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Der gefallene Führer wird in Artkatraz einen wahrhaft königlichen Aufenthalt genießen.
 
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Mir tut der arme Kerl jetzt schon leid.
 
 
 
 
 
==21.05.1801==
 
Ungeliebtes Tagebuch, <br>
 
ja, wie lässt sich eine Unterwasserstadt beschreiben? Bis das U-Boot andockte war es nur nur als große Warze des Meeresbodens zu erkennen, einige Meilen trübes Meerwasser weniger muss ich mich entscheidend korrigieren: Große titanische helle Kuppel am sandigen Meeresgrund, die einem Stern gleich strahlt, unter dem vielen schwarzen Wasser überirdisch hell wie ein Tor zu einer anderen Welt. Der Kapitän beherrschte seine Tätigkeit so gut, dass das Unterseeboot bei keiner der etlichen Schleusen wackelt. Aus dem Fenster starren mich die Spiegelbilder von meterdickem Glas fasziniert an.
 
<br>
 
Ich komme nicht drum herum, Atlantaqua mit Atkatraz zu vergleichen. Die einzigen Unterschieden bestehen darin, dass sich hier die Sonderbarkeit nach einem bestimmten Thema richtet und damit nicht so chaotisch wirkt. Dazu hätte wohl jeder Oberirdische Architekt bei dem Anblick der hohen futuristischen Gebäude einen Ohnmachtsanfall gekriegt, mit dem Wort „modern!“ oder einem unaussprechlichen Fluchwort auf den Lippen. Große gläserne Wasserröhren dienen als Nahverkehr. Im Schwimmen ist jeder Atlantaquaner schneller. Auch in Sachen Bekleidung lässt die Unterseekultur viel Spielraum. Die Fischmänner stellen am Oberkörper durch Leistungsschwimmen antrainiertes unbedeckt zur Schau, von einigen in die Schuppen einfassten Diamanten abgesehen. Außerhalb der Luftkuppel lassen sich Fischer und Freizeitschwimmer erkennen.
 
<br>
 
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Die Atmosphäre ist von schummrigem Licht getränkt, das aus den wässrigen Adern der Stadt dringt, Schläuche, in denen sich kleine Leuchtfische tummeln  und in etlichen Glaskugeln fluoreszierende Kugelfische vegetieren. Grüne, blaue und gelbe Lichter erhellen die Stadt des ewigen Abends. Das ganze gleicht der Mischung einer gigantischen utopischen Parkanlage, einer Zukunftsstadt und einem Laboratorium, nein Aquarium...
 
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Kurz: schöne Gegend und auch sonst der ganze Ablauf nicht ungewöhnlich. Noch.
 
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Wenige Stunden später sollte ich wegen eines schrecklich dummen Unfalls Thema des [[Spiegelwelten:Der Aquabote|Aquaboten]] sein.
 
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Ich nahm an einem Festbankett im Regierungsgebäude teil und ahnte noch nichts böses, sprach mit einigen Fischmenschen und probierte hier und da. Es gab alles – nur keinen Mangel an Fisch. Als ich mir gerade ein Lachsbrötchen reichen lassen wollte, da kamen die Kellner und verstreuten ihre Drinks. Aufgrund meines Unwissens über Atlantaquanische  Getränke gebe ich als Bestellung „Ach einfach irgendwas“ an. Ein Fehler, wie sich herausstellen sollte.
 
Mir hätte schon etwas dämmern sollen, als mich die Atlantaquaner so seltsam ansahen, als ich die bläuliche Flüssigkeit hastig trank. Schmeckte nach einer Art Spirituose. Hm. Ich versuche das Brennen im Rachen zu ignorieren und nicke höflich, damit sie ja mit diesen schiefen Blicken aufhören.
 
<br>
 
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Wenig später allerdings begann das ganze irgendwie seltsam zu werden. Ich hatte eigentlich nicht so viele Lampen bemerkt, die solche Farben erzeugen konnten. Über dem Bankett schwebte lila Luft. Da das außer mir aber keiner zu bemerken schien, bleibe ich still, während mich dieses leichte Gefühl da überkommt. Auf einmal fühlte ich mich komplett anders, spürte den Frieden in den Herzen aller Individuen. Das lila wurde greller. „Kann wer nicht mal diese Lichter ausmachen?“, beschwerte ich mich und hörte mich mit leichtem Erstaunen lallen.
 
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Die Fischleute gucken verwirrt, was ich als sehr unverschämt empfinde. Da verzerren sich die Atlantaquaner und wurden zu einer Art violette Plesosauri die mich anbrüllten. Aus irgendeinem Grund fand ich es sehr logisch zurückzufauchen.  Von allen seiten stapften die frechen Biester auf mich zu. Ich hielt es für das Beste, den Tisch zu einer Art Barrikade umzukippen und mit Stühlen nach den Viechern zu werfen. Einige Instikte nehmen mir dabei viel Arbeit ab. Eine Art überdimensionale Schildkröte landet schnell auf ihrem Rücken, ein so ein [[falscher Osterhase|grüner Osterhase]] der mit so einer Flasche auf mich zukommt, bekommt mit meinen messerscharfen Fingernägeln schnell was verpasst und weicht zurück. Ich wehre mich einer Furie gleich gegen diesen bunten Zoo. Die meisten schrägen Tiere suchen schnell das weite während ihnen noch einige Gegenstände hinterherfliegen.
 
