Spiegelwelten:Reisetagebuch König Hilberts IV. Pingel: Unterschied zwischen den Versionen
Phorgo (Diskussion | Beiträge) K (- Vorlage:Link-Bild) |
K |
||
(Eine dazwischenliegende Version desselben Benutzers wird nicht angezeigt) | |||
Zeile 8: | Zeile 8: | ||
=== 11. Juli 2011 - Aufbruch === | === 11. Juli 2011 - Aufbruch === | ||
Habe mich nun doch dazu entschlossen, meine Enkelin Pandora selbst zu suchen, es lässt mir keine Ruhe. Die Leute vom Geheimdienst sind Pfeifen, allesamt. Haben nichts herausgefunden, gar nichts. Die behaupten doch felsenfest, es fehle jede Spur. Der Brief, den ich vor drei Tagen erhalten habe, spricht da eine andere Sprache - die Welt scheint nicht ''nur'' idiotische Schlapphüte zu enthalten. Ich habe denen nichts von dem Brief erzählt, nichts von der Andeutung, Pandora sei mit diesem Typen aus [[Apark]] - wie hieß der doch gleich? Uforst, ja, Itzach Uforst - irgendwo in, um oder bei Sibirska gesehen worden. Auch von dem beiliegenden Flugticket hab ich nichts gesagt, das wäre verschenkte Liebesmüh.<br /> | Habe mich nun doch dazu entschlossen, meine Enkelin Pandora selbst zu suchen, es lässt mir keine Ruhe. Die Leute vom Geheimdienst sind Pfeifen, allesamt. Haben nichts herausgefunden, gar nichts. Die behaupten doch felsenfest, es fehle jede Spur. Der Brief, den ich vor drei Tagen erhalten habe, spricht da eine andere Sprache - die Welt scheint nicht ''nur'' idiotische Schlapphüte zu enthalten. Ich habe denen nichts von dem Brief erzählt, nichts von der Andeutung, Pandora sei mit diesem Typen aus [[Apark]] - wie hieß der doch gleich? Uforst, ja, Itzach Uforst - irgendwo in, um oder bei Sibirska gesehen worden. Auch von dem beiliegenden Flugticket hab ich nichts gesagt, das wäre verschenkte Liebesmüh.<br /> | ||
− | Ich mache mir mittlerweile heftige Vorwürfe, weil ich meinen kleinen Liebling fast an [[Lightening]] verscherbelt hätte. Der Junge scheint ja wirklich nicht alle Tassen im Schrank zu haben. Wahrscheinlich hat er schon völlig vergessen, das er da noch Forderungen an Julland geltend machen kann - mir soll's recht sein, wenn ihm das ''nie'' wieder einfällt. Ich werde jetzt eine Linienmaschine nach Prinz-Mahongbad in [[Hinterwald]] besteigen, weiß der Teufel, wo das liegt. Angeblich gibt es da einen Kapitän, der mir mehr über den Verbleib meiner kleinen Enkelin sagen kann, mehr weiß ich nicht. Es ist ein Strohhalm, nicht mehr. Aber momentan gibt es hier eh nichts zu tun: Die Bananenernte läuft wie die Verwaltung reibungslos - diese [[Spiegelwelten:Sekretariat|seltsame Frau aus Quadratl]] - Memo an mich: unbedingt im Atlas nachsehen, wo das überhaupt liegt - bekommt das Kunststück zustande, Julland mustergültig zu betreuen, keine Ahnung, wie sie das macht. Die Bananenbarone kuschen, was mir Recht sein soll.<br /> | + | Ich mache mir mittlerweile heftige Vorwürfe, weil ich meinen kleinen Liebling fast an [[Lightening]] verscherbelt hätte. Der Junge scheint ja wirklich nicht alle Tassen im Schrank zu haben. Wahrscheinlich hat er schon völlig vergessen, das er da noch Forderungen an Julland geltend machen kann - mir soll's recht sein, wenn ihm das ''nie'' wieder einfällt. Ich werde jetzt eine Linienmaschine nach Prinz-Mahongbad in [[Hinterwald]] besteigen, weiß der Teufel, wo das liegt. Angeblich gibt es da einen Kapitän, der mir mehr über den Verbleib meiner kleinen Enkelin sagen kann, mehr weiß ich nicht. Es ist ein Strohhalm, nicht mehr. Aber momentan gibt es hier eh nichts zu tun: Die Bananenernte läuft wie die Verwaltung reibungslos - diese [[Spiegelwelten:Sekretariat|seltsame Frau aus Quadratl]] - [[Sprachmemo|Memo]] an mich: unbedingt im Atlas nachsehen, wo das überhaupt liegt - bekommt das Kunststück zustande, Julland mustergültig zu betreuen, keine Ahnung, wie sie das macht. Die Bananenbarone kuschen, was mir Recht sein soll.<br /> |
