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Seiler und Speer

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Seiler und Speer

Seilerspeerlogo.jpgOffizielles Bandlogo

Genre Progressive Rock, Jazz (mit neo-klassizistischen Einflüssen)
Gründung 1955
Auflösung 1981
Originalbesetzung
Gesang, Steirische Anton "Toni" Seiler (aka Anton Horvath)
Gitarre Albert B. Speer
Schlagzeug Mag. Rudolph "Rudi" Viehmoser

Seiler und Speer waren ein österreichisches Duett, das aus dem Ex-Skifahrer Toni Seiler und dem Architekten Albert Speer bestand. Vor allem Speer half die Musik, seine Reputation einigermaßen wieder herzustellen.

Die frühen Jahre

Nachdem sich die Misserfolge von Toni Seiler bei dessen Skirennläufen stapelten, versuchte sich dieser vorerst als Schauspieler. Aufgrund seines unfreiwilligen Komikertalents galt er aber schon bald als Kabarettist. 1954 schrieb er sein erstes Programm Nachtschicht, das vor allem bei amerikanischen Besatzungssoldaten ein großer Erfolg war. Seiler wollte allerdings seinen seriösen Ruf nicht ganz verlieren, darum beschloss er, vom Kabarett zur Musik zu wechseln. Leider spielte Seiler nur Akkordeon, was weder bei den Amerikanern noch bei den Russen allzu gut ankam.

1955, nach Ende der Besatzung, kehrte Albert Speer aus Südamerika zurück. Als Architekt war ihm Berufsverbot erteilt worden, allerdings hatte er von einer Inka-Combo in Peru das Gitarrenspiel erlernt, um diese bei ihrem Panflötenspiel zu unterstützen. Außerdem drehte er gerne kurze Filme. Meistens waren dies Landschaftsaufnahmen, allerdings konnte er an die damals aufblühenden Dokumentarfilmer-Szene keinen wirklichen Anschluss finden. Obwohl er nicht singen konnte, trat er mit seiner Gitarre in verschiedenen Bars auf, da es 1955 noch keine wirklichen Straßen gab, auf denen er sich als Straßenmusiker den einen oder anderen Schilling hätte verdienen könne.

Zusammen kamen Seiler und Speer allerdings, wie es in solchen Kreisen üblich ist, durch eine Frau. Es war allerdings weniger so, dass sie sich wie richtige Rockstars die Frauen teilten. Toni Seiler war damals mit der Japanerin Bunny Moon verheiratet, die nach der Hochzeit den Doppelnamen Seiler-Moon annahm. Die beiden wohnten in einer zugigen Wiener Altbauwohnung und hatten kaum Geld zum Überleben, als Seiler auf eine Anzeige von Regisseur Speer stieß. Seiler-Moon spielte in einigen der Filmen von Speer mit, bis die beiden Männer endlich entdeckten, dass sie beide gerne Musik machten. Damals dachten sie allerdings noch, es würde ihnen an Talent mangeln.

Erste Versuche

1956, als es im Nachkriegsösterreich dank Marshallplan wieder die ersten Straßen gab, stellten sich Seiler und Speer hin und wieder an den einen oder anderen Gehsteig. Da Seiler zu diesem Zeitpunkt bereits unter Haarausfall litt, war es Speers Hut, der meistens vor ihnen auf dem Boden lag. Speer hatte sich inzwischen einer Linkspartei angeschlossen und auch an seinem Äußeren konnte man ihn nicht mehr als einen ehemaligen Angehörigen der deutschen Ex-Regierung erkennen. Denn im Gefängnis, in dem er nur kurze Zeit verbracht hatte, hatte er ein paar Tattoos bekommen.
Leider war in Wien damals der Rockabilly angesagt und mit ihrer Mischung aus Schrammeln und Wagner konnten Seiler und Speer damals nur eine kleine Gruppe im Untergrund begeistern. Doch schon bald spielten sie statt auf der Straße in einschlägigen Lokalen. Nach einiger Zeit ebbte dies allerdings ab und die beiden Musiker trennten sich wieder. Unter dem Mädchennamen seiner Mutter (Horvath) zog Anton Seiler - damals noch mit seiner Frau - in ein abgelegenes Haus in den Slums von Wien, die zu jener Zeit langsam zur Wiener Altstadt wurden.