Schließlich überwältigen mich zwei rote Teufel, damit mir der Osterhase dieses Zeug da einflößen kann. Sofort breitet sich die Schläfrigkeit in mir aus.
 
„Welcher Trottel hat der Diplomatin den Spezialschnaps serviert?!“, ist das letzte, das in meine Ohren dringt.
 
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Als ich wieder zu mir komme hoffe ich, dass das ganze nur ein Traum war. Ein etwas mitgenommen aussehender Fischmensch erklärt mir das Gegenteil. Meine Kehle wird sofort trocken und ich ahne schlimmes. Auf meinen schockierten Blick hin ergänzt mein Gegenüber, dass dabei niemand umgekommen ist. Außer Vandalismus und leichter Körperverletzung hätte ich nichts weiter begangen. Ich seufze erleichtert und muss meine Entschuldigungswell unterbrechen lassen.
 
„Wir sind es, die uns entschuldigen müssen, Prinzessin. Der Schnaps, der ihnen serviert wurde, ist schon für Atlantaquaner tödlich. Wir brauen ihn nur für den Export an die Menschen. Allerdings seid ihr ja kein Mensch, wie ich gehört habe. Das ganze tut uns schrecklich leid. Ach übrigens ist soeben ein Brief für euch angekommen!“
 
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Als ich das vieräugige Wappen artkatraz darauf erkenne, wundere ich mich kein bisschen. Das hatte ich irgendwie schon erwartet.
 
<br>
 
''„Schau besser zu, dass du in Zukunft besser aufpasst, was du zu dir nimmst, Prinzessin. Erspare uns weitere Schande.“''
 
 
 
 
 
==25.05.1801.==
 
Ungeliebtes Tagebuch, <br>
 
Die übrigen Tage in Atlantaqua verflogen wie der freie Fall einer fetten Eulummel, und so durfte ich mich schon wieder von den schüchternen Fischleuten verabschieden. Die ungeklärten Geheimnisse um die Atlantaquaner (Wo haben die ihre Möbel her, woraus bauen sie ihre Häuser und woher haben die diese verdammt riesige Stadtumfassende Glaskuppel?) werden wie der ein oder andere artkatrazische Diamant unter dem Meer bleiben. <br>
 
Mit dem königlichen Express-U-Boot, das mir die Fischregierung verlegen aufdrängte, verschlang die weite Reise von Atlantaqua nach Castell-Burgein keinen halben Tag. Die Sonne saß träge in ihrer Mittagsposition als mich das U-Boot an irgendeinem Fluss absetzte und blubbernd wieder in seine Tiefen verschwand.
 
<br>
 
<br>
 
Erste Eindrücke überfallen mich: Lange vermisstes Tageslicht, verirrte Pollen, Blätter, Spinnenweben, hungrige Wölfe. Die haarigen Biester treiben schneller als es ihren lieb ist leicht benommen im Fluss davon. Wolfsschaschlik klingt für mich im Vergleich zu tagelangem Fisch nicht gerade unapettitlich, aber dann fällt mir doch ein dass die Einwohner einem auch immer gern was servieren. Apropos Einwohner, welche Einwohner?!? Ich sehe nur Botanik die ihren Frust an Wanderern auslassen will und nicht einmal ansatzweise von Infrastruktur in ihre Schranken verwiesen wird. Jetzt bin ich hier mitten irgendwo im Nirgendwo und darf allein nach Zivilisation umherforsten. Zu  Fuß. Hmm... Ich denke nach, sehe zum Fluss, die Wölfe sind leider doch schon weggespült. Mist. Ratlos laufe ich auf und ab, trete hier und da Steine ins Wasser. Na toll.
 
<br>
 
Ich setze mich auf einen Fels und gehe noch einmal die Situation durch. Hatte der U-Bootkapitän vielleicht doch irgendwelche geographischen Informationen durchsickern lassen?
 
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Eine [[Spiegelwelten:Die Flaschenpost|Flasche]] treibt auf mich zu. Schon von weitem kann ich deren violettes Glas erkennen. Zügig fische ich das Ding aus dem Strom, zerschlage es in viele kleine Scherben und fange das davonwehende Stück Papier auf. Die vier Augen des artkatrazischen Wappens starren mich durchdringend an, bis ich den Brief auffalte, einmal tief durchatme und die Botschaft darin auf mich wirken lasse:
 
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''Da lang.''
 
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Neben der zierlichen Schrift prangt eine Art Pfeil. Er zeigt nach ''da''. Sinnloser konnte das nicht sein. Diesmal überfällt mich schon die Skepsis. Was, wenn ich an einer ganz anderen Stelle stehen und das Papier anders halten würde?
 
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''Tust du aber nicht. Enttäusche uns ja nicht.''
 
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''Aufdass sehende Augen lenken,''
 
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''die Musen.''
 
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<br>
 
Ich hätte jetzt am liebsten meine Hand auf meine Stirn klatschen lassen, so dumm ist das. Aber dann würde ich das Papier ja anders halten. Ich versuche meine Hände nicht zu rühren und präge mir die Richtung des Pfeiles ein. Waldbäume stehen trotzig auf meiner gedanklichen Linie und scheinen mir abwehrend ihre ästigen Hände entgegenzuhalten. Ist das alles, was mir diese bescheuerte Natur entgegenzusetzen hat?
 
