Ministerium für Humor: Unterschied zwischen den Versionen

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Das '''Ministerium für Humor''' (MfH) war ein Ministerium in der sog. [[Deutsche Demokratische Republik|Deutschen Demokratischen Republik]]. Es war (zu Recht) in Karl-Marx-Stadt ansässig.
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Das '''Ministerium für Humor''' (MfH) war ein [[Minister]]ium in der sog. [[DDR|Deutschen Demokratischen Republik]], deren Hauptaufgabe die Humoroptimierung war. Die Hauptniederlassung war in [[Karl-Marx-Stadt]] ansässig. Das Ministerium unterstand Hans Anton Heribert Alfons Halach (H. A. H. A. Halach)
  
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Das Volk der DDR war es nicht gewohnt zu lachen. Das Ministerium musste sich also etwas einfallen lassen. Bloß was lustig ist, das wusste niemand. Die Arbeiter arbeiteten täglich 25 Stunden. Am siebten Tag hatten sie einige nette Sprüchlein und Witzchen erfunden, die meisten handelten jedoch von Politikern und waren äußerst beleidigend. Deshalb wurde das MfH wieder geschlossen.
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Das Ministerium war im Grunde als Anlaufstelle gedacht, die es [[Politiker|Menschen ohne Lebenssinn]] und [[Gefängnis|Reintegrierten]] ermöglichte, ein monatliches Gehalt zu beziehen und ihnen eine Karriere in der Politik zu eröffnen. Statistiken belegen, dass jeder 1,337. ein Empfehlungschreiben bekam, und 93,1% von denen, die davon später nicht in den Untergrund gingen, später einen Job in einem andern Ministerium bekamen.
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Der Name sagt alles. Die Zeitschrift galt als modern, lustig und angesagt. Trotzdem stieg die Auflage nie über 12.100 (Anzahl der Mitarbeiter des MfH), was vielleicht an den Themen liegt, die das Magazin behandelte. Die "Volkshumor der DDR" schrieb ausschließlich über Politik. Fazit: der lächerliche Versuch, eine Zeitschrift einzuführen, die Politik und "lustig" in einem Satz erwähnt.
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=== Laszives gehässiges Lachen ===
  
Mehrere [[SED]]-Politiker strebten die Gründung eines Überwachungsorgan für Humoristik an. 1961 wurde in einer Sondersitzung des Zentralkomitees das Ministerium offiziell gegründet.  
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Die Mitarbeiter des Ministeriums mussten immer gut drauf sein. Wer weinte, wurde gefeuert. Sie lachten oft auch über Freunde, Kollegen und manchmal sogar über sich selbst. So wollten die Politiker den Eindruck erwecken, es gäbe auch fröhliche Menschen in der DDR.
  
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* Filterung des [[intelligent]]en Humors (z.B. alles, was Politiker lustig finden) vom bitteren (alles was Politiker nicht lustig finden) und vom [[Witz|sarkastischen]] Humor (alles Witze, die von Dingen handeln, die nicht aus der DDR stammen).
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* Verbreitung von [[Gerücht]]en gegen den imperialistischen Klassenfeind
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* Filterung von Gerüchten gegen den [[Arbeiter]]-und-[[Bauer]]n[[staat]]
  
*Konstruktion eines prolligen, derben Humors
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== Entstehung ==
*Filterung des intelligenten, bitteren oder [[Sarkasmus|sarkastischen]] Humors
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*Ausgabe von Empfehlungsschreiben
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Mehrere [[SED]]-[[Politik]]er strebten die Gründung eines Überwachungsorgan für Humoristik an. 1961 wurde in einer Sondersitzung des Zentralkomitees das Ministerium offiziell gegründet.
*Publikation der Zeitschrift "Volkshumor der DDR"
 
*Verbreitung von Gerüchten gegen den imperialistischen Klassenfeind
 
*Filterung von Gerüchten gegen den Arbeiter-und-Bauernstaat
 
*Laszives gehässiges Lachen
 
  
 
== Auflösung ==
 
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Der Sicherheitssekretär des ZK, Erich Honecker, ließ das Ministerium nach einer Woche wieder auflösen. Er begründete dies, das es doch lediglich "ein Aprilscherz gewesen sei". Die 12.100 Beamten des Ministeriums waren empört. Dennoch wurde es geschlossen.
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Der Sicherheitssekretär des ZK, [[Erich Honecker]], ließ das Ministerium nach einer [[Woche]] wieder auflösen. Er begründete dies, das es doch lediglich "ein [[Aprilscherz]] gewesen sei". Die 12.100 [[Beamte]]n des Ministeriums waren empört.
 
