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Spiegelwelten:Hans Schneider

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Aktion Wochenorange (19.7.-27.7.2008)

Autogrammkarte von Hans Schneider /2008

Hans Schneider (geb 1926) , Wanne-Eickler Fußballlegende und Industrieller


Kindheit und Jugend

Hans Schneider wurde am 23.1.1926 als Sohn eines Wanne-Eickler Bergmanns geboren. Die ersten Jahre seines Lebens wuchs er wohlbehütet im Hause seiner Eltern auf und half seiner Mutter im Haushalt, während der Vater unter Tage arbeitete. Nach seiner Einschulung im Jahre 1933 verschlug es Hans auf mehrere Schulen des Königreiches.
Hans lernte wie ein besessener und verzeichnete gute Noten in Fächern wie Mathematik oder wirtschaftlich angehauchten Fächern, aber auch im Sport offenbarte der junge Bergmannssohn Talente. So war er scheinbar mit einer Pferdelunge ausgestattet, denn er absolvierte ohne die geringsten Anzeichen von Anstrengung. Hans spulte die Runden auf der Laufbahn problemlos ab, während alle anderen Läufer bereits kollabierten. Da auch das Tempo dabei äußerst erstaunlich war, bot man Hans im Frühjahr 1942 einen Platz in der Leichtathletiknationalmannschaft des Königreiches an.
Hans nahm ohne zu Zögern an.


Zweiter Weltkrieg

Die Schule lief für den Musterschüler Schneider nach Plan und auch die Leichtathletikelite des Landes hatte Spaß am Jungspund. Mehrere Nationale Titel in den Jahren 1942-44 sprechen für sich. Doch dann änderte sein Leben sich plötzlich gewaltig.

Seit im September 1939 einige Irregeführte Soldaten aus Herne im Glauben Wanne-Eickel zu bombardieren versehentlich die Alliierten angegriffen hatten und ein österreichischer Schauspieler sich zeitgleich neuen Wohnraum im Osten suchte, herrschte der zweite Weltkrieg. Wanne-Eickel blieb zunächst neutral. Dann jedoch kreisten im Sommer 1943 plötzlich britische Bomber über Wanne-Eickel. Der damalige Bürgermeister von Herne hatte kurz zuvor die Anweisung an sein Volk gegeben, durch das Endzünden von speziell angeordneten Lagerfeuern den Schriftzug „Herne – Hier!“ mit einen großen, auf Wanne-Eickel zeigenden Pfeil versehen, zu bilden. Die Briten, die sich im Ruhrgebiet nicht sonderlich auskannten und einfach mal auf die Ehrlichkeit der Bevölkerung vertrauten, fielen prompt auf den Trick hinein und bombardierten von da an Wanne-Eickel, so das es trotz offizieller Unbeteiligtheit bei Kriegsende komplett in Schutt und Asche lag.

Dies galt auf für sämtliche Laufbahnen, weshalb Hans Schneider gezwungen war, sich ein neues Betätigungsfeld zu suchen. Als er im Frühjahr 1946 durch die „Straßen“ (also das, was davon übrig war) schlenderte, bemerkte er einige Kinder, die in den Trümmern Fußball spielten. Der Legende nach rollte Hans der Ball aus purem Zufall direkt vor die Füße und dieser begann spontan, damit rumzudribbeln und ihn von einem Fuß auf den andere tanzen zu lassen. Ein neues Talent war entdeckt und Hans hatte seine neue Leidenschaft gefunden.

Karrierestart und Durchbruch

Hans Schneider zu Beginn seiner Karriere - Sammelbild von 1950

In den Jahren nach dem großen Krieg wurde Fußball zur populärsten Sportart in Wanne-Eickel (wie auch in der restlichen Welt) . König Josef XVI förderte diese Begeisterung noch und unter seiner Schirmherrschaft entstand zum 1.Januar 1948 der Königliche Fußballverband Wanne-Eickel (kurz KFVWE) genannt. So entstanden bald darauf erste professionelle Fußballvereine in Wanne-Eickel, die ab Sommer 1948 in einer Liga spielend ihren Meister ausmachten.

Hier durfte Hans Schneider, den die Fußballbegeisterung vollauf gepackt hatte und passend dazu reichlich mit Talent gesegnet war natürlich nicht fehlen. Er zählte zu den Gründungsmitgliedern der Sportfreunde Bickern/Wanne-West, wo er bald den Platz des Rechtaußen einnahm.