<br>
 
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„He ihr da!“, mache ich den Reiter auf mich aufmerksam und trete aus der blättrigen Verborgenheit, „Wie lange muss ich noch bis Berle gehen?“
 
„Hm, zu Fuß gute sechs Stunden, Lady. Wer bist du eigentlich?“
 
„Könnt ihr etwas mit dem Begriff Di-plo-mat anfangen?“
 
„Duplowas?“<br>
 
Köpfschüttelnd greife ich nach dem klirrenden Beutel und hole zwei kleine violettfarbene Dimanten hervor. <br>
 
„Siehst du das? Schaut wertvoll aus, oder? Ist es auch, hochkarätig, das heißt sehr sehr wertvoll. Für dein Pferd und eine gute Karte gehören sie dir.“ <br>
 
Der Mann scheint gar nicht aus seinem Staunen heraus zu kommen, als er mir mit den Kostbarkeiten in der Tasche aufs Pferd hilft.<br>
 
„Bist du denn schon überhaupt mal geritten?“, werd ich gefragt.<br>
 
„Nein“, muss ich gestehen, „Aber so kompliziert kann dieses Tier doch nicht sein.“<br>
 
„Du.. Ihr solltet auf euch achtgeben, wenn ihr als Frau alleine reist. Hier gibt es gefährliche Tiere. Giftschlangen und anderes unangenehmes Getier.“<br>
 
„Dümmer als die Wölfe werden die wohl kaum sein“, murmel ich noch während ich dem Ross auf meine Art klar mache, dass es gefälligst laufen soll. Nach einer Weile geht dem Wieherer das Ziehen an den Ohren auf den Keks und die gezückten Fingernägel weiß es auch nicht so gern an der Stirn. Und es geht los in die Stadt im Land des Nirgendwo...
 
 
 
 
 
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Aktuelle Version vom 12. November 2016, 20:15 Uhr

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Hinweis!
Dieser Artikel behandelt ein Thema oder ein geschichtliches Ereignis, das vor dem Dimensionscrash in Ozeanien oder der Alten Welt von hoher Bedeutung war.
Laut der veralteten Ozeanischen Zeitrechnung, die in entsprechend alten Artikeln vorkommen könnte, wäre heute Montag, der 22. April 1816.
Was sind die Spiegelwelten?OzeanienAlte Welt
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Hierbei handelt es sich um die Sicht einer Artkatrazerin, nämlich Prinzessin Adolai.

Zum vorherigen Geschehen über Adolais Reise, den Streit mit den Musen und Adolais Shizophrenie mit Terry siehe hier, zu Adolais Rede bei der Weltenausstellung hier.


Dazu, wie der Fußball nach Artkatraz kommt, weiterlesen!
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7.Dezember 1801

Hallo, da bin ich mal wieder..

Von verschollenen Dichtern und Joggen in lila

Und wieder ist eine lange Zeit vergangen, in der du nichts von mir gehört hast. Wenn dich das stört, kannst du mir ja vorschlagen, dich in Wenn-doch-mal-was-passiert-Buch umzubenennen. Aber darum geht es mir gerade herzlich wenig. Nun, es geht wieder irgendwas vor sich, denn andernfalls würde ich kaum schreiben, oder? Aber lass mich vorher trotzdem bitte mal die letzten Monate zusammenfassen.

Der Neu-BK Raul Nondas bleibt von einer kleinen wachssenden Fangemeinde abgesehen für Artkatraz weiterhin verschollen. Auch ich hoffe für ihn, dass er sich seine Dichterträume verwirklichen konnte, wo auch immer er jetzt sein mag... Nach der Weltenausstellung hat sich nicht wirklich groß was hier getan, nur die Neugier der Artkatrazer ist erwacht. Dazu sollen Gerüchten zufolge zwei weitere Städte von den Musen geplant sein. Da diese dann mit Artkatraz Stadt und Seen City vier ergeben würden, macht das auch Sinn. Die Versessenheit dieser drei Kreaturen auf diese Zahl wird immer spürbarer. Aber das nehme ich ihnen nicht übel. Für sie ist das vielleicht auch nur ein Hobby oder eine Lebenseinstellung, so in etwa das, was für Andere das Briefmarkensammeln wäre. Dazu gehen sie auch nur erstmals auf die sich verändernde Mentalität des Künstlervolkes ein. Gerade die jungen Artkatrazer sehnen sich nach etwas Neuem und Hafenstadt Seen ist an seinen Neuheiten auch schon fast ausgeschöpft. Um präsenter zu sein, lassen sich die Musen neuerdings auch wieder außerhalb ihres Turms blicken, in ihrer falschen Gestalt versteht sich, in der sie nicht wie Aliens sondern wie lupercanische Priesterinnen aussehen. Ansonsten hat sich Alles trotz der Unruhen vor mehr als einem halben Jahr schnell wieder normalisiert.
Ich hab mir eine recht einfache Wohnung am Rand von Artkatraz Stadt gemietet, von wo ich trotzdem schnell zu einigen artkatrazischen Sightseeings wie zu den legalen Schwarzmärkten kommen kann und nur wenige Schritte tun muss, um außerhalb der Stadtmauern so etwas wie Platz und grünes Gras sehen zu können. Und über meinen seltsamen Vermieter kann ich noch später was erzählen. Meine Rolle als Diplomatin beschränkt sich gerade darauf, hin und wieder in Schulen eingeladen zu werden, um Artkatraz' rotznäsiger Zukunft etwas über die Außenwelt zu erzählen.