Jetzt aber los. Ich bin schon ganz kitzelig, ich war ja noch nie im Ausland. Hoffentlich hält der falsche Bart.<br /> | Jetzt aber los. Ich bin schon ganz kitzelig, ich war ja noch nie im Ausland. Hoffentlich hält der falsche Bart.<br /> | ||
---- | ---- | ||
Zeile 41: | Zeile 41: | ||
<center>[[Datei:PfeilA back.png|100px|link=Sub:Spiegelwelten:Jungfernfahrt/Kapitel zwischen den Kapiteln|Jungfernfahrt/Kapitel zwischen den Kapiteln]][[Datei:PfeilB forward.png|100px|link=Spezial:Zufällige Seite/Spiegelwelten|Vielleicht geht es ja hier weiter...]]</center> | <center>[[Datei:PfeilA back.png|100px|link=Sub:Spiegelwelten:Jungfernfahrt/Kapitel zwischen den Kapiteln|Jungfernfahrt/Kapitel zwischen den Kapiteln]][[Datei:PfeilB forward.png|100px|link=Spezial:Zufällige Seite/Spiegelwelten|Vielleicht geht es ja hier weiter...]]</center> | ||
---- | ---- | ||
− | Alles wird gut! Am Abend feierten wir die Rettung ausgiebig. Ich muss zugeben, dass ich einen ziemlichen Kater davon habe. Wir befinden uns wieder auf der ''Nordwicht'', die Pandora und mich nach Hause bringen soll. Der Seegang und der Katzenjammer - eine miese Kombination. Pandora scheint zu wissen, dass sich ihr Leben ziemlich verändert hat. Die Wissenschaftler haben ihr gesagt, dass sie in den nächsten Monaten nach Tatorth in [[Apark]] kommen muss. Dort wird ihr dann ein kleines Buch geschrieben, um sie zu ernähren. Es ist eben so, dass sie jetzt Leser braucht, um nicht vergessen zu werden - und damit zu sterben. Die Vorstellung ist seltsam: Sie wird in alle Ewigkeit so jung aussehen wie jetzt, wenn sich immer wieder Leute finden, die sie lesen. Eigenartig - und ein bisschen gruselig.<br /> | + | Alles wird gut! Am Abend feierten wir die Rettung ausgiebig. Ich muss zugeben, dass ich einen ziemlichen Kater davon habe. Wir befinden uns wieder auf der ''Nordwicht'', die Pandora und mich nach Hause bringen soll. Der Seegang und der [[Diverses:DJ Katzenjammer: Ein Portrait|Katzenjammer]] - eine miese Kombination. Pandora scheint zu wissen, dass sich ihr Leben ziemlich verändert hat. Die Wissenschaftler haben ihr gesagt, dass sie in den nächsten Monaten nach Tatorth in [[Apark]] kommen muss. Dort wird ihr dann ein kleines Buch geschrieben, um sie zu ernähren. Es ist eben so, dass sie jetzt Leser braucht, um nicht vergessen zu werden - und damit zu sterben. Die Vorstellung ist seltsam: Sie wird in alle Ewigkeit so jung aussehen wie jetzt, wenn sich immer wieder Leute finden, die sie lesen. Eigenartig - und ein bisschen gruselig.<br /> |
Itzach Uforst und die Erbauer Aparks werden sich über ein Buchportal wieder nach Apark begeben, immerhin seien sie jetzt richtig eingebürgert - meinetwegen, ich kenn die Leute ja kaum. Was aus der Hinterwalder Forschungsstation im Süden Basnanas wird? Ich kann nur raten. Mir schien es so, als suchten die Leute dort etwas - und zwar nicht nur das verschollene Schiff, auf dem Pandora war. Ich habe den leisen Verdacht, dass sie sich dort festsetzen wollen. Kann mir aber egal sein, sollen sie doch machen.<br /> | Itzach Uforst und die Erbauer Aparks werden sich über ein Buchportal wieder nach Apark begeben, immerhin seien sie jetzt richtig eingebürgert - meinetwegen, ich kenn die Leute ja kaum. Was aus der Hinterwalder Forschungsstation im Süden Basnanas wird? Ich kann nur raten. Mir schien es so, als suchten die Leute dort etwas - und zwar nicht nur das verschollene Schiff, auf dem Pandora war. Ich habe den leisen Verdacht, dass sie sich dort festsetzen wollen. Kann mir aber egal sein, sollen sie doch machen.<br /> | ||
