Diverses:Erfahrungen im Öffentlichen Personenverkehr: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 18. März 2017, 20:12 Uhr

Erfahrungen im Öffentlichen Personenverkehr

Keiner benutzt mehr öffentliche Verkehrsmittel. Es ist da viel zu voll.

1. Fallstudie: Straßenbahn im Stresstest

Ausgangssituation: Eine Straßenbahn fährt kurz nach Schulschluss an vier Haltestellen an drei Schulen vorbei, um die Leistungsfähigkeit des ÖPNV zu demonstrieren. Dazu wird das kürzeste Fahrzeugmodell in Einfachtraktion hergenommen, das hat vier Doppeltüren und eine einfache. Der Verfasser dieser Zeilen betätigt sich als Beobachter im Fahrzeug.

Nach der ersten Haltestelle liegt die Auslastung noch unter 100 %. Doch siehe: an der zweiten Haltestelle steigen (neben denen der zweiten Schule) auch viele Schüler der ersten Schule ein, bzw. sie wollen einsteigen. Es ist ja heute üblich, nach dem Einsteigen gleich bei der Tür stehenzubleiben, damit man in dem Gedränge schneller wieder aussteigen kann. Der Herdentrieb bewegt die nachfolgenden Schüler, den ersten gleich zu tun. Trotz vieler freier Sitze im Heck bildet sich also ein Pulk fröhlich gackernder Jugendlicher an jeder Tür. Die Türen versuchen zu schließen: Türen zu, Türen auf, Türen zu, Türen auf. Es quetschen sich immer noch Leute in das Fahrzeug, meist unter Zuhilfenahme des Einklemmschutzes, denn dafür ist er ja da, oder? Türen zu, Türen auf, Türen zu, Türen auf.

Automatische Ansage: „... Einstiegbereiche freihalten ...“, dann wieder Türen zu, Türen auf, Türen zu, Türen auf. Immer noch versuchen weitere Racker einzusteigen. Türen zu, Türen auf, Türen zu, Türen auf. Zweite automatische Ansage, gleiches Resultat: Türen zu, Türen auf, Türen zu, Türen auf. Der örtlich zuständige Fahrgastdompteur spricht nun zu uns, erstaunlich ruhig und höflich. Es hilft nichts: Türen zu, Türen auf, Türen zu, Türen auf.

Irgendwann (mittlerweile sind zehn Minuten vergangen) erscheint die Inkarnation der Stimme aus dem Lautsprecher. Vermutlich musste er zuerst der Zentrale den Grund für den Stillstand erklären. Immerhin stapeln sich hinter dem Zug bereits viele Autos und die nachfolgenden Bahnen. Der Fahrer hat auch schon die roten Zettel für gestörte Türen dabei, kann sie aber nicht anbringen, weil ab zwei (nebeneinander liegenden) defekten Türen die Fahrt sowieso zu Ende ist.

Immer noch ruhig und höflich schickt er die vielen Schüler vor die Tür, und diese hören sogar auf ihn. (Wahrscheinlich hat er ihnen erklärt, dass der Zug in dem Zustand keinen Meter fahren kann, so dass sie auf jeden Fall aussteigen müssen.) Der Fahrer prüft jede einzelne Tür: Tür zu. Und sie bleibt zu. Fertig! Er geht also an die Zugspitze zurück.

Die Schüler merken, dass das Problem behoben scheint. Die ersten wagen sich vorsichtig wieder herein, der Herdentrieb lässt dann alle wieder hereinströmen. Türen zu, Türen auf, Türen zu, Türen auf. Natürlich geschieht das abermals per Einklemmschutz, Zwangsschließen kennen alle lediglich als sportliche Herausforderung. Türen zu, Türen auf, Türen zu, Türen auf.

(Anm.d.Verf.: Spätestens jetzt hätte ich aufstehen sollen, um den Trantüten die Benutzung einer Straßenbahn zu erklären und auf die immer noch leeren Sitze hinzuweisen. Nur: sobald sich erst einmal Ärger in mir aufgestaut hat, bekomme ich eine erhobene, gleichwohl souveräne Stimme einfach nicht mehr hin. Und wenn ich laut werde, klirren die Scheiben – die der umliegenden Häuser.) Türen zu, Türen auf, Türen zu, Türen auf.

Eine Viertelstunde ist vergangen, als der Spitzenmann die magischen Worte spricht: „Bitte alle aussteigen, der Zug kann wegen einer Fahrzeugstörung die Fahrt nicht fortsetzen.“ (Anm.d.Verf.: Ich habe kein Kichern gehört. Für den ist das wohl Routine.)

Zum Glück steht der Folgezug (und dessen Nachfolger) derselben Linie hinter uns, doch ist der auch schon über 100 % ausgelastet. Es ist ein längeres und insbesondere neueres Modell: Das Schließen der Türen wird von lautem Fiepen und rotem Blinken begleitet, was den vor zwanzig Minuten eingeleiteten Denkvorgang bei einigen so beschleunigt, dass sie endlich Platz machen. Türen zu.

Nun könnte man vermuten, dass der Fahrer des „defekten“ Fahrzeugs einfach bei der nächsten Haltestelle normal weitergemacht hat, denn es lag offensichtlich nicht an der Hardware, sondern an der Software. Außerdem waren so viele Leute zu befördern. Aber nichts da, er hat die nächste Wendeschleife genommen und das Depot aufgesucht, wie die Vorschriften es verlangen. Das resultierende Menschengewimmel an den folgenden Haltestellen sorgte mithin für viele weitere Verspätungsminuten. Effektives Ergebnis: eine Taktlücke von 30 Minuten und völlig überfüllte Wagen.

Verkehrsunternehmen aller Größen, auch die Deutsche Bahn (sie betreibt die hiesige S-Bahn), haben Probleme dieser Art. Wer sich also laut beschweren will, sollte die Hintergründe erfahren.

Siehe auch

Fahrgast


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