Doch auch mit mir sind gewisse Veränderungen vorgegangen. Als ich das erste Mal wieder überall am Körper lila anlief, dachte ich schon fast, das mit Terry fängt wieder an, bis ich mich bei nem Galeriebesuch vom Gegenteil überzeugte: Dieses Biest schlummert tief und fest in den ausbruchssicheren zwei Dimensionen einer von Panzerglas umgebenen Leinwand in den noch mehr sichereren Kellergewölben der großen Galerie, wo normalerweise nur Bildwerke landen, die gefährlich genug aussehen, um ganz Artkatraz zu zerstören und die das Licht der Welt nie gesehen haben. Irgendwie beruhigend und zugleich beunruhigend, dass sich Täria dort befindet. Manchmal seh ich mir ihr bezahntes Grinsen an, das mich noch aus dem Bild heraus zu verhöhnen scheint, und frage mich, was wohl passiert, wenn sich die Gute eines Tages doch aus ihrem Bild befreit. Würde ich wieder Stimmen hören, die mich übernehmen wollen, oder würde Terry über einen eigenen Körper verfügen, ohne sich einen mit mir teilen zu müssen? Beide Versionen wollen mir irgendwie ganz und gar nicht gefallen... Nun, nachdem ich mir genug versichert hatte, dass das alte Raubtier bleibt, wo es ist, habe ich mir die Verfärbung dann so erklärt: Nach dem „Verlust“ von Täria als zweites Bewusstsein versucht sich der verbliebene Teil quasi etwas zu vervollständigen, zum Glück nicht in die Richtung Tiefseefisch, zweite Wirbelsäule und gemeingefährlich, sondern mit etwas mehr Selbstbewusstsein und ein paar Zentimeterchen Höhe. Da das mit dem Lilaverfärben anscheinend was mit Aufregung oder sportlicher Ansterungung zu tun hat, hab ich mir angewöhnt, morgens draußen an der Stadtmauer zu joggen. Mit der Zeit habe ich so gelernt, das zu kontrollieren, was gar nicht so unpraktisch ist. Ehrlich gesagt sah mir das mit dem lila Kopf und hautfarbenen Rest schon immer etwas dämlich aus und wandle nun ganz violett durch Artkatraz Stadt.

Fuß-was?

Und nun zum eigentlichen Grund, weshalb ich dir wieder schreibe. Es ist wieder was passiert. Und dieses etwas überraschte mich bereits beim morgendlichen Joggen. Dieser BK da ist mir mit seiner Flugsphinx fast auf die Füße gelandet! Sein Gesicht konnte ich wegen der Helmmaske, die er darüber trug, nicht erkennen. Er habe eine Nachricht für mich von – wie sollte es auch anders sein? - den Musen.
Ich solle übermorgen früh nördlich der Stadtmauern antreten.
Ich solle keine Angst haben. Es sei eine Art Auftrag.
Und es hätte was mit Fußball zu tun.
"Mit Fuß-was?", meinte ich da nur. Das hört sich schon mal gar nicht gut an...

9.Dezember 1801

Hallo Tagebuch,
zwei Tage sind rum und wieder gibts für dich was für deine mittlerweile zerknitterten Seiten:

Hopp aufs Feld!

Als ich die artkatrazische Hauptstadt durch eins der nördlichen Tore verließ, war der Mittelpunkt des Geschehens nicht zu übersehen: Schon aus der Ferne waren die Trauben an neugierigen Artkatrazern zu erkennen, die sich um ein paar zeltartige frisch gemalte Gebäude versammelt hatten und irgensodein Scherzbold fand es dazu auch noch witzig, daneben weiße Linien in die Hügelwiese zu malen! An der Grenze zum abgesperrten Gelände musste ich zwischen den ganzen Reportern ein bekanntes Gesicht entdecken.

Die BKs machens dem Joseph von Anfang an alles andere als leicht: Larth Cartovski (alias Kartoffel) wehrt sich gegen Trikot und Shorts ("In diesem Aufzug sähe ich ja lächerlich aus!") und unter "Schießübungen" versteht der arme Trainer etwas anderes...

„Warum schießt ihr eigentlich keine Fotos oder so? Ach stimmt ja ist ja verboten hier, vergess ich immer wieder...“, murmelte der ausgefragte Präsident.
„Lightening?!?“, rief ich und drängelte mich zu ihm hindurch.
Sagen wir ich war so ziemlich überrascht. Sein Interview hatte ich zwar in der Morgennacht gelesen, hier aber hätte ich ihn am allerwenigsten erwartet. Was hatte er nur mit dem Ganzen zu tun? Was allerdings beunruhigender war: Was hatte ich damit zu tun?!
"Oh, Hallo Adolai! ...Äh bist du größer geworden?"
Weiter ging unser unglaublich gescheiter Wortwechsel nicht, weil ich von einem Augenblick zum anderen von einer Art Kampfzwerg am Arm gepackt und vom Präsident weggerissen wurde.
"Du Dreiauge musst wohl Adolai sein, oder?", meinte der Mann. Er trug ostfriesische Kleidung, einen Schal um seinen kurzen Hals, den er nicht zu haben schien, eine ostfriesische Mütze auf seinem kahlen Glatzkopf und einen unfreundlichen Blick im noch unfreundlicheren Gesicht. Ich nickte ihm zu und bereute das schnell genug, als der Kampfzwerg fortfuhr:
"Dann steh hier nicht so dumm rum, die Zeit dafür haben wir nämlich nicht. Also schau zu, dass du nicht zu lang in der Umkleide brauchst. Sie ist die dritte Tür links in der großen Hütte da."