"Ham kummst" und "Horvathslos"

Aufgrund der exzessiven Orgien ihres Mannes trennte sich Bunny Seiler-Moon im Jahr 1964 von Toni Horvath, wie er sich damals nannte. Sie gilt damit als die Urheberin der Scheidung in Österreich, die man damals noch nicht kannte. Dies führte nicht nur zur Gründung der Partei Liberales Forum (heute: Neos), sondern auch dazu, dass Seiler die schmerzhafte Trennung musikalisch verarbeiten musste. Hilfe bekam er dabei von seinem alten Kollegen Albert Speer, der den wehmütigen Text sofort vertonte, den Seiler liebevoll "Ham kummst" (dt.: Nach Hause kommst) nannte. Das Lied wurde sofort ein voller Erfolg, da die Österreicher zu dieser Zeit gerade die Schlager kennen lernten.
Natürlich waren die Zuschauer des damals neu gegründeten ORF brennend daran interessiert, wie es so weit kommen konnte. Darum wurde ein Fernsehteam in die Wiener Altstadt geschickt, um einen Dokumentarfilm über Anton Horvath zu drehen. Da er außerhalb der Band keinen richtigen Job hatte und im Jahr 1965, in dem die Doku gedreht wurde, Musiker noch kein geschützter, anerkannter Beruf war, galt Horvath als arbeitslos. Aus diesem Grund, und um einen Wortwitz einzubauen (was damals üblich war), wurde die Serie Horvathslos genannt. Leider blieben die Einschaltquoten des ORF aus. Im Internet kann man die Folgen von Horvathslos seit 2013 wieder ansehen, natürlich auf YouTube und in digital überarbeiteter Qualität. Für den Text von "Ham kummst" gibt es eine ungefähre Übersetzung ins Deutsche.

Letzte Nacht war ich unterwegs,

dass ich nicht sofort nach Hause komme,
war von Anfang an klar.
Letzte Nacht war ich unterwegs,
ich kann mich nicht erinnern, was gestern war.
Und sie sagt:
Refr.:
"Wenn du noch einmal so nach Hause kommst,
sind wir geschiedene Leute.
Wenn du noch einmal so nach Hause kommst,
hast du die Scheidung, mein Freund!"
Letzte Nacht war ich wieder unterwegs,
Alle haben sie mich eingeladen,
und da sagt man nicht nein, nein, nein!
Letzte Nacht war ich wieder unterwegs
Ich habe mich gut unterhalten,
und da geht man nicht heim, heim, heim!
Und sie sagt:
Refr.
Letzte Nacht war ich nicht mehr unterwegs,
ich war um 8 Uhr (abends) zu Hause, mit Blumen und Sekt.
Letzte Nacht war ich dann doch noch unterwegs,
Denn auf dem Tisch lag ein Brief, und meine Frau, die war weg, weg, weg.
Und sie schreibt:
Refr.2:
Wenn du noch einmal so nach Hause kommst,
dann ist mir das egal.
Wenn du noch einmal so nach Hause kommst, dann viel Spaß,
denn ich bin fort.
Jetzt hast du, was du wolltest,
wir sind geschiedene Leute.
Die Kinder wirst du in nächster Zeit nicht sehen.
Den Hund bekommst du auch nicht,
Und das Haus gehört mir.
Und wenn du das nicht glauben kannst,
es steht im Scheidungspapier - schwarz auf weiß.
Refr.3:
Wenn du einmal zu mir nach Hause kommst,
rufe ich die Polizei.
Wenn du einmal zu mir nach Hause kommst,
wirst du (ins Gefängnis) eingesperrt.
Und es geht: Tatü tata, tatü tata, tatü tata, Was will denn dieser Pichler/Pilcher hier?


Analyse von Ham Kummst: Die literarisch sehr hohe Qualität dieses Liedes und die Tatsache, dass viele Worte des damals gesprochenen Österreichisch über die Jahre verloren gingen (oder heute eine ganz andere Bedeutung haben), machen die Übersetzung eher schwierig. Beispielsweise die Passage "letzte Nocht wor schware Partie fia mi", die doch sehr häufig vorkommt, machte die Übersetzung nahezu unmöglich. Mit "Partie" kann sowohl das Kartenspiel (eine in Österreich weit verbreitete Form des Glücksspiels) oder aber eine Tour (in dem Fall: Sauftour) gemeint sein.
Um wen es sich bei dem Mann namens "Pücha" (dt.: Pichler oder Pilcher) handelt, ist ebenfalls unklar. Zu der Zeit, zu der das Lied populär war, gab es keinen Prominenten in Österreich mit diesem Namen. Die Zeile "Wos mocht der Pücha da?" (dt.: "Was will denn dieser Pichler/Pilcher hier?") gibt nach wie vor Rätsel auf. Eine Theorie besagt, dass die Ex-Frau von Seiler (der sich zu dieser Zeit Horvath nannte) von einem Mann namens Pilcher/Pichler "getröstet" wurde. Möglicherweise gab es aber schon vorher einen Seitensprung von Bunny Seiler-Moon mit einem Mann, der den Nachnamen Pichler oder Pilcher hatte.
Nach der zweiten Strophe gibt es plötzlich eine Variation des Refrains, nach der dritten Strophe sogar eine weitere.
Aufgrund der prosaischen Erzählform des Textes und dem kaum verwendeten Reim, kann das Lied als Ballade bezeichnet werden. Seine lyrische Qualität ist mit der des Nibelungenliedes, der Edda oder der Völuspa vergleichbar, die komplexe Melodie geht in Richtung Technical/Progressive Rock, Jazz oder Neo-Klassik. Sie ist auf komplizierte Skalen (womöglich aus der Barockzeit?) aufgebaut, die es leider in der modernen Musik gar nicht mehr gibt.