Bald stellte sich heraus, dass die Sportfreunde nicht unbedingt die absolute Fußballmacht von Wanne-Eickel darstellte. Genauer gesagt krebste das Team im Mittelfeld der Tabelle herum und nur einem einzigen Umstand hatte es der Club zu verdanken, nicht vollends in den Tabellenkeller zu rutschen: Hans Schneider.
Der wurde innerhalb kürzester Zeit zum Star der neuen Liga. Eine atemberaubende Balltechnik gepaart mit den bereits in seiner Zeit als Leichtathlet bekannten Stärken (Kondition und Geschwindigkeit) überforderte die meisten Gegenspieler. Gegenspieler, die es wagten, Hans Schneider in die Manndeckung zu nehmen fanden sich nach allerspätestens 65 Minuten japsend am Boden wieder.
Bickern konnte seinen Star natürlich nicht lange halten; Für die damalige Rekordablösesumme von 32 Bierkästen wechselte Hans Schneider im Sommer 1950 zum Spitzenclub WSC Wanne, wo er wie erwartet einschlug wie eine Bombe. Mit dem WSC wurde Schneider 1951 erstmals Wanner Meister.
In seinen ersten Vier Jahren in der Wanne Liga erzielte der Rechtsaußen in 98 Spielen stolze 41 Tore. Aber eine größere Herausforderung stand noch bevor.


Erste Länderspiele und weltweites Ansehen

Obwohl der KFVWE nicht zur FIFA gehörte (und bis heute nicht gehört) entschloss König Josef XVI sich im Winter 1950/51 dazu, unter seiner Führung endlich mit einer Wanne-Eickler Nationalmannschaft einen geregelten Länderspielbetrieb aufzunehmen.
Und so zählte auch Hans Schneider zu Auswahl der Elf Spieler, die am 25.4.1951 das erste Länderspiel gegen die Schweiz austrugen und nach hartem Kampf mit 3:5 verloren.
Trotz der Niederlage und der eher mäßigen Ergebnisse im weiteren Verlauf der ersten Wanner Länderspiele (0:0 gegen Holland, 2:6 gegen Österreich und 2:1 gegen Luxemburg) kristallisierte sich Hans Schneider als absoluter Star der Mannschaft heraus. Der legendäre englische Außenstürmer Stanley Matthwes sagte Ende 1953 in einem Interview im Daily Mirror: „Klar kann man diese Mannschaft aus diesem unaussprechlichen Königreich Wanne-Dingensbummens nicht mit einer echten Fußballmannschaft vergleichen... – Aber so einen wie diesen Schneider hab Ich bisher nicht mal hier auf der Insel gesehen...“ Auch der deutsche Bundestrainer Sepp Herberger zeigte sich beeindruckt. „Der Ball ist rund und Hans Schneiders Spiel auch. Da passt wirklich alles zusammen.“


Versuchte Eindeutschung

Schneider (re) und Erich Schanko nach ihrer Ausbootung durch Herberger

Im Vorfeld der WM 1954 zeigte Sepp Herberger dann auch reges Interesse, den Starspieler der Nationalmannschaft von Wanne-Eickel in sein gesamtdeutsches Team zu integrieren.
Jahre zuvor hatte er dasselbe bereits mit Erich Schanko gemacht, einem Wanner Mittelfeldspieler, der zu dieser Zeit für Borussia Dortmund spielte. Diesmal war die Angelegenheit für Herberger aber schwieriger; Zum Zeitpunkt der Einbürgerung Erich Schankos 1950 existierte die Nationalmannschaft von Wanne-Eickel noch nicht und es wäre für Schanko die einzige Möglichkeit gewesen, internationale Spiele zu bestreiten. Nun, 4 Jahre später, war die Sachlage jedoch eine andere.
Trotzdem reiste Herberger im Februar 1954 nach Wanne-Eickel, um Verhandlungen mit Hans Schneider aufzunehmen.
Dieser zeigte sich tatsächlich von der Vorstellung, als aktiver Spieler an einer WM teilnehmen zu dürfen recht angetan. Jedoch stellte Schneider eine folgenschwere Bedingung: Er forderte Herberger dazu auf, im Gegenzug jeden Spieler aus Herne aus dem Dunstkreis der Nationalmannschaft zu entfernen, da „diese Parasiten da nix verloren haben“ – Und zwar solange wie er selbst (Hans Schneider) zum Kader der Mannschaft gehöre.
Dies war für Herberger aber ein Problem, denn er hatte gehört, wie Erich Schanko, der andere Wanne-Eickler, einst Schalke als „Herne-West“ bezeichnete. Und auf die Schalker wollte Herberger nicht dauerhaft verzichten. Der Bundestrainer warf Schneider eine dauerhafte absichtliche Schwächung der Nationalmannschaft vor und verzichtete auf ihn – und kurioserweise auch auf Schanko, denn der Apfel kann ja nicht weit vom Stamm fallen. Damit war Schankos Karriere beendet und Schneiders mögliche Karriere auch.