Wenn ich nur dieses Bild noch hätte, das Raul in Italo-Amerika gemalt hat! Von links nach rechts: Londoooo, Jent, Ich und Skragen.

Damit reichte er mir einen Zerreißzettel mit einer Art knappen Uniform darauf. Wie ich später in der getrennten Umkleide, in der ich ganz alleine war, feststellte, bestand diese aus einem Tshirt, einer kurzen Hose, seltsamen Schuhen und langen weißen Socken. Draußen auf dem Feld versuchte ich die Leute da kennenzulernen, die zum Teil schon diese Uniform trugen und zum Großteil aus BKs bestanden, die auf ihren exoskelettartigen schwarzen Rüstungen beharrten. Aber Joseph hatte was dagegen, dass sie bewaffnet durch die Gegend schlürfen. Die, mit denen ich ins Gespräch kam, wussten allerdings genauso wenig wie ich, was hier vor sich ging, waren aber allesamt auf Anordnung der Musen gekommen. Abgesehen von den BKs war die Truppe recht bunt. Sogar ein anderes Bildwerk war dabei, ein schlecht gemaltes Strichmännchen, das wohl aus dem Kindergarten ausgebüchst war. Einige bekannte Gesichter ließen sich finden, wie Warren Jent, Dave Skragen, auch Streithals Samuel Frank Londoooo - kurz: von Raul Nondas, der ja vermisst wird, abgesehen die ganze Truppe, die mich zur WA in Italo-Amerika als Geleitschutz begleitet hat. Ein einsamer Zivilist mit schwarzen Haaren, der sich eher zaghaft als Estrial vorgestellt hat, schaut die ganze Zeit etwas niedergeschlagen drein. Das müssen die Minderwertigkeitskomplexe sein, die nicht wenige Künstler in ihrem ewigen Wettstreit befallen. Einen anderen Artkatrazer mit Studentengesicht und Pferdeschwanz namens Vhomas Theredror Hott finde ich zitternd und versteckt hinter der Hütte - er meinte er hätte panische Angst vor Ausländern und scheint das auch noch ernst zu meinen. Als ich wieder aufs Feld gehe, kommt mir ein scheußlich mitgenommen aussehender Mann mit schmutzigen Bartstoppeln und wirrem Blick entgegen und fragt mich, was ich von seiner imaginären Mütze halte. Als letzten NichtBK nehme ich mir einen kräftig gebauten Unbekannten vor, der zwar auf den ersten Blick sympathisch wirkt, wo ich auf den zweiten Blick dieser Zufriedenheit nicht ganz traue, die er da hat. Obwohl der Mann nicht umbedingt alt ist, sieht man an seinen Augen, dass er viel erlebt hat. Auch sein Name, Sesterzus Dekatus, kommt mir auf unheimliche Weise irgendwie bekannt vor.
"Ist sehr schön hier in Artkatraz", meint er nur.

Wenig später trommelt Joseph, den ich für mich wegen seiner stämmigen kleinwüchsigen Statur Kampfzwerg nenne, die ganze Truppe bis auf Hott, den er ja nicht finden kann, zusammen. Auch Präsident Lightening findet sich mit einem schwarz weiß gefleckten Ball in seinen Händen ein und beginnt, etwas von diesem Spiel zu erzählen. Immer wieder reißt ihm der Kampfzwerg den Fußball weg und korrigiert ihn. Ich versuche, dem Geschwafel etwas Information abzugewinnen. Dann wird von mir verlangt, ins Tor zu gehen. Torwächter gibt es an den Artkatrazischen Stadtmauern doch genug! Stattdessen postiert man mich in ein eckiges Gerüst mit einem Netz dahinter. Erst dann dämmert es mir: Ich bin auf Befehl der Musen in diesen Fußballwahnsinn hineingeraten! Genau in dem Moment nehme ich reißaus und verschwinde wortlos vom Gelände. Seitdem bin ich noch jetzt dabei, zu überlegen, wie ich morgen die Musen für diese Dreistigkeit richtig zur Rede stellen kann...

13.Dezember 1801

Lydi, Klio und Meleda

„Zuallererst, was mache ich hier eigentlich?“, wollte ich wissen, während mir die Muse, die gegenüber von mir saß, Tee einschenkte. Wir saßen da zu viert an diesem kreisrunden gedeckten kleinen Tisch, ich im Nachthemd und die drei Musen in ihrer erträglicheren Gestalt in königlicher Aufmachung und mit lieben Gesichtern. Um das Teekränzchen herum gab es nichts. Sogar der Boden schien nur aus Licht zu bestehen.
„Ganz einfach“, entgegnete mein Gegenüber gelassen und reichte mir die dampfende Tasse, „Du hast dich die letzten beiden Tage, in denen du dich voller grundloser Sorgen in deinem Zimmer verkrochen hast, so intensiv mit deinem geplanten Gespräch mit uns beschäftigt, dass das Ganze in deine Träume durchsickert. Da du dir das alles einbildest und nicht wir, könnten wir dich auch dasselbe fragen. Noch Zucker?“

Uäh, so lieber nicht...