Wir machen uns jetzt jedenfalls auf den Heimweg, aber ich habe dem Kapitän gesagt, dass wir es nicht eilig haben. Wenn wir einmal unterwegs sind, wollen wir auch etwas sehen. Daher wird unser nächster Halt die [[Müllschieberinsel]] werden.<br /> | Wir machen uns jetzt jedenfalls auf den Heimweg, aber ich habe dem Kapitän gesagt, dass wir es nicht eilig haben. Wenn wir einmal unterwegs sind, wollen wir auch etwas sehen. Daher wird unser nächster Halt die [[Müllschieberinsel]] werden.<br /> |
Aktuelle Version vom 3. Oktober 2015, 17:18 Uhr
Reisetagebuch 11. Juli 2011 - AufbruchHabe mich nun doch dazu entschlossen, meine Enkelin Pandora selbst zu suchen, es lässt mir keine Ruhe. Die Leute vom Geheimdienst sind Pfeifen, allesamt. Haben nichts herausgefunden, gar nichts. Die behaupten doch felsenfest, es fehle jede Spur. Der Brief, den ich vor drei Tagen erhalten habe, spricht da eine andere Sprache - die Welt scheint nicht nur idiotische Schlapphüte zu enthalten. Ich habe denen nichts von dem Brief erzählt, nichts von der Andeutung, Pandora sei mit diesem Typen aus Apark - wie hieß der doch gleich? Uforst, ja, Itzach Uforst - irgendwo in, um oder bei Sibirska gesehen worden. Auch von dem beiliegenden Flugticket hab ich nichts gesagt, das wäre verschenkte Liebesmüh. 11./12. Juli - Luft, Land, See(11. Juli, 20:00) Der Flug war grässlich, und über der Südsee dachte ich mehrere Male: Wenn wir jetzt abstürzen, können wir froh sein, wenn wir schon beim Aufschlag abkratzen. Ist aber alles gut gegangen. Prinz-Mahongbad ist eine ganz nette Stadt. Der falsche Bart hat gehalten und sich gleich bewährt, als mich ein Pferdetaxifahrer ansprach: "Meine Güte", hat er gesagt, "man erkennt Sie gar nicht, Majestät." Scheint also zu funktionieren. Ich fand es nett von ihm, dass er mich zu einer Hafenrundfahrt eingeladen hat. Keine Ahnung, was das für ein Typ war, aber er erzählte mir die ganze Zeit alle möglichen Geschichten zu den einzelnen Schiffen, die dort vor Anker liegen - Prinz-Mahongbad ist ja angeblich der große Kriegshafen der Hinterwalder. Hab mir das alles mit einem halben Ohr angehört, das ganze Gelaber. Hellhörig wurde ich, als der Taximensch auf ein kleineres Schiff zwischen den ganzen Pötten deutete und meine: "Das ist die Nordwicht. Die bricht heute zu einer Suchmission in die Südsee auf. Angeblich geht's um diesen Uforst, aber Genaues erfährt man da auch nicht." Das war intessant. Ich stieg aus und schaute mir das Schiff genauer an. Hab mich dabei benommen wie ein Tourist und so getan, als gäbe es nichts interessanteres. Irgendwann meinte der Taximensch: "Ich kenn' den Kapitän. Vielleicht kann ich ja ein Treffen arrangieren." Ich hab natürlich zugestimmt. Zehn Minuten später war dann alles geklärt. Habe dem Kapitän einfach gesagt, wer ich bin und was ich will - der war gar nicht überrascht, meinte nur "Das trifft sich ja gut". Er gab mir eine Kabine an Bord und lud mich zum Essen ein. Sehr nett der Mann. Angeblich laufen wir in der Nacht aus, damit uns so wenige Leute wie möglich sehen - dazu hat der Skipper tonlos das Wort "Spione" mit den Lippen