Gustaf Gründgens

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Schauspieler, die über exorbitante Fähigkeiten verfügen und daher den Olymp gehoben werden, besitzen eine ganz besondere Eigenschaft: sie sind gesichtslos, seelenarm und so unscheinbar, dass sie niemals alleine eine Straßenüberquerung passieren können, da selbst eine einfachgestrickte Ampel sie übersehen und nicht umspringen würde. Als Meister dieses Faches gilt Gustaf Gründgens, durch seine Unscheinbarkeit in jede erdenkliche Rolle schlüpfen konnte und erst mit seiner Verwandlung der Figur eine Seele einhauchte.


Jugend

Gründgens erblickte am 22. Dezember 1899 in Düsseldorf das Licht der Welt. Er galt als unauffälliges Einzelkind, bis seine Eltern sich entschieden, ihm ein Schwesterchen zu schenken. Von Eifersucht getrieben, entwickelte sich der Junge, der zu diesem Zeitpunkt Gustav mit Vau nannte, zum störrischen Eigenbrödler, eine Rolle, die er Zeit seines Lebens außerhalb der Bühnen beibehalten sollte. Gleichaltrige Kinder mieden ihn, sodass sich sein Charakter noch verstärkte. Aber er erkannte, dass bei Spielen wie Verstecken er nichts weiter machen musste, als nur stehen zu bleiben. Niemand der Kinder nahm ihn wahr und er wurde nie entdeckt. Ebenso verhielt es sich bei sportlichen Übungen in der Schule, bei der er nie in eine Mannschaft gewählt wurde, was nicht einmal dem Lehrer auffiel. Er stand beim Sport nur teilnahmslos am Rand und erzeugte eine Aversion gegen jede sportliche Betätigung. So etwas prägt und im Falle Gründgens entpuppte sich dies zu einem Segen.

Erste Metamorphosen

Die Schulzeit überstand er auf diese Art problemlos. Erst als Oberprimaner entdeckte er seine Leidenschaft für die Schauspielerei. Gründgens bewarb sich an der Theaterlaiengruppe seiner Schule und sofort bemerkten alle seine gestalterischen Fähigkeiten in diesem Fach. Er wurde von seinen Mitschülern sogar gefragt, ob er ebenso auf einem Gymnasium sei und wie er speziell an diese Mimengruppe geraten war. Dass man Gründgens nun erstmals wahrnahm, gilt als einschneidendes Erlebnis seiner Biografie und legte den Grundstein für den weiteren Werdegang.

Mit Begeisterung und jugendlichem Hurra zog er als Soldat in die tobenden Wirren des Ersten Weltkrieges. Obwohl er stets als Kanonenfutter an den Fronten auftauchte, überlebte er die Schlachten um Verdun, an der Somme, der Krim und in den Karpaten auf wunderliche Weise. Er fiel den Feinden nicht auf und wurde daher nie von ihnen anvisiert.

Nach dem Krieg entschied er sich daher für ein Studium der Schauspielerei und auch hier erkannte man sein Talent, sodass er nach der Ausbildung ein Engagement in Kiel, der Geburtsstadt seines Erzkonkurrenten Bernhard Minettis und des Matrosenaufstandes, fand. Er besetzte zunächst klassische Altersrollen (King Lear, Claudius, Prospero und Philippe II.) und wurde bereits nach einer Spielzeit von den Hamburger Kammerspiele weggelobt. Hier wechselte Gründgens ins Fach der weiblichen Darstellung (Lady Macbeth, Marthe). So wurde ein junger Autor auf ihn aufmerksam, der noch Darsteller seines Lesbendramas Anja und Esther suchte. Es war der erste Bühnenerfolg Klaus Manns, der Sohn des literarischen Übervaters Thomas, dem mit Gründgens später eine innige und intime Freundschaft verband. Um seinem Geliebten näher zu sein, ehelichte er dessen Schwester Erika, sehr zum Missfallen Thomas Manns, der ebenfalls ein Auge auf den Mimen geworfen hat. Der Schauspieler nannte sich ab diesem Zeitpunkt Gustav mit Eff, worauf viele „Wie jetzt, Fustav?“ fragten, was ihn störte und er immer lakonisch mit „Ne, Gustaffffff“ zu beantworten pflegte.

Seine Popularität wuchs und es dauerte nicht lange, bis das Deutsche Theater Berlin auf ihn aufmerksam wurde. Hier blieb er Shakespeare treu und spielte die Rollen seines Lebens: Hamlet, Romeo und Cäsar. Später durfte er bereits im Alter von 28 Jahren den Mephisto geben, eine Rolle, die ihn entscheidend prägte, bis heute populär machte und ihn bis zum Tode begleiten sollte. Der Mephistopheles, den er ironisch tuntig interpretierte, galt als stilbildend und beeinflusste alle nachfolgenden Schauspieler, Dramaturgen und Intendanten.

Der Tanz auf dem Vulkan

Berlin glich in der Vorkriegszeit einem brodelnden Hexenkessel. Politische Aufmärsche, Armut und Volksküchen bei den Nicht-Theatergängern stellten sich sexuelle Anarchie, Dekadenz und Überfluss der Kulturbemühten gegenüber. Gustaf Gründgens entschied sich schnell, zu welcher Seite er gehören möchte. Doch das Leben auf der Wolke hielt nicht ewig. Klaus Mann, der ihm Zugang zur kulturellen und intellektuellen Elite verschaffte, verliebte sich in seine Schwester, die sich daraufhin von Gründgens scheiden ließ. Nun war der Weg für Thomas Mann frei. Doch GG, wie er unter Freunden genannt wurde, war erpicht auf ein juveniles Schönheitsideal, sodass ihn die Annäherungsversuche des gealterten und nach Zigarre stinkenden Literaten abstieß.