„Nein danke. Also ist das alles nur ein Traum oder wie?“
Sieht ganz danach aus.“
„Und warum dann diese Gestalt? Ich meine ich weiß doch wie ihr wirklich ausseht!“
„Wärs dir anders lieber?“, meinte die eine Muse augenrollend, bevor sie mit den Fingern schnippte. Das lichterhellte Teekränzchen verwandelte sich augenblicklich in die düstere Kammer mit diesen schwarzen vieräugigen Hexen von Musen.
„Ich glaube nicht.“, gestand ich, woraufhin alles wieder wie vorher wurde. Ich nahm mir einen Schluck Tee. Salbei und Ingwer.
„Na also.“
Ich war diesen Einbildungen dankbar, dass sie nicht wie sonst üblich dreistimmig sprachen.

Eine der Musen, Lydi, in ihrer öffentlichen Gestalt.

„Also wenn du schon von diesem Treffen träumst“, fuhr sie fort, „Kannst du genausogut mit uns reden, wie du es wolltest. Wäre eine Art Übung für dich, wenn du dich dann doch aus deinem Zimmer traust, Adolai.“
„Also gut“, begann ich und stellte die Tasse hin, „Irgendwas in mir will eurem Spiel da nicht ganz trauen. Ich meine das mit der Wetreise hatte sich auch so harmlos angehört und dann war das Ganze doch nur ein Teil eurer unangenehmen Pläne mit mir. Dazu ist das diesmal so absurd... Ich meine was habt ihr davon, eine Fußballmannschaft aus Polizisten und Geisteskranken aufzustellen und damit an der Universumsmeisterschaft teilzunehmen?!“
„Eine gute Frage. Sagen wir mal, unser Motiv ist paradox.“
„Inwiefern?“
„Entscheidungen treffen und in die Zukunft sehen sollte man besser weit auseinander halten. Wir tun das nicht. Sagen wir mal so, manchmal kommt es zu Entscheidungen, die wir nur deswegen treffen, weil wir vorraussehen, wie wir das tun. Folgendes Selbstbeispiel. Du wirst vorraussehen, dass wir dir in den nächsten drei Sekunden unsere Namen nennen werden. Wie heißen wir?“
„Lydi, Klio und Meleda“, zählte ich auf und wartete. Sie aber blieben stumm.
„Jetzt habt ihr mir die ja gar nicht verraten“, beschwerte ich mich, „Woher weiß ich das dann?!“
„Weil wir dich gerade ein wenig reingelegt haben.“, erklärte Lydi, „Du siehst, sobald so etwas hinzukommt, gibt es keine logische Begründung mehr. Mit Artkatraz ist das so ähnlich. Hier herrschen andere Regeln und in fast jedem anderen Land gibt es mehr Bilder als auf der Künstlerinsel, überall sind sie da, in Büchern, Porträts, auf Verpackungen, überall, was in der Aura nicht möglich wäre. Man geht nur vorsichtig mit seinen Eigenheiten um. Haferkeks?“
„Gern.“

„Dazu gibt es da vielleicht doch einen Grund“, erklärte Meleda weiter und tunkte einen Keks in ihren Tee, „Eigentlich sollte es uns egal sein, was die anderen Länder von Artkatraz halten. Deine Rede in Italo-Amerika hat da nur die internationalen Hasstiraden, die du und dieser Lightening uns beschert habt, etwas glattgebügelt, mehr nicht. Nur haben wir gerade folgendes: Mit Dunkeldeutschland und nun auch Hamunaptra ist Artkatraz von zwei Seiten von Ländern umgeben, die unter der Herrschaft eines nach Weltherrschaft strebenden Wahnsinnigen stehen. Nicht, dass wir was gegen Ackermann hätten. So einen Plan zur Weltherrschaft hätten wir einmal fast auch gehabt, haben das aber verworfen. Ich meine, wie will man so viele Länder überhaupt richtig kontrollieren? Vielleicht findet der Herr es auch nur toll, irgendwann einen G1-Gipfel zu veranstalten, was wissen wir denn... Nun Artkatraz versucht, halbwegs neutral und unabhängig zu bleiben, ist aber für alle Art von Verhandlungen offen. Bei Ackermann aber wissen wir nicht, ob wir es riskieren können, auf etwas wie Berechenbarkeit oder Vernunft in ihm zu vertrauen. Will der Gute eines schönen Tages an unsere Insel, scherts niemanden und wir stehen vielleicht doch recht schutzlos da. Daher müssen wr doch irgendwie unser Image aufpolieren. Und nun zu dir: Alle anderen Spieler, dir wir scheinbar willkürlich aus dem Volk geangelt haben, kommen aus freien Stücken. Der Grund: Das vierfache Gehalt eines BK-Offiziers. Und da du dich wahrscheinlich von Geld nicht so ganz begeistern lässt, hätten wir eine besondere Belohnung für dich: Eine Stadt und einen Titel. Du wärst dann nicht nur Diplomatin sondern auch Bürgermeisterin und Prinzessin. Alles, was du dafür zu tun brauchst, ist wortwörtlich mitzuspielen, mehr nicht, das versprechen wir dir. Wir bitten dich, bei der WA hast du immerhin auch mitgemacht und wir waren in diesen Gespräch relativ ehrlich zu dir. Also denk bitte nur noch einmal darüber nach.“