geformt. Scheint ja hier hoch her zu gehen. Soll mir aber egal sein, Hauptsache ich finde Pandora. (12. Juli, 9:00) Wir sind wie geplant in der Nacht losgefahren und haben schon am Vormittag die Gewässer um Molldurisch-Basnana erreicht. Die anfangs heitere Stimmung wich einer gewissen Anspannung. Vor Jahren ist hier die erste Bassbombe gezündet worden; angeblich gibt es ab und zu noch ein "Restbrummeln". Auf den Inseln sollen auch noch ein paar Opfer der Explosion leben, der Knochen sich völlig zersetzt haben, und die nur noch Satzfetzen wie "Yo, Alter, check das ma'" von sich geben. Ziemlich gruselig. An Bord der IMS Nordwicht muss man sich aber kaum Gedanken darüber machen. So altertümlich der Kahn wirkt: Die Hinterwalder haben einen literaturbetriebenen Forschungskreuzer daraus gemacht. Der Kapitän wollte mich wohl mal kurz beeindrucken, als er die Maschinen hochfuhr und uns mit über vierzig Knoten über das Wasser schießen ließ. Mir ist ziemlich schlecht geworden. Auch sah ich hinter uns ein anderes Schiff am Horizont verschwinden - vielleicht war es auch mehr als nur eine Demonstration unserer möglichen Geschwindigkeit. Was auch seltsam war: An die Navigationseinheit der Brücke sind mehrere große Bananenstauden gebunden - keine Ahnung, was das soll. Der Kapitän meinte nur, er habe Informationen, die das sinnvoll erscheinen lassen. Morgen werden wir wohl die unbesiedelte Südspitze Basnanas passieren und anschließen Kurs auf die Südsee nehmen. Obwohl, wenn ich gerade darüber nachdenke: Kurs nimmt hier eigentlich keiner - die stehen alle nur auf der Brücke herum und sehen zu, wie sich Steuerrad und Maschinenhebel von selbst bewegen. Alles sehr seltsam und irgendwie auch beängstigend. 15. Juli 2011In den vergangenen Tagen hatten wir trotz der hervorragenden Ausstattung unseres Schiffes keinen Internetzugang – weiß der Teufel, was dort draußen in der Welt los ist. Nicht, dass es uns hier an Aufregung gefehlt hätte. Am 13. Juli ließen wir Molldurisch-Basnana endgültig hinter uns und fuhren an der Küste der Basnana-Insel entlang. Diese gehört zu keinem Staat – ich verstehe nicht ganz warum. Das, was wir von der Insel sahen, war durchaus sehr hübsch anzusehen. An der Küste wechseln sie ziemlich weiße, palmengesäumte Sandstrände mit zerklüfteten Klippenabschnitten ab, dahinter liegt ein anmutiges Hügelland mit wogenden Wiesen und rauschenden Wäldern. Zumindest stelle ich mir mal vor, dass dort alles wogt und rauscht. Im Zentrum der Insel scheint es eine Bergregion zu geben, die sich unserem Blick aber oft in der Ferne entzog. Auf den Gipfeln scheint es aber Schnee zu geben, dessen weißes Leuchten auch von uns beobachtet werden konnte. 18. Juli 2011Die ganze Heimlichtuerei der letzten Tage schlägt mir auf den Enddarm - könnte allerdings auch am Essen liegen. Dosenfraß war noch nie meine Sache. Wir befinden uns immer noch an dieser eigenartigen Atmayr-III-Station der Itzer Universität, alle sind mit irgendetwas beschäftigt, aber nichts passiert - zumindest nichts Sichtbares. Dann habe ich aber durch einen Zufall herausgefunden, was der ganze Hokuspokus soll: Ich saß mal wieder im Latrinenhäuschen, als zwei von diesen Wissenschaftlern ohne weitere Umstände auf das Dach der Hütte stiegen und irgendetwas anbrachten. Mir rieselten von oben Dreck und Sägespäne auf die Platte, aber ich konnte hören, wie die beiden permanent vom "Spiel" sprachen. Hab dann den Kapitän zur Rede gestellt: Wir fahren nicht weiter, weil die Altmayr-Station einer der