Plötzlicher Reichtum

Dennoch wurde die Fußballweltmeisterschaft 1954 zu einem großen Erfolg für Schneider, der seinen Frust über die gescheiterten Verhandlungen durch puren Trotz abbaute. „Wenn die Deutsche Mannschaft aus derart fadenscheinigen Gründen auf mich und Erich verzichten kann, hat sie sicherlich auch ohne uns bereits das Spielermaterial, um die WM locker zu gewinnen, oder täusche Ich mich da etwa?“ gab er einem Lokalreporter im Mai 1954 zu Protokoll.
Er täuschte sich nicht.
Obwohl die deutsche Mannschaft als klarer Außenseiter ins Turnier ging, wurde sie Weltmeister.
Damit hatte niemand gerechnet. Niemand bis auf einer: Hans Schneider! Der hatte, um seine Trotzreaktion gegenüber Herberger sogar noch einmal zu verstärken sein gesamtes Geld auf die deutsche Mannschaft gewettet und dadurch auf einmal 3,5 Millionen DM gewonnen.
Somit war Hans Schneider durch das Wunder von Bern plötzlich finanziell sorgenfrei und fand Einlass in die höchsten Schichten der Gesellschaft, was für Fußballer damals noch nicht unbedingt üblich war.


Ungewollte Blitzhochzeit

Den unerwarteten Reichtum genoss Schneider in vollen Zügen. In dieser Zeit (1954-56) war er Stammgast auf sämtlichen Partys und sonstigen Veranstaltungen der High Society, wo er seinen Reichtum ordentlich begoss. Doch eine dieser ausschweifenden Partynächte hatte Folgen;
Als Schneider am Morgen des 23.2.1956 aufwachte, lag er nicht allein im Bett. Neben ihm lag eine blutjunge Schauspielerin namens Romy, die im Jahr zuvor in ihrer Rolle als Sissy weltberühmt geworden war. Schneider hatte sie in der Nacht zuvor im Suff spontan geheiratet, reagierte nun aber prompt: Da Promi-Scheidungen in den 50er Jahren noch nicht Mode waren, nahm er die Herausforderung an und gab statt der ungewollten Ehe sein Partyleben auf. Was auch positive Auswirkungen auf seine Leistungen auf dem Platz hatte, die in diesen Jahren etwas abgeflaut waren.
Schneider war wieder ganz der Alte. Mit grandiosen Leistungen beherrschten er und der WSC Wanne die Liga.

Im Sommer 1959 wartete der nächste Karrierehöhepunkt. Real Madrid klopfte an, um Hans Schneider zu verpflichten. Zum Transfer sollte es aber nicht kommen


Die Tilkowski-Fehde

Am 26.Juli 1959 startete Wanne-Eickel den einmaligen Versuch, sich auf sportlicher Ebene mit dem Erzfeind Herne auszusöhnen. An diesem Tage fand daher ein bedeutungsschwangeres Freundschaftsspiel zwischen den beiden besten Teams der verfeindeten Lager, Westfalia Herne und dem WSC Wanne, statt.
Das Spiel endete quasi wie erwartet alles andere als friedlich. Obwohl zuvor alle Vorsichtsmaßnahmen getroffen wurden (Beispielsweise wurden drei GSG-9 Beamte als Schiedsrichter eingesetzt), endete die Partie nur unter Zuhilfenahme der UNO-Friedenstruppen, die mit friedlichsten Mittel (Panzer, Wasserwerfer und Schlagstockschwingende Sondereinheiten) erzieherisch auf die leicht erregten rivalisierten Lager einwirkte. Höhepunkt eines von Unfairness geprägten Spiels war ein übler Tritt von Westfalia-Torwart Hans Tilkowski gegen Hans Schneider, nachdem dieser Tilkowski als „Kakerlaken-Keeper“ bezeichnet hatte. Schneider zog sich eine schwere Prellung am Oberschenkel zu und fiel dadurch durch den Gesundheitscheck bei Real Madrid. Der Transfer scheiterte.