Weitere Erfolge und Auflösung

Gemälde von Seiler und Speer eines unbekannten Künstlers (um 1968

Da keiner der beiden Musiker Schlagzeug spielen konnte, wurde der Volksschuldirektor Mag. Rudolph Viehmoser aus Wien für die diversen Perkussionsinstrumente, die Seiler und Speer verwendeten, verpflichtet. Ein klassisches Drumset hatte die Band nie, das es Speer "zu amerikanisch" war (O-Ton Albert Speer, ca. 1968).
Durch die 68er-Bewegung verbreitete sich der neue, frische Stil aus Österreich rasch in der ganzen westlichen Welt.
Seiler und Speer wurden sogar damit beauftragt, die Titelmusik der Serie Weihnachtsmann und Co.-KG zu verfassen, natürlich inklusive Text. Es existiert ein dazu passendes Musikvideo, das von MTV und VIVA allerdings nie gespielt wurde. Bis heute weiß daher niemand, dass dieses bekannte und beliebte Lied von S&S stammt.
Von 1970 bis 1980 wurden von Seiler und Speer insgesamt fünfhundert Alben veröffentlicht. Keine der Singles konnte allerdins an den Erfolg von "Ham kummst" anschließen. Dennoch ist das Gesamtwerk mit dem Nibelungen-Zyklus von Richard Wagner vergleichbar.
Anfang 1981 befanden Seiler und Speer sich auf einer Europatournee. Albert Speer klagte über Schmerzen in der Brust und erlag kurz darauf einem Herzinfarkt. Dies war das Ende von Seiler und Speer und erklärt, warum dieses Duett kaum in den USA bekannt ist und erst postum im asiatischen Bereich seine Berühmtheit erlangte.
Seiler und seine steirische Harmonika versuchten noch, das Projekt weiterzuführen - allerdings mit mäßigem Erfolg, war doch die Musik von Albert Speer ein Markenzeichen der Band mit hohem Wiedererkennungswert.
Anton Seiler-Horvath starb übrigens 2004 an Unterkühlung in seiner Wohnung am Rande von Wien. Verschiedenen Theorien zufolge war er allerdings schon vor seiner Erfrierung an einem Snickers erstickt.

Erbe, Religiöser Kult und Denkmäler

  • Die Texte von Seiler und Speer sollten nach Möglichkeit nicht übersetzt werden. Wenn es geschieht, wird laut Kultisten der Band nur ungefährer Teil der Erhabenheit des Textes wiedergegeben. Anhänger des Kultes um die Band sollen daher die österreichische Sprache so gut wie möglich erlernen.
  • Der Flügelaltar im Stift Melk an der Donau ist Seiler und Speer geweiht.
  • Neben Wien und Salzburg gilt nun auch St.Pölten als beliebtes Reiseziel für Asiaten und andere Liebhaber der klassischen Musik aus Österreich, da St.Pölten die Geburtsstadt von Sänger Seiler ist.
  • In China gibt es sogar eine Coverband von Seiler und Speer.
  • Seiler und Speer werden im Ausland oft zu Künstlern wie Falco, Mozart oder Hermann Nitsch gezählt.

Einfluss

Seiler und Speer haben nicht nur mit ihren literarisch hochwertigen Texten und ihrer unglaublich vielschichtigen, technisch sehr komplexten Musik eine ganze Reihe von Bands inspiriert, sondern gelten auch als die Vorreiter des modernen Progressive Rock.
Zu den Bands, die sich auf Seiler und Speer berufen, zählen unter anderem

Prominente, die den Einfluss von S&S nicht leugnen können sind u.a. Falco (der ein noch größerer Fan von Seiler und Speer als von David Bowie gewesen sein soll...), Hans Söllner, Edmund Sackbauer, Roland Düringer, Josef Hader, Heinz Fischer und Alt-Papst Benedikt XVI.


Linktipps: Faditiva und 3DPresso