wenigen Orte ist, wo man Fußball anschauen kann - keine Ahnung, was das für ein Spiel sein soll. Heute Abend beginnt angeblich der Sibirska Cup an, und das wollen die Forscher und die Mannschaft unbedingt ansehen, da Hinterwald bei der ganzen Sache mitmacht. Unfassbar eigentlich! Da zieht man los, um seine Enkelin zu finden, und dann landet man am Arsch der Welt, um mit irgendwelchen Abkömmlingen von Neandertalern ein seltsames Spiel zu schauen. Ich sitze jedenfalls hier fest. 03. August 2011Endlich wird alles gut! Ich habe Pandora wiedergefunden! Nachdem ich hier zwei Wochen nur rumgammeln musste, kam endlich Bewegung in meine Suche - ich hatte die Hoffnung ja fast aufgegeben, nachdem ich mir hier in diesem langweiligen Lager nur noch Fußballspiele anschauen musste. Zugegeben, Fußball scheint ein interessanter Sport zu sein. Mal sehen, ob ich die Bananen in Port Julland dazu bewegen kann, eine Mannschaft zu bilden. Aber eigentlich schlug es mir nur noch auf den Magen. Laster verließen Altmayr III, Lastwagen kamen zurück, keiner erzählte mir was. Ich versuche mal, es irgendwie begreiflich zu machen: Durch einen saublöden Zufall, der irgendetwas mit der wirklichkeitsverzerrenden Kraft von Bananen zu tun hat, wurde das Schiff mit all seinen Passagieren in Literatur verwandelt, soll heißen: sie bestehen nun aus Text. Ich habe keine Ahnung, was das ganz genau bedeutet, man wird es mir hoffentlich noch erklären. Auf alle Fälle konnten die ach so schlauen Wissenschafter das Schiff nicht öffnen. Sie wussten, das jemand im Inneren ist, aber alle Versuche, die Eingeschlossenen zu befreien, schlugen fehl. Literatur kann man eben nicht mit dem Schneidbrenner öffnen. Alles wird gut! Am Abend feierten wir die Rettung ausgiebig. Ich muss zugeben, dass ich einen ziemlichen Kater davon habe. Wir befinden uns wieder auf der Nordwicht, die Pandora und mich nach Hause bringen soll. Der Seegang und der Katzenjammer - eine miese Kombination. Pandora scheint zu wissen, dass sich ihr Leben ziemlich verändert hat. Die Wissenschaftler haben ihr gesagt, dass sie in den nächsten Monaten nach Tatorth in Apark kommen muss. Dort wird ihr dann ein kleines Buch geschrieben, um sie zu ernähren. Es ist eben so, dass sie jetzt Leser braucht, um nicht vergessen zu werden - und damit zu sterben. Die Vorstellung ist seltsam: Sie wird in alle Ewigkeit so jung aussehen wie jetzt, wenn sich immer wieder Leute finden, die sie lesen. Eigenartig - und ein bisschen gruselig. 04. August 2011Am heutigen Vormittag haben wir das Freie Königreich Müllschieberinsel erreicht. Schon die Anfahrt war beeindruckend - habe noch nie ein Meer gesehen, das so sauber ist. Mit der Küste am Horizont tauchten auch ganze Geschwader kleiner orangener Schlauchboote auf, von denen aus Müllmänner und -frauen mit großen Netzen Treibgut aus dem Wasser fischten. Kurze Zeit später legten wir in Neu Neapel an - wunderbare Stadt. Irgendwie ein sehr sympathisches Land: Der König packt mit an und ist ein grundsolider Kerl geblieben - gefällt mir außerordentlich. Ich werde nachher mit Pandora das Gebäude des Weltsicherheitsrates besuchen. Von dieser Organisation hab ich ja in letzter Zeit eine Menge gehört. Mein gezwungenermaßen geliebter, aber geistig eben etwas begrenzter Sohnemann war ja immer dagegen, Julland in diese Gemeinschaft hineinzuführen - wahrscheinlich hatte er Angst, dass es ihn beim Kaiserspielen stört. Das beweist wieder einmal: Aus Königssöhnen kann nichts werden. In Sachen Nachfolge muss ich mir sowieso noch was überlegen, Nepomuk wird's auf keinen Fall. Ich bin gespannt auf sein Gesicht, wenn er erfährt, dass sich Julland um eine Mitgliedschaft im Rat bemüht - wahrscheinlich wird er sich wieder heulend auf dem Boden wälzen. 