Kochend vor Wut sagte Schneider daraufhin einem Lokalreporter: „Dieser Scheiß-Tilkowski!!! Nur weil dieser Kakerlaken-Keeper keine Wahrheit vertragen kann, versaut er mir meine Karriere! Aber der wird sich umgucken, dat geb Ich dem Dreifach zurück, darauf kannste Dich verlassen.Ich versau ihm seine jetzt auch!“
Und Schneider behielt Wort.

Schneiders Bestechungsaktion im WM-Finale 1966

Im Vorfeld der WM 1962 war Hans Tilkowski als Stammtorwart der Nationalmannschaft gesetzt. Bis ein anonymer Brief Bundestrainer Herberger erreichte, in dem es hieß, ein Leistungscheck vor der WM wäre auf dem Torwartposten angebracht. Herberger fand die Idee nicht übel und veranlasste einen solchen. Da Tilkowski am Morgen des Leistungschecks auf mysteriöse Art und Weise Schlafmittel ins Essen gerührt wurden, siegte Ersatztorwart Wolfgang Fahrian und Tilkowski saß bei der WM nur auf der Bank.

Doch den Höhe- und Schlusspunkt der Fehde setzte Schneider dann Vier Jahre später bei der WM in England.
Tilkowski hatte sich wieder herangekämpft und stand nach überragenden Leistungen in den Jahren zuvor im Tor. Im Finale dann der Eklat. In der Verlängerung schossen die Engländer den Ball an die Latte, von dort sprang der Ball nach unten auf die Linie. Tor oder kein Tor?

Schiedsrichter Dienst wollte den Treffer nicht geben und entschied auf Ecke. Doch der Linienrichter war urplötzlich anderer Meinung, nachdem Zuschauer Hans Schneider ihm 100.000 Mark und 12 Kästen Veltins versprochen hatte. Nachdem auch Dienst seinen Anteil am Schmiergeld zugesprochen bekam entschied er sich zu Gunsten seines Linienrichters. Die Engländer gewannen. Tilkowski war am Boden zerstört. Hans Schneider jubilierte. „Dat hatter davon. Damit sind wir jetz auch quitt.“
Damit war die Fehde nach Acht Jahren beendet.


Sponsoring und Stammplatz

Hans Schneider in einem Länderspiel (1972)

Mitte der 60er Jahre herrschte in Wanne-Eickel das Zechensterben. Betroffen von den flächendeckenden Schließungen waren fast alle Zechen, inklusive jener, in der Schneiders Vater jahrzehntelang gearbeitet hatte. Im Oktober 1967 sollte es soweit sein. Dies konnte Schneider jedoch nicht auf sich sitzen lassen. Kurzerhand kaufte er die alte Zeche auf, um die Schließung zu verhindern. Schwarze Zahlen schrieb er trotzdem nicht. Als er die Zeche in den nächsten Jahren jedoch gründlich renovierte und in ein Kohlekraftwerk umbauen ließ rollte der Rubel. Schneiders Vermögen vervielfachte sich innerhalb von Vier Jahren um das zigfache.
Grund genug, es anderweitig einzusetzen.

Der Nationalmannschaft von Wanne-Eickel ging es derweil schlecht. Von der FIFA noch immer geächtet kam die Auswahlmannschaft auf keinen grünen Zweig. Der Etat zum Ausrichten von Spielen war aufgebraucht.
Kurzerhand bot Hans Schneider an, die Nationalmannschaft bis auf weiteres zu sponsern. Einzige Bedingung: Schneider forderte eine unbefristete Stammplatzgarantie für sich selbst.
Da Schneider immer noch der unumstrittene Star der Mannschaft und mittlerweile auch bereits 44 Jahre war, willigte der damalige König Wolfgang IV ein.

Seit diesem Beschluss im November 1970 ist Schneider jedenfalls Hauptsponsor der Wanne-Eickler Nationalmannschaft


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