Ich schlürfte noch seelenruhig den Rest des Tees, ehe ich weiterfragte:
„Warum gerade ich? Wenn es darum geht, gegen einen Ball zu treten, hättet ihr euch sonstwen alles andres dafür aussuchen können.“
„Es geht ja auch nicht darum, den Ball zu treten, sondern ihn zu fangen. Und warum du das am Besten kannst, wirst du noch schnell genug selbst herausfinden. Achja, und glaub nicht, dass du mit unseren Namen was in der Hand gegen uns hast – wir werden die demnächst selbst preisgeben. Soll menschlicher ankommen. Und wenn wir dich kurz darauf hinweisen dürfen – dein Wecker klingelt!“

Und damit wachte ich auf. Dass ich noch immer was von dem Ingwer roch, musste ich mir wohl auch nur eingebildet haben. Später aber fand ich einen offensichtlichen Zettel auf meiner Kommode, der gestern noch nicht da war.
Nach Sonnenaufgang aufs Feld. Wir zählen auf dich. -Lydi.
Diesen Musen war aber auch alles zuzutrauen...Ich zuckte nur mit den Schultern und bereitete mich auf den heutigen Tag vor, an dem ich Bälle fangen sollte. Oder so. Ich meld mich heute dann nochmal. Vielleicht.

14.Dezember 1081

Guten Morgen, Tagebuch.
Jetzt schreib ich dir noch vorm Frühstück und die Musen lassen auch meine Träume wieder in Ruhe. Da kann ich doch gleich mal erzählen, wie das gestern mit diesem Bällefangen war.

Irgendwie fies

Das jedenfalls konnten unsere Spieler allemal...
Was soll ich hier eigentlich?

Also nachdem ich dir gestern geschrieben habe, bin ich dann auch wirklich wieder zum Übungsgelände gekommen, wo man mich eher dankbar als wütend empfing. Sogar Kampfzwerg Joseph war froh, mich zu sehen. Die Spieler waren immer noch ein inkompetenter Haufen und die BKs und Dekatus hatten ihm mittlerweile den Spitznamen Josie verpasst. Man stellte mich wieder in das Tor, das ich aus irgendeinem Grund vor Bällen verteidigen sollte. Während ich es mir dort gemütlich machte, hasteten zehn andere Spieler übers Feld und versuchten, den Ball zu treten, wobei die Betonung auf versuchten liegt. Die besten Scharfschützen Artkatraz', die dazu ausgebildet und trainiert waren, in schwerer Rüstung über wacklige Dächer zu hüpfen, dabei zu malen und auch mit derr Armbrust zu schießen, schafften es, sich dabei am dümmsten anzustellen. Und wenn sie dann mal einen Ball getreten hatten, ohne darüber zu stolpern, versuchten sie, ihn zu behalten, und gaben nicht an andere Spieler weiter. Allein Sesterzus Dekatus, Juri Taumanin und Vhomas Theredror Hott schienen als einzige was verstanden zu haben, konnten dazu auch mit ihren Füßen zielen und gaben an die Untalentierten weiter, die jeden Ball versemmelten. Durch die drei geschah es dann auch, dass auf einmal der verdammte Ball auf mich zuflog.
Bevor ich überhaupt merken konnte, was los war, wand sich der Ball im Netz, gab es einen bösen Pfiff aus Josies Trillerpfeiffe und ich hatte anscheinend irgendwas falsch gemacht. Wieder und wieder scheiterte ich daran. Diese Musen haben mich doch wohl wieder verarscht.

Lightenings Versuch, etwas zu zeichnen. Was zur Hölle soll das sein?


Nach einer Weile kam ich mir einfach nur dumm vor und sah mich um. Außerhalb des Geländes sah ich, wie Lightening seinen Spaß hatte. Man hatte ihm vier Auftragskünstler zugeteilt, die ihm alles malten, was er haben wollte. Als die Künstler einen Auftrag nicht ganz verstehen wollten, ergriff der Präsident selbst das Papier und kritzelte etwas seltsames hin, das sich als eine Kutsche ohne Pferde herausstellte. Die Künstler fanden das gar nicht schön, malten das Ding wieder ein, malten es ihren Vorstellungen um und gaben es wieder frei. Zufrieden setzte sich Lightening in das bunte Gefährt und fuhr sofort los, nur um feststellen zu müssen, das die Kritzler bei ihrem Verbessern die Bremse entfernt hatten und das er es auch noch hingekriegt hatte, auf den einzigen Baum im Umkreis von zwei Kilometern zuzusteuern. Letztendlich war sein gefährt, das er hinterher mit Auto betitelte, schnell kaputt, der Präsident aber nicht.

So begann ich mich wieder im Tor zu langweilen. Vor allem Dekatus setzte mit seinen heftigen Treffern zu. Als dann sogar dieser Idiot Londoooo dabei war, zu treffen, wurde ich einfach nur sauer und wollte einfach nur fies sein. Fast unbwusst setzte ich das 3,25Sekunden-Hellsehen ein. Ich fing das verdammte Ding perfekt. Dieses Licht hätte mir früher aufgehen sollen. Nach einer Weile, in denen nichts an mir vorbeiflog und ich auch jeden Ball abfing, wurde es ihnen langsam unheimlich.
"Sag mal, wie zur Hölle machst du das eigentlich?!"
"Sagen wir mal, ich hab herausgefunden, warum mich die Musen hierfür eingestellt haben."
Viel später fragte ich Josie, ob das mit dem in die Zukunft sehen beim Fußball erlaubt ist. Er meinte im Fußball gäbe es fast nichts, dass nicht erlaubt wäre. Warum komme ich mir dabei immer noch so herrlich fies vor? Naja, auf jeden Fall kann ich mich endlich auf das Training freuen... Das wärs dann fürs erste!