23. August 2011Nach fast drei Wochen auf der Müllschieberinsel hat mich nun doch das Heimweh gepackt. Ich will endlich zurück nach Port Julland - Pandora geht es da nicht anders. So schön die Müllschieberinsel auch ist, mir fehlen doch die Bananen. Außerdem haben wir ein wenig die Nachrichten verfolgt, was einige unangenehme Erinnerungen wachgerufen hat, besonders bei Pandora. Dieser Irre namens Lightening ist immer noch auf der Flucht und scheint ungeahnte Intelligenz zu entwickeln. Ich hatte ja die Hoffnung, dass er das unangenehme Versprechen eines Abends mit Pandora seiner Dussligkeit wegen vergisst, aber nun steht zu befürchten, dass er sich nicht nur daran erinnert, sondern das Versprechen auch einfordert. Unschöner Gedanke. Dabei kamen recht beunruhigende Gedanken auf, was mein lieber, aber eben etwas beschränkter Sohn in der Zwischenzeit mit Julland angestellt hat... und dann fiel mir ein, dass er dort nichts zu melden hat, sondern dass diese Frau aus Quadratl das Regiment führt. Man mag mich einen alten Schwarzseher nennen, aber mir kam in diesem Zusammenhang der Verdacht, dass sie ihre Macht nicht so einfach wieder abgeben wird. Ich habe mit Pandora darüber gesprochen - wir sind überein gekommen, mit der Nordwicht nicht direkt nach Julland, sondern erst nach Quadratl zu fahren. Ich kann mich nicht mit dem Gedanken anfreunden, in die Heimat zurückzukehren und dort nichts zu melden zu haben. Der Kapitän hat uns eine direkte Passage zugesagt, vermutlich werden wir am Freitag angkommen. Diese Sache muss geklärt werden. 10. September 2011Verdammt! Monate sind seit meinem Aufbruch vergangen, und noch immer hocke ich hier in Quadratl. Hatte ja alles seine Berechtigung, das mit der Sekretariatsliga musste ja geregelt werden. Dumm ist nur: Pandora hatte nichts mit Politik am Hut, dafür aber um so mehr mit dem Nachtleben dieser Stadt. Durch kein Bitten oder Flehen, durch keine Drohung oder Bestechung ist sie zu einem Aufbruch zu bewegen. Sie tingelt durch die Clubs der Stadt, kennt das Tageslicht nur noch vom Hörensagen und hat vermutlich was mit diesem schmierigen "Diedschey" Neandertable. Sie hat es gewagt, mir diesen Lappen als "ein Freund" vorzustellen. Ganz schlechtes Zeichen. Aber nicht das Schlimmste. 11. September 2011Pandora hat wie erwartet auf meine Ankündigung der Rückkehr nach Julland reagiert. Sie brüllte wie am Spieß und warf mit den absonderlichsten Einrichtungsgegenständen nach mir. Ich habe mir das still angeschaut und irgendwann, als ihr die Luft ausging, einfach nur gesagt: "Bleib halt hier, ich wollte dich eh nicht mitnehmen." Danach begann das ganze Spiel von vorn, allerdings mit umgekehrten Vorzeichen... Wie ich es nur wagen könne, ohne sie zu fahren, was alles passieren könne und so weiter. Tja, sie wird eben langsam zur Frau. Dabei war sie so ein süßes Kind. Glaube ich zumindest. 13. September 2011Das ewige Gewarte und Plänegeschmiede ist mir zu blöd geworden, auch wenn Pandora da ganz in ihrem Element war. Sie hatte bereits damit begonnen, eine Untergrundorganisation namens Loyalisten aufzubauen - die wollten mich doch tatsächlich mit Anschlägen und Attentaten wieder in Amt und Würden bringen. Ich fand das von Anfang an ziemlich gruselig, aber wenigstens war Pandora beschäftigt. |