Nachdem dann die Nationalsozialisten an die Macht kamen, emigrierten die Manns ins Ausland und GG verlor seine festen Verbündeten. Da er Zeit seines bisherigen Lebens nur deutsche Texte auswendig gelernt hatte, empfand er ein Auswandern in eine fremdsprachliche Region als zu umständlich, sodass er der Einfachheit halber in Berlin blieb. Die nationalsozialistische Führungsebene nahm Kontakt zu ihm auf und konnte ihn für ihre Bewegung gewinnen. Ihm wurde freie Liebe und sexuelle Ausschweifung zugesichert, was bei den Nazis nicht alltäglich war, so dass Gründgens keinen Grund sah, seine Mitwirkung am Deutschen Theater aufzugeben. Als zusätzliche Belohnung sicherte man ihm die Intendanz zu. Er war auf dem vorläufigen Zenith seiner Theaterkarriere angelangt.

Doch es sollte nicht bei dieser Aufgabe bleiben. Den Nationalsozialisten entging nicht seine Unscheinbarkeit, wenn er nicht maskiert war. So wurde er für Spionagezwecke eingesetzt. Seine Wandlungsfähigkeit förderte zudem ein Agentenleben als Frau oder Mann. Auch sexuell gab es keine Tabus (Erika Mann verlangte zeitweise die Erfüllung ehelicher Pflichten, sodass GG der Intimbereich einer Frau nicht gänzlich unbekannt war) und Gründgens erwies sich als Idealbesetzung für diese Tätigkeit. Doch auch er erkannte, dass letztendlich der Krieg nicht zu gewinnen war und er sicherte sich Möglichkeiten des Rückzugs ab, indem er sich der militärischen Gegenbewegung um Graf von Stauffenberg anschloss. In seiner atemberaubenden Verkleidung als deutscher Schäferhund erschlich er sich das Vertrauen Adolf Hitlers und konnte die oppositionellen Generäle stets über die aktuellen Bettgeschichten Hitlers informieren. Nur durch Gründgens unermüdlichen Einsatz kam beispielsweise heraus, dass Eva Braun nur dazu diente, morgens die Bettlaken zu wechseln und das Schlafzimmer zu lüften, während Hitler mit GG seinen Morgenspaziergang machte.

Diese offenen Aussagen retteten Gründgens später vor dem Nürnberger Kriegsgericht. Hermann Göring, der sich Gründgens als sklavisch ergebenen Spielgefährten hielt, bekam, als er Gründgens auf der Anklagebank erblickte, einen Lachanfall, an dem er verschied. Die Nürnberger Richter nahmen Gründgens dieses Zwischenspiel zwar übel, sprachen ihn dennoch frei.

Aufstieg im Nachkriegsdeutschland

Deutschland glich nach dem Krieg einem Trümmerhaufen. Da Gründgens Berlin mit einem negativen Vorzeichen versah, entschied er sich, einstweilen wieder zu seiner Mutter zu ziehen. In seiner Geburtsstadt Düsseldorf fand er die Wärme und Zuneigung, die ihm im Dritten Reich trotz waghalsiger Experimente fehlte. Er weinte sich am Busen seiner Mamutschi aus und sie spendete Trost. So wohlig geborgen fühlte er sich lange schon nicht mehr. Nie dürfte dieser Augenblick vergehen. Doch die resolute Dame erkannte schnell, dass ihr Gustaf sich von ihr lösen musste. Zu Zeiten seiner Berliner Intendanz war sie die große Frau Gründgens, der man allerorts Respekt entgegen brachte. Das schmeichelte ihr und sie sonnte sich am Erfolg ihres berühmten Sohnes.

Emmy Gründgens ließ ihre alten Beziehungen spielen und sorgte dafür, dass GG eine Anstellung am neu erbauten Düsseldorfer Theater bekam. Zwar haftete ihm immer noch der Ruf eines undurchschaubaren Mitwissers des Nazi-Regimes an, doch da er innerhalb der Theaterszene einen exzellenten Ruf innehielt, bekam er sogar den Posten des Intendanten. Nebenher spielte er immer öfter Rollen in den neu erstarkten Film- und Fernsehproduktionen. So erreichte sein Name ungeahnte Bekanntheit auch in der bildungsferneren Gesellschaft. Der Name Gründgens wurde verbunden mit leichter Muse, Hoffnung, Zuversicht und entsprach idealerweise genau dem Volksgeschmack seiner Zeit.

Doch das, was er durch seine schauspielerischen Fähigkeiten mühelos nach außen transportieren konnte, entsprach nicht seinem Innersten. Zerrissen und verzweifelt nagten alte Geschichten an seiner Seele. Zumal er durch die Familie Mann, die sich nach dem Krieg wieder lauthals zu Wort meldeten und Gründgens öffentlich demütigten (Klaus Manns Mephisto, Thomas Manns Doktor Faustus), es immer wieder Anzeichen dafür gab, dass es Menschen gab, die um seine Zeit als des Führers Schäferhund wussten und nun drohten, damit an die Öffentlichkeit zu gehen. Um sich unabhängig und ebenso unsterblich wie unantastbar zu machen, wechselte er ins Filmfach und übernahm dort jede erdenkliche Rolle. So war er unentbehrlich und wusste sich gegen etwaige Erpressungsversuche zu behaupten.

Schauspielerische Glanzleistungen

Hamlet

Mephisto

Horst Tappert

Lassie

Trude Herr

Klaus Kinski

Fred Clever

Tom Buhrow

Die letzte Doppelrolle: Im Seniorenheim

Nachruf

Filmographie


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