Stupidedia:Adventskalender 2014/7
Die Sache mit dem Schlitten
24. Dezember, 15:30 Uhr
Der Weihnachtsmann wischte das Kondenswasser von der Fensterscheibe seines Hauses am Nordpol. Draußen war alles weiß. Es schneite. Der Weihnachtsmann seufzte zufrieden. "Elfi?", sagte er zu seiner Chefsekretärin. "Es kann losgehen."
"Alles klar, Boss."
Elfi ging zur Seitenwand, in die eine kleine Nische eingelassen war. Dort öffnete sie ein kleines Metallkläppchen, hinter dem sich ein gelber Knopf befand. Auf diesem prangte ein Smiley. Elfi drückte darauf.
In diesem Moment heulte die Sirene im Logistikzentrum, drei Räume weiter, auf und elf Weihnachtselfen machten sich daran, den Schlitten des Weihnachtsmanns zu bepacken und die Rentiere anzuspannen. Der Weihnachtsmann ging rüber ins Logistikzentrum.
Als der Weihnachtsmann den Raum betrat, standen da elf Elfen gesenkten Hauptes in der großen Abflughalle des Logistikzentrums.
"Und? Sind wir abflugbereit?", wollte der Weihnachtsmann von den Elfen wissen.
Betretenes Schweigen beherrschte den Raum, bis eine Elfe sich ein Herz nahm und dem Weihnachtsmann die erschreckende Botschaft übermittelte:
"Herr Weihnachtsmann", sprach die Elfe mit zitternder Stimme. "D...d...der Schlitten. Er...er wurde gestohlen."
Der Weihnachtsmann brauchte einen Augenblick, bis er diese Botschaft realisiert hatte. Fassungslos fragte er die Elfe, wer der schändliche Übeltäter sei. Die Elfe erwiderte nur, man wisse es nicht, sei aber bemüht, es herauszufinden. Der Weihnachtsmann dachte an all die Kinder, die nun keine Geschenke bekommen würden.
"Was ist mit den Rentieren?", wollte er wissen. "Auch gestohlen", zitterte die Elfe. "Auch Rudolf?", fragte der Weihnachtsmann besorgt. "Auch Rudolf", antwortete die Elfe und begann zu weinen.
Der Weihnachtsmann dachte angestrengt nach, konnte sich einer Träne aber nicht verwehren. Nach einem kurzen Moment sagte er: "Plan B. Und beschafft mir meine Rentiere wieder. Und den Schlitten. Waren Geschenke darauf?"
"Nein", beruhigte ihn die Elfe. Die Geschenke sind noch alle hier.
"Gut", sprach der Weihnachtsmann. "Und ich will wissen, wer der Täter ist, damit ich ihn in mein Strafbuch eintragen kann!"
24. Dezember, 15:45 Uhr
Die Weihnachtselfen machten sich sofort an die Arbeit. Sie teilten sich in zwei Arbeitsgruppen auf. Die eine Gruppe stellte Recherchen und spurensicherheitsdienstliche Maßnahmen an, um herauszufinden, wer der Übeltäter war, der Weihnachten zerstören wollte. Die andere Gruppe indes marschierte mit schweren Artillerie- und Raketengeschossen am Nordpol auf und peilte erwartungsvolle Kinder in der ganzen Welt an. Sie luden die Geschütze mit Geschenken und machten sie abschussbereit. Doch solange der Weihnachtsmann nicht das Signal gab, wurde kein Geschoss abgefeuert.
24. Dezember, 16:15 Uhr
Sämtliche Elfen umringten den Weihnachtsmann, der hinter seinem Schreibtisch saß und die Lage sondierte.
"Wissen wir schon Genaueres?", sondierte er.
"Nein", sagte da ein tapferer Elf. "Aber... nun ja... Sie wissen schon..."
"Was?", fragte der Weihnachtsmann.
"Na Sie könnten doch... Ihr Cousin... er kennt doch solche Leute..."
Der Weihnachtsmann lehnte sich nachdenklich zurück. Er sprach nicht gerne mit seinem Cousin. Sie hatten sich irgendwie auseinandergelebt, seit Jesus Christus gekreuzigt wurde. Aber möglicherweise war ein Anruf bei seinem Cousin die einzige Möglichkeit, Weihnachten zu retten.
24. Dezember, 16:25 Uhr
Der Weihnachtsmann nahm den Hörer ab und wählte die Nummer. Es klingelte:
Unbekannte Stimme: Bei Luzifer?
Weihnachtsmann: Ja, äh, hier ist Santa. Ist Satan zu Hause?
Unbekannte Stimme: Santa?
Weihnachtsmann: Nein, ich bin Santa, ich wollte Satan...
Unbekannte Stimme: Santa! Hier ist Cousin Fred! Schön dich zu hören, alter! Wie lange ist das her? 150 Jahre?
Weihnachtsmann: So ungefähr, ja. Ist Satan...
Cousin Fred: Alter, hier geht grad' voll die Party ab! Warum kommst du nicht vorbei?
Weihnachtsmann: Du weißt, das ist nicht mein Ding und außerdem bin ich auf der Arbeit.
Cousin Fred: Alter, ich muss hier mal wieder weiter feiern, war schön, dich zu hören, Santa, mach’s gu...
Weihnachtsmann: Warte! Gib mir Satan!
Cousin Fred: Den stör' ich jetzt lieber nicht. Der ist grad in 'ne Orgie involviert. Ich weiß gar nicht, ob das 'ne Fress- oder 'ne Sexorgie ist. Ich glaub' beides. Ich geh da mal rüber! Bleib cool, Santa!
Weihnachtsmann: Aber... Verdammt!
24. Dezember, 16:35 Uhr
Cousin Fred hatte aufgelegt. Der Weihnachtsmann wählte die Handynummer von Cousin Satan.
Satan: Is' grad' schlecht.
Santa: Ich bin's. Santa.
Satan: Santa? Alter, was geht? Willst du nicht vorbei kommen?
Santa: Nein. Ich habe ein Problem und brauche deine Hilfe.
Satan: Hilfe? Wobei denn, alter? Ich werde sicher nicht deine Geschenke ausliefern! Es ist nicht mein Problem, dass du einen ausgeprägten Helferkomplex...
Santa: Halt mal bitte den Mund.
Satan: Aber nur weil du bitte gesagt hast.
Santa: Meine Rentiere und mein Schlitten wurden gestohlen. Weißt du irgendwas darüber?
Satan: Ich?! Wieso soll ich was darüber wissen?
Santa: Weil du über alles Böse Bescheid weißt.
Satan: Du glaubst doch nicht, dass ich deinen Schlitten... ich würde doch nie die Familie...
Santa: Ich weiß. Ich verdächtige dich auch nicht. Aber ich weiß, dass du etwas über den Diebstahl weißt.
Satan: Kann sein.
Santa: Also?
Satan: Also was?
Santa: Wer war es?
Satan: Dein Bruder.
24. Dezember, 16:45 Uhr
Der Weihnachtsmann konnte es nicht glauben. Sein eigener Bruder! Aber warum?
"Was ist denn nun?", wollten die Weihnachtselfen von ihrem Chef wissen. "Was sagt der Teufel?"
"Es war mein Bruder", gab der Weihnachtsmann tonlos von sich und gab die Nummer ins Telefon ein.
Osterhase: Hase?
Weihnachtsmann: Hier Santa. Ich will meine Rentiere und meinen Schlitten wiederhaben!
Osterhase: Bruderherz! Ich habe deinen Anruf bereits erwartet.
Weihnachtsmann: Was willst du, Osi? Warum stiehlst du mein Eigentum? Ich arbeite damit!
Osterhase: Oh, ich habe dich nicht bestohlen. Ich habe die Rentiere und den Schlitten ehrlich erworben.
Weihnachtsmann: Ich habe sie dir nicht verkauft! Nicht einmal geliehen! Du bestiehlst deinen eigenen Bru...
Osterhase: Hör mal zu, Santa. Deine Elfe Elfi... vertraust du ihr?
Weihnachtsmann: Bedingungslos!
Osterhase: So bedingungslos, dass sie eine Vollmacht über die Rentiere und den Schlitten hat.
Weihnachtsmann: Ja.
Osterhase: Und damit hatte sie auch das Recht, deine Tiere und deinen Schlitten zu verkaufen. Es ist alles legal, Santa. Ich habe das im Vorfeld lange mit meinen Anwälten durchgesprochen. Du hast jetzt eine Möglichkeit: Du kaufst die Rentiere und den Schlitten zurück von mir. 3000,- Euro pro Tier und 5000,- Euro für den Schlitten. Ich gebe dir eine Stunde Bedenkzeit. Dann verkaufe ich das Zeug an die Schneekönigin. Ich lege jetzt auf. Ruf mich an.
Weihnachtsmann: Aber... Verdammt!!! Wo ist Elfi?!?!
24. Dezember, 16:55 Uhr
Der Weihnachtsmann blickte finster drein.
"Alle Elfen auf Gefechtsposition", befahl er. "Und holt mir den Osterhasen."
Die Angestellten des Weihnachtsdorfes marschierten dem Weihnachtsmann hinterher ins Freie, wo die Geschenkartillerie abschussbereit wartete. Als alle Waffen besetzt waren, befahl der Weihnachtsmann: "Feuer!"
24. Dezember, 17:00 Uhr
Es krachte und donnerte über die kahlen Eisflächen des Nordpols, als die Elfen damit begannen, die Geschenke an die Kinder der Erde zu verschießen. Indes machten sich zwei besonders kräftige Elfen auf den Weg, den Osterhasen zu fassen. Die Geschenke pfiffen hoch über ihren Köpfen hinweg in Richtung Festland und den beiden Elfen wurde klar: Es herrscht wieder Krieg. Es war doch jedes Jahr dasselbe mit dem Weihnachtsmann und dem Osterhasen. Und am Ende würde Weihnachten doch wieder gerettet werden.
Die beiden Elfen marschierten durch den Schnee und wünschten sich den Frieden...