5.März 1802

Diese verdammten Scoutopianer!

Liebe Papierschnipsel, die ich als Ersatz für mein Tagebuch benutzen muss,

wie vielleicht schon in der Anrede erwähnt, ist mein Tagebuch momentan nicht in meinem Besitz. Andernfalls würde ich auch schwer auf Papierschnipseln schreiben. 21 Tage seit dem Verlust meiens Tagebuches konnte ich mich zurückhalten. Nun aber will ich schreiben, egal auf was.
Ich weiß nicht genau, wann es mir abhanden gekommen ist. Vielleicht war ich zu dem Zeitpunkt ja beim Training oder was weiß ich. Hauptsache ist, dass, als ich wieder heim in meine Mietwohnung gekommen bin, nichts weiter als folgender Zettel von meinem Tagebuch übrig war:
"Am Tage der Sonnenblüte hat der Scoutianerbund Mosaik ihnen ihre Standarte erbeutet. Wenn sie ihn wieder haben wollen, ist in Black Castle City ein Obulus von einem Apfel und einem Ei zu entrichten. Lang lebe das Freie Scoutopia."
Nun bin ich fast in Black Castle City (dieses Jahr nahe Mafeking) angekommen.


Und ich will mein Tagebuch von diesen dreimal von allen fiktiven Göttern verdammten Dieben zurück!

20.März 1802

Mal eben so in Magica

Hallo Tagebuch,
Ich stehe gerade im Tor - das erste Spiel der Fußballamateure gegen irgendwas, in diesem Fall Magica, und ich muss diese verdammte Aufregung irgendwie verarbeiten, wozu leider nur du in Frage kommst. Sagen wir mal so, das alles ist ganz schön seltsam. Die vielen Zuschauer, dieser Schiedsrichter, der auf einmal mit Hott kuscheln möchte (der Arme!) und gerade eben ist der Ball etwas näher gekommen, ist aber am Pfosten abgeprallt, hehe. Scheint doch irgendwie lustig zu sein... einen Moment, ich glaube ich hätte mich besser nicht so sehr mit dir ablenken sollen.Ich hab nicht auf meien Vorhersehe geachtet und der Ball ist gerade an mir vorbeigegangen. Ich glaube das ist ein Tor. Ach, verdammt...
Ich hasse diese Hektik. Warum habe ich dem ganzen erst zugestimmt? Ich mein das mit dem Fußballspielen. Das ist doch wirklich nichts für schwache Nerven. Da passt man mal einen Moment nicht auf und schon rast einem der Ball ... au Scheiße. Ja, dann rast er mir ins Tor, so wie eben jetzt. Schon wieder. Verdammt.

2.Mai 1802

Tach Tagebuch,
das gestern war doch ganz schön aufregend. Ich meine, das im Tor hat super funktioniert und dann haben die Jungs sogar ein Tor hingekriegt. Als das Spiel vorüber war, haben sie mich geradezu auf Händen und Füßen aus dem Stadion getragen, so sehr haben die sich gefreut. Und die tausend Fans, die Lenny da eingeschleppt hat, haben sich sogar noch mehr gefreut. Diese eine Schule, wo die alle unterkommen, da haben die eine provisorische Bühne aufgebaut, da hat Lenny gestanden, der Meute pausenlos Sprüche zugebrüllt, die mit begeistertem Geschrei erwidert wurden. Dann wurde stundenlang gefeiert als wärs der letzte Tag auf Erden. Das letzte, woran ich mich von diesem Tag noch erinnere, war ein Dialog mit Lenny, der mir so ein Bier anbieten wollte.
"Ich glaube nicht, dass das eine gute Idee ist", meine ich, "Das letzte mal, wo ich Alkohol zu mir genommen hab, das war in Atlantaqua, da hab ich Halluzinationen bekommen und bin aggressiv geworden!"
"Ist doch schnurz", entgegnet di Vanca, "Hauptsache du hast Spaß, haste dir verdient."
Den Spaß muss ich gehabt haben, denn von der Bühne waren am nächsten Tag nur noch Trümmer übrig. Auch davon waren die ganzen Fans irgendwie begeistert. Verstehe einer die Welt..

16.Mai 1802(OZR)/27.Juni 2010

Abend, Tagebuch,
gerade kam Dekatus auf mich zu.
Dekatus: Du, Larry ist mal wieder ausgebüxt. Hätteste was dagegen, ihn wieder einzufangen?
Ich: Warum schicken wir nicht Sternseher, der weiß am Besten, wo sich das Viech am liebsten versteckt.
Dekatus: Besser nicht, sonst müssen wir nachher auch noch nach Sternseher suchen.
Ich: Stimmt, aber warum suchst du nicht nach Larry?
Dekatus: Ich hab denen versprochen, heute mal mitzufeiern. Muss gleich los, bin schon spät dran. Ich glaub du wirst keine Probleme haben, Larry zu finden, ich hab ihn gerade keine zwei Straßen von hier entfernt gehört. Noch einmal danke, dass du das für mich machst.
Ich: Keine Ursache.
So, ich glaube du weißt jetzt, warum ich jetzt mal kurz weg bin. Bin gleich wieder für dich da.
-Adolai


Linktipps: Faditiva und 3DPresso