 
 
== Untergrundaktivitäten ==
 
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Eine Mehrheit der Humor-Beamten ging in den Unetrgrund. Die größte Widerstandsorganisation war die ''Häretisch-Analytischen und Humoristischen Arbeiter'' (HAHA). Sie wurde von der SED-Regierung verboten und bekämpft. Ungefähr 670 Humoristen gelang die Flucht in den Westen. Die Flüchtlinge wurden hauptsächlich Vorsitzende der Karnevalsvereine in [[Köln]], [[Düsseldorf]] und [[Mainz]].  
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Eine [[Mehrheit]] der Humor-Beamten ging in den Untergrund. Die grösste Widerstandsorganisation war die ''Häretisch-Analytischen und Humoristischen Arbeiter'' (HAHA). Sie wurde von der SED-[[Regierung]] verboten und bekämpft. Ungefähr 670 Humoristen gelang die [[Flucht]] in den [[Westen]]. Die Flüchtlinge wurden hauptsächlich Vorsitzende der Karnevalsvereine in [[Köln]], [[Düsseldorf]] und [[Mainz]].
  
 
== Literatur ==
 
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*A. Hengselmeyer: Das humoristische Ministerium in der DDR, Bad Liebspringe 1981, ISBN 4517177160
 
*A. Hengselmeyer: Das humoristische Ministerium in der DDR, Bad Liebspringe 1981, ISBN 4517177160
*B.A.K. Uwe: Die Ambivalenz humoristischer Aktivitäten im Sozialistischen System, Berlin 2001, ISBN 2214477414
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*B.A.K. Uwe: Die Ambivalenz humoristischer Aktivitäten im [[Sozialist]]ischen [[System]], [[Berlin]] [[2001]], ISBN 2214477414
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Aktuelle Version vom 23. September 2012, 01:22 Uhr

Das Ministerium für Humor (MfH) war ein Ministerium in der sog. Deutschen Demokratischen Republik, deren Hauptaufgabe die Humoroptimierung war. Die Hauptniederlassung war in Karl-Marx-Stadt ansässig. Das Ministerium unterstand Hans Anton Heribert Alfons Halach (H. A. H. A. Halach)

Aufgaben

Der Aufgabenbereich umfasst:

Konstruktion eines prolligen, derben Humors

Das Volk der DDR war es nicht gewohnt zu lachen. Das Ministerium musste sich also etwas einfallen lassen. Bloß was lustig ist, das wusste niemand. Die Arbeiter arbeiteten täglich 25 Stunden. Am siebten Tag hatten sie einige nette Sprüchlein und Witzchen erfunden, die meisten handelten jedoch von Politikern und waren äußerst beleidigend. Deshalb wurde das MfH wieder geschlossen.

Ausgabe von Empfehlungsschreiben

Das Ministerium war im Grunde als Anlaufstelle gedacht, die es Menschen ohne Lebenssinn und Reintegrierten ermöglichte, ein monatliches Gehalt zu beziehen und ihnen eine Karriere in der Politik zu eröffnen. Statistiken belegen, dass jeder 1,337. ein Empfehlungschreiben bekam, und 93,1% von denen, die davon später nicht in den Untergrund gingen, später einen Job in einem andern Ministerium bekamen.

Publikation der Zeitschrift "Volkshumor der DDR"

Der Name sagt alles. Die Zeitschrift galt als modern, lustig und angesagt. Trotzdem stieg die Auflage nie über 12.100 (Anzahl der Mitarbeiter des MfH), was vielleicht an den Themen liegt, die das Magazin behandelte. Die "Volkshumor der DDR" schrieb ausschließlich über Politik. Fazit: der lächerliche Versuch, eine Zeitschrift einzuführen, die Politik und "lustig" in einem Satz erwähnt.

Laszives gehässiges Lachen

Die Mitarbeiter des Ministeriums mussten immer gut drauf sein. Wer weinte, wurde gefeuert. Sie lachten oft auch über Freunde, Kollegen und manchmal sogar über sich selbst. So wollten die Politiker den Eindruck erwecken, es gäbe auch fröhliche Menschen in der DDR.

Weitere Aufgaben waren:

  • Filterung des intelligenten Humors (z.B. alles, was Politiker lustig finden) vom bitteren (alles was Politiker nicht lustig finden) und vom sarkastischen Humor (alles Witze, die von Dingen handeln, die nicht aus der DDR stammen).
  • Verbreitung von Gerüchten gegen den imperialistischen Klassenfeind
  • Filterung von Gerüchten gegen den Arbeiter-und-Bauernstaat

Entstehung

Mehrere SED-Politiker strebten die Gründung eines Überwachungsorgan für Humoristik an. 1961 wurde in einer Sondersitzung des Zentralkomitees das Ministerium offiziell gegründet.

Auflösung

Der Sicherheitssekretär des ZK, Erich Honecker, ließ das Ministerium nach einer Woche wieder auflösen. Er begründete dies, das es doch lediglich "ein Aprilscherz gewesen sei". Die 12.100 Beamten des Ministeriums waren empört.

Untergrundaktivitäten

Eine Mehrheit der Humor-Beamten ging in den Untergrund. Die grösste Widerstandsorganisation war die Häretisch-Analytischen und Humoristischen Arbeiter (HAHA). Sie wurde von der SED-Regierung verboten und bekämpft. Ungefähr 670 Humoristen gelang die Flucht in den Westen. Die Flüchtlinge wurden hauptsächlich Vorsitzende der Karnevalsvereine in Köln, Düsseldorf und Mainz.

Literatur


Linktipps: Faditiva